„Polit-Nachwuchs auf Hasch-Trip“. Diese Schlagzeile der „Kronen Zeitung“ war zu erwarten gewesen. Zumindest Neos-Chef Matthias Strolz hätte es wissen müssen: So wie seine Partei das mit dem Beschluss zur Freigabe von Cannabis aufgezogen hat, funktioniert das in Österreich nicht. Eine differenzierte Diskussion ist so nicht zu erreichen.
Strolz hätte sich das vorher überlegen müssen. Statt dessen gerierte er sich in der ZIB 2 bei Armin Wolf beleidigt und aggressiv nach der Art eines Heinz Christian Strache und Kommilitonen. Nie werde er zur Bildungs- oder Wirtschaftspolitik in den ORF gebeten, zur Cannabis aber schon, jammerte er mehrmals. Man habe vergangenes Wochenende 13 Beschlüsse gefasst, wovon 12 niemanden interessierten. Auch den Strache-Trick mit der Schubumkehr in einem Interview versuchte er: Ja, er habe früher Hasch probiert – und „wie ist das mit Ihnen Herr Wolf?“
Politisch interessant ist nicht so sehr der Vorstoß der Neos zur Cannabis-Freigabe. Erstens waren schon andere vor ihnen da, zweitens ist das ein Thema, das anderswo schon abgehandelt ist (positiv übrigens), in Österreich aber erst mit der üblichen Verzögerung hysteriefrei zu diskutieren sein wird. Politisch interessant ist, dass Strolz und seine Neos es nicht schaffen, eine Sache a) anders anzugehen als vor ihnen das LIF oder früher auch die Grünen, und b) kommunikationstechnisch einfach dilettantisch agieren. Das war so bei der EU-Wahl mit der Privatisierung des Wassers und bei der Vorarlberger Landtagswahl mit der Abschaffung der Wohnbauförderung.
Wenn die Neos aus der Personalnot eines schnellen Wachstums der Partei schon keine Tugend machen können, dass müsste sich zumindest Strolz persönlich um Vor- Aufbereitung und Präsentation der Kernbotschaften durch die Spitzenkandidaten kümmern. Es ist schon erstaunlich, dass ein Kommunikationsexperte wie Strolz das bisher nicht hinbekommen hat. Vielleicht sollte er sich bei seinen Wald- und Klosterbesuchen über dieses Manko nachdenken. Dann könnte ihm einfallen, dass man ein Thema wie die Cannabis-Freigabe in Österreich nur mit einer durchdachten Strategie thematisieren kann, so dass sich die Öffentlichkeit daran gewöhnt. Die Pro-Argumente hätten die Neos auf ihrer Seite.
In Österreichs Politik mit dem fatalen Hang zur Simplifizierung muss ein Parteichef einfach wissen, welchen Angriffen, Diffamierungen und Verdrehungen er sich und seine Partei bei Themen wie Drogen etc. aussetzt. Da nützt es auch nichts, wenn er trotzig meint: „Die Neos sind nicht gekommen, um zu lügen“. Stimmt! Sie sind aber hoffentlich auch nicht gekommen, um sich permanent ins Knie zu schießen. Ohne Not noch dazu!
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