Hätte Petzner doch geschwiegen!

Es gibt in diesen Tagen wohl kaum Trivialeres als sich mit Stefan Petzner zu beschäftigen. Aber er hat sich am Wochenende als „Haiders Schatten“ flächendeckend in den Sonntagszeitungen vermarktet. Also sei’s drum.

Der eine Satz, der nun aus dem Buch auf und ab zitiert wird, weil manche glauben, Jörg Haider sieben Jahre nach seinem Tod noch immer entzaubern zu müssen, beschreibt Haider als „trivialen“ Politiker. Da hat Petzner wohl etwas durcheinander bekommen oder versäumt, die Bedeutung des Begriffs „trivial“ zu überprüfen: Unbedeutend, unwichtig, gewöhnlich, unauffällig. Unauffällig war Haider schon allein wegen seiner Verhaltensauffälligkeit in den 21 Jahren seiner politischen Tätigkeit nicht. Als unbedeutend und unwichtig hat ihm kaum jemand eingeschätzt, nicht die Journalisten, nicht die Kärntner und nicht  Vertreter der SPÖ und ÖVP.

Petzner dürfte sein eigener Widerspruch nicht aufgefallen sein: In einem Interview bezeichnet er Haider als „die prägendste (sic!) politische Figur der Zweiten Republik“ neben Bruno Kreisky und dann eben als triviale Person. Und, wie bitte, wird man als unbedeutende Person zum prägendsten Politiker. Er hätte doch ein Wörterbuch zur Hand nehmen sollen.

Petzner ist ein nicht unsympathischer Mann, wenn man vergisst, dass er vor sieben Jahren mit 27 nach Haiders Unfalltod jedes altersadäquate Verhalten vermissen hat lassen. Und er ist ein guter Vermarkter – zuerst von Jörg Haider und nun seiner selbst. Vieles, das nun aus dem Buch zitiert wird, ist nicht neu, einiges Bestätigung von Vermutungen. Die absichtliche Verwendung von NS-Codes zur Stimmenmaximierung im Retro-Nazi-Eck war immer schon bekannt, wenn auch von der FPÖ heftig bestritten. Die Bestätigung der Existenz von Geheimkonten in Liechtenstein ist jetzt nur insofern interessant, als man auf die Konsequenzen daraus gespannt sein darf. Follow the money, heißt es ja. Wen werden die Geldflüsse nach Liechtenstein und zurück an wen, nun interessieren? Und ob überhaupt?

Petzner behauptet, er wolle mit dem Buch etwas zur Geschichtsschreibung beitragen. Das scheint etwas zu hoch gegriffen. Die Geschichte der Zweiten Republik wird deshalb nicht umgeschrieben werden müssen. So bleibt also sein durchaus legitimes Bemühen ein „Abschluss“ für sich selbst. Den hätte er genauso gut nur für sich selbst in einer Art Tagebuch finden können. Den hätte er nicht öffentlich machen müssen. Schreibtherapie nennt man das.  Besser er hätte geschwiegen – oder nicht doch noch so viel verschwiegen.

Der jetzige Polit-Berater Petzner hat sich mit dem Buch nichts Gutes getan – so wie mit seinen Auftritten nach Haiders Tod nicht. Ab er hat eben entscheidende junge Jahre in einem Milieu der Selbstbeschädigung verbracht. Solche Prägungen lassen sich offenbar nicht leicht überwinden. Mitunter sind sie am „prägendsten“.

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Luis Stabauer

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fischundfleisch

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