Pegida und Lutz Bachmann sei Dank! Die erhöhte Aufmerksamkeit, die das Verbot der Demonstration in Dresden am Montag wegen Morddrohungen dem Verein und ihrem Gründer brachte, hat nämlich einige interessante Zusatzinformationen zu Tage gefördert. Medialen Kolateralgewinn, sozusagen.
Da kam zum einen ans Licht, dass sich Bachmann auf der Webseite seiner Fotoagentur „hotpepperpix“ der Zusammenarbeit mit dem Springer-Verlag, also einem Vertreter der „Lügenpresse“ (Pegida-Propaganda) rühmt. Zum anderen, wie der „Tagesspiegel“ schreibt, dass Bachmann bei der „Bild“-Zeitung als sogenannter Leserreporter unterwegs war.
So schnell kann’s gehen. Da wird in Printmedien stundenlang darüber diskutiert, wie man die „aktive Mitarbeit“ der Leser nutzen, ihre „Bindung“ an das Produkt stärken kann. Da sehen manche Verlage das zukünftige Heil ihrer Printzukunft im sogenannten „citizen journalism“, mehr schlecht als recht mit Bürgerjournalismus übersetzt. Und denken diesen Trend nicht wirklich zu Ende. Wer wird sich schon die Mühe machen, all jene zu überprüfen, auf die sie sich da einlassen? Hauptsache die Chance auf mehr Klicks im Internet auf der Online-Plattform ist intakt.
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Pegida ist also in aller Munde, auch in jenem der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Mit den Auslassungen und Aktivitäten des Vereins und den Gründen, warum er für so viele Bürger in Dresden und anderswo so attraktiv erscheint, setzen sich die Medien zu Recht auseinander. Inhaltlich ist das ihre Pflicht. Andrerseits bringt die Aufregung auch Klicks. Dann entsteht etwas, das die Amerikaner so benennen: A gift that gives on giving. Die Erregung bringt Klicks, diese verstärken die Erregung und so weiter und so fort.
Auch das wird nicht zu Ende gedacht. Wenn nur mehr wichtig ist, was Klicks bringt, geben die Journalisten ihre Einordnungsfunktion ab. Das ist zwar bequem, grenzt aber schon scharf an Selbstaufgabe der Medien. Denn im Umkehrschluss hieße es wohl: Was im Internet nicht auf erhöhte Aufmerksamkeit stößt, ist der Betrachtung nicht wert. Umgekehrt: Nur was Klicks bringt, wird extensiv berichtet. Berichterstattung per Maus also.
Dann machen Sie einmal den Test: Jeder Beitrag, der im Titel die Worte „Demokratie“ oder „Verfassung“ oder „Budget“ oder „Bundeshaushalt“ oder „Länderkompetenz“ trägt, ist extrem „klick“-arm. Das heißt, an einer Debatte über diese Begriffe besteht kein Interesse.
Man könnte natürlich fantasievoller an die Titel herangehen, um Zugriffe im Internet sicher zu stellen: Sex mit Verfassung verbinden, etwa, irgendwie. Oder Bundeshaushalt mit Kochkunst.
Im Grunde genommen aber ist der Klick-Journalismus gefährlich. Er verführt Medien dazu, ihre Kernaufgabe, Kontrolle und Beobachtung der demokratiepolitischen Entwicklung zu vernachlässigen. Auf dass dann alle aus gegebenen Anlässen Überraschung mimen. So wie in Dresden!
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