Hillary Clinton? No, please!

Zugegeben es ist völlig unerheblich, was ich von Hillary Clinton halte, ob ich Barbara Bush, Frau des 41., Mutter des 43. US-Präsidenten und Mutter des möglichen Präsidentschaftskandidaten 2016, Jeb Bush, zustimme – oder nicht. Barbara Bush meinte vor Monaten, dass eine Demokratie wie die USA doch mehr als zwei Präsidentschaft-kompatible Familien haben müsse und nicht nur die Bushs und die Clintons.  Zugegeben es ist auch völlig unbedeutend, ob ich für eine Kandidatur Hillary Clintons 2016 bin oder dagegen.

Dennoch hat mich die Nachricht vor ein paar Tagen, Hillary Clinton habe zwei Stockwerke eines Hochhauses in Brooklyn, New York, zutiefst verstört. Sie wird also doch kandidieren. So wurde die Miete jedenfalls medial interpretiert. Und allein dieses, wird sie, wird sie nicht, wird sie doch oder vielleicht, geht mir so auf die Nerven. Auch das unwichtig!

Warum also bin ich überhaupt gegen eine Clinton-Kandidatur 2016? Weil sie eine Frau ist? Damit sich die Feministinnen entspannen: Nein! Eine Kandidatur der US-Senatorin Elisabeth Warren aus Massachusetts hätte durchaus Charme, obwohl die Universitätsprofessorin wahrscheinlich ihrer eigenen Partei, den Demokraten, zu links sein dürfte. Obwohl andrerseits, von einem Schritt in die Mitte wurde noch nie ein Kandidat vor einer Wahl abgehalten.

Nur nicht Hillary Clinton, bitte! Wer ihre Biographie „Living History“ vor zehn Jahren gelesen hat, der kann es vielleicht verstehen. Diese Frau hat ein Anspruchsdenken, das direkt Angst machen kann. Als würde ihr das Leben die Macht schulden. Allein ihre Existenz berechtige sie dazu. Diese Einstellung, gepaart mit einem Schuss Paranoia, also der Überzeugung, alle außerhalb des sogenannten Clinton-Universiums, also des engsten Kreises, wären ununterbrochen darauf aus, ihr Schaden zuzufügen, kann gefährlich sein. Wobei das Groteske daran: Den größten Schaden hat ihr der Herr des Clinton-Universums, Bill, mit Monica Lewinsky zugefügt. Diese wiederum hat sich erst kürzlich im Internet mit dem Vortrag „The Price of Shame“, Der Preis der Schande, einigen Respekt verschafft. Dies nur nebenbei.

Aber nicht nur glaubt Hillary Clinton offenbar, das Leben sei ihr das wichtige Amt im Weißen Haus einfach schuldig, sie lässt auch jede Empathie vermissen. Wer in Zeiten der größten Wirtschaftskrise in den USA seit Jahrzehnten glaubte, 300.000 $ und mehr für eine Rede seien angemessen, weil ja schließlich Häuser und Wohnungen zu finanzieren seien, kann keinen Bezug zur amerikanischen Realität haben.

Und überhaupt das Geld! Es spielte bei allen Skandalen im Clinton-Universum immer wieder eine Rolle. Erst jüngst hat die Starkolumnistin der „New York Times“, Maureen Dowd, eine der schärfsten Clinton-Kritikerinnen seit langem, die Stiftung der Clintons attackiert, weil sie sich unter anderen auch von Saudi Arabien sponsern lasse. Aus ihrer Autobiographie „Living History“ und seiner „My Life“ lässt sich eine gewisse Gier nach Reichtum herauslesen, die nachdenklich machen sollte. Jedenfalls für das wichtigste Amt in der freien Welt.

Aber nicht nur das Anspruchsdenken (warum eigentlich?) und nicht nur der, sagen wir es freundlich, kreative Umgang mit Geld, sondern auch eine gewisse Verschlagenheit sind beunruhigend. Bei keinem Politiker, keiner Politikerin – national oder international – ist der Eindruck einer „versteckten Agenda“, also unausgesprochener Absichten, so deutlich. Da passen die Enthüllungen der letzten Zeit von den privaten Emails in der Zeit als US-Außenministerin, vom Server im eigenen Haus, von den gelöschten Mails und dem „Ach, das wusste ich nicht!“ ganz gut ins Bild.

Eigentlich, so könnte man meinen, müssten die Schatten der Vergangenheit ausreichen, um Hillary Clinton von einer Kandidatur abzuhalten. Es sei denn, sie ist überzeugt, dass für sie andere Regeln gelten als für alle anderen und sie auf dem Gipfel ihrer Selbstüberschätzung ohnehin unangreifbar ist.

Der Subtext ihrer Biographie und mancher ihrer Aussagen scheint darüber hinaus immer zu sein: „Ich bin das Opfer!“ Sollte sie tatsächlich kandidieren und nominiert werden, kann man für den Wahlkampf 2016 nur eine typisch amerikanische Phrase zitieren: You ain’t seen nothing yet! Ihre Gegner werden genug Material finden. Fehlt dann nur noch, dass sie die Frauenkarte zieht.

Fotocredit: huffingtonpost.com

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