„Ich krieg langsam die Krise“

Wirklich schade, dass keine substanzielle und nachhaltige Diskussion über die Auswirkungen eines „shitstorms“ in den social media auf die Arbeit unsicherer und vor allem junger Journalistinnen und Journalisten zustande gekommen ist. Aber so sind wir nun einmal in diesen rasanten Zeiten. Von einer Aufregung zur nächsten, subito! Was geht uns die Frage an, wie demokratiepolitisch verheerend es sein kann und wird, wenn Junge in den Medien mit der berühmten „Schere im Kopf“, auch vorauseilende Selbstzensur zu nennen, arbeiten, weil sie nicht (vor allem) von Kolleginnen und Kollegen auf den Pranger von Facebook und Twitter gezerrt werden wollen. Schade also, dass über die dunklen Seiten der sozialen Medien nicht diskutiert wird.

Nun denn, reden wir über die hellen. Die gibt es auch. Zur Sensibilisierung, zur Nachdenklichkeit, zur Einsicht.

Ein Beispiel aus der jüngsten Zeit. Auf den Blog „Reality Check“ in der „Presse“, der sich mit dem völlig unlogischen Vorgehen des Unterrichtsministeriums bei der Kürzung der Vorbereitungsstunden für die ersten Zentralmatura nächstes Jahr beschäftigte, reagierte Herr E.P. auf Facebook so:

„Ich krieg langsam die Krise, wie da plötzlich BildungsbürgerInnen für ihre Kinder einen Sturm im Wasserglas entfachen wollen. Wenn man Jahr für Jahr hunderttausende Stunden (nicht läppische 12 !!!) bei den (schwerst)behinderten Kindern kürzt, hört man weder eine Silbe von Frau Rohrer oder sonst jemanden. 35% (!!!) der Förderstunden, die zwar nicht auf eine Matura vorbereiten, sondern notwendig wären, um den aller schwächsten wenigstens Lesen Schreiben und Rechnen beizubringen sind weg und es geht so weiter. Man fasst es nicht, in Zeiten der Inklusion.... Wo ist da ihre Stimme Frau Rohrer? Die Gymnasiasten wehren sich zur Recht selber, für diese (schwerst)behinderten Kinder und ihre Eltern ist niemand da, die müssen sich wohl alles gefallen lassen???? Wo ist da ihre Logik?“

Ein völlig berechtigte Frage, die ohne social media so wahrscheinlich nie angekommen wäre. Und eine, die nachdenklich machte. Vor allem, weil man weiß, dass es a) bei behinderten Kindern – und bei schwerst behinderten erst recht – auf Intensität und Ausmaß der speziellen Unterstützung ankommt und diese Kinder bei entsprechender Förderung weit mehr zu leisten im Stande sind als man ursprünglich angenommen hat; und dass es b) in Österreich damit nicht sehr weit her ist.

An der FH Wien (Studiengang Journalismus) gab es vor Jahren eine körperlich schwerst behinderte und talentierte Studentin mit folgender Geschichte: „Hätten sich meine Eltern nicht so für mich eingesetzt, ich wäre in der Sonderschule gelandet – und nicht hier“. Und nicht bei der Sponsion. Und nicht in einem völlig selbstbestimmten Leben.

Herrn E.P. und seiner harschen Kritik sei Dank! Er hat gezeigt, dass ein Thema mehr Facetten hat als der eigene Tunnelblick frei gibt. Das gilt es zu bedenken.

Vielleicht wären eine Email oder ein Brief eine zu große Hürde für eine Spontanreaktion gewesen. So gesehen können soziale Medien einen Mehrwert generieren – wenn sie richtig eingesetzt werden.

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