„Kann es sein, dass die Wahl jetzt um den Penis von Anthony Weiner geht?“; „Diese Wahl ist ein Witz“: Männergespräch in einem New Yorker Bus. Wenn es denn so wäre, dann wäre die Präsidentenwahl in den USA am kommenden Dienstag wohl eine einzige Belustigung. Wer um Himmels willen ist denn Anthony Weiner? Er wäre aber nicht der einzige Spaßfaktor.

Das FBI hat also tausende Emails von Huma Abedin auf dem Server ihres Mannes Anthony Weiner, ob nun schon Ex oder nicht, gefunden als sie diesen wegen sexueller Belästigung einer 15jähringen untersuchten – und teilten elf Tage vor der Wahl der Öffentlichkeit mit, dass vielleicht auch geheime Mails Clintons dort gelandet sein könnten. Wer um Himmels willen ist denn Huma Abadin? Die engste Beraterin Clintons. Das hat die Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, bereits so schwer in Bedrängnis gebracht, dass letzte Umfragen wieder von einem Kopf-an-Kopf-.Rennen mit Donald Trump sprechen. Weiner, der wegen anzüglicher SMS-Fotos bereits seine politischen Ambitionen begraben hatte müssen, hat sich inzwischen in eine Rehaklinik für Sexsüchtige zurück gezogen.

Das Ganze nennt sich dann Kampf um das mächtigste Amt der Welt. Was hatte er in der letzten Phase noch so an Unterhaltung zu bieten?

Die Frage, ob Trump mehr kann als „morgens die Pressemitteilungen über sich zu lesen, dann die Fernsehberichte über sich anzusehen und schließlich den Rest des Tages über sich zu reden“, wie die Kolumnistin der „New York Times“ bei einer Veranstaltung zum Gaudium des Publikums sagte.

Die Frage, wie arrogant oder einfältig das Team Clinton eigentlich sein kann, wenn die Vorsitzende der Demokratischen Partei, Dona Brazile, gleichzeitig Kommentatorin des TV-Senders CNN, Clinton vorab der zweiten Debatte mit Trump Informationen über die vom Sender vorbereiteten Fragen zukommen lässt. Worauf sie den CNN Job los ist. Die Kombination von Parteivorsitzender und CNN-Mitarbeiterin allein hat schon Unterhaltungswert.

Die Frage, wessen sexuelle Belästigungen schlimmer sind, jene Trumps oder jene Bill Clintons vor Jahrzehnten. Bevor die Geschichte mit Weiners eindeutiger Pose aufgetaucht ist, haben diese Themen einen Gutteil der Wahlauseinandersetzung der letzten Wochen beherrscht.

Die Frage, wer nun als erste(r) Zweifel geäußert hat, dass Barack Obama tatsächlich in den USA geboren wurde – Hillary Clinton im Kampf um die Nominierung 2008 oder Trump als ihr Epigone sozusagen etwas später. Nach acht Jahren im Weißen Haus wird noch immer die Frage in TV-Shows diskutiert, ob Obamas Präsidentschaft „rechtmäßig“ ist und war. Diese Art von Politikverständnis hat schon etwas Komisches.

Die Tatsache, dass der Führer der amerikanischen Nazi-Partei, Rocky Subayda, in Trump „die Chance sieht, eine nationalistische Bewegung“ zu gründen – und dies niemanden aufregt. So ein Spaß aber auch wenn bei Trump Veranstaltungen „Jew-S-A“ gebrüllt wird.

Und welche Hetz, wenn zum ersten Mal in der Geschichte der USA eine Großpartei einen Kandidaten nominiert, der noch nie ein öffentliches Amt innegehabt und sich noch nie irgendeiner Wahl gestellt hat und von dem viele glauben, er hätte das mächtigste Amt im mächtigsten Staat der Welt gar nicht angestrebt. Und wenn viele Beobachter glauben, dass niemand mehr überrascht auf dem Weg ins Weiße Haus ist als Trump selbst. Weltpolitik als Comedy Central, gewissermaßen.

Und was wird es erst zu Lachen geben, sollte es in einer Woche ein Unentschieden geben und das Repräsentantenhaus zu entscheiden haben. Hillary Clinton wird die Mehrheit der Republikaner wohl eher nicht küren.

Dann gibt es einen nazistischen Egomanen im Weißen Haus, der eigentlich nicht weiß, wie genau er dorthin kommen konnte. Das wäre dann allerdings eine Horror Show ohne Witz.

Bloomberg Politics https://www.youtube.com/watch?v=6ru6uvTq39I