Sexismus für Dummies ist die Diskriminierung von Frauen. Ein sexistischer Dummy ist meist ein Mann mit seinen anzüglichen und Frauen herabwürdigenden Sprüchen. Ganz so kann das aber nicht stimmen. Denn erstens bedeutet Sexismus die Diskriminierung, Verächtlichmachung etc. „eines der beiden Geschlechter aufgrund ihres Geschlechts“, also auch der Männer. Und zweitens können auch Frauen sexistisch sein – Männern gegenüber, aber nicht nur. Erstaunlich, dass die Abwertung des Mannes durch Frauen allgemein nicht so gesehen oder benannt wird.
Interessant wird die Sache aber, wenn es um sexistische Aussagen oder Verhaltensweisen von Frauen anderen Frauen gegenüber geht. Dazu liefert die Aufregung um die an die Häuserwand beim Wiener Nachmarkt gepickte Vize-Bürgermeisterin Maria Vassilakou einen Anschauungsunterricht. Wer glaubt, nur Männer machten sich über die Grüne lustig und quittierten das Sujet in den sozialen Medien mit „Schwachsinn“ und ähnlichem, der irrt gewaltig. „Oh, Graus“ und andere Freundlichkeiten konnte man dort auch von Frauen lesen. Sind sie also sexistisch? Oder wird hier mit zweierlei Maß gemessen? Oder ist das alles Haarspalterei, weil der Aufschrei ja eigentlich mehr dem seltsamen Humor der Grünen in der Politik gilt als der Person der grünen Spitzenkandidatin? Das wohl kaum, denn es ist erstaunlich, wie viel Zeit und Energie manche sozialen Netzwerker auf das photogeshopte Bild und somit auf das „Aussehen“ Vassilakous verwendet haben. Generell sollte man sich seit Dienstagabend schon überlegen, ob Wien eine so glückliche Stadt ist, in der es kein anderes Problem als dieses Sujet gibt/gab – oder eine so stumpfsinnige.
Die Frage aber, ob auch eine Frau sexistisch sein kann, stellt sich auch bei einem weiteren, viel bedeutenderen, Fall: Hillary Clinton. Nein, sie ist hier nicht „Täterin“, sondern „Opfer“, wenn es nach dem US-Amerikanischen Forschungszentrum „Media Matters for America“ geht – http://mediamatters.org/blog/2015/04/19
Von dieser Medienbeobachtungsstelle aus – und nicht nur von ihr - wurde vor kurzem der schwere Vorwurf erhoben, die Starkolumnistin der „New York Times“, Maureen Dowd, sei in ihren Kommentaren über Hillary Clinton nicht nur antifeministisch, sondern absolut sexistisch. Sie schreibe Clinton männliche Verhaltensweisen zu und meine dies abwertend für die Kandidatin: Machthungrig, maskulin, dominant. Dowds Artikel über Hillary Clinton seien voll von sexistischen Ausdrücken.
Nachdem Dowd noch nie viel für Hillary Clinton übrig hatte, könnte man getrost von einem 20jährigen Zickenkrieg sprechen, wäre das nicht auch rassistisch – mit den Fingern einer Frau getippt. Wer aber glaubt, Dowd bereite für den kommenden Wahlkampf um die US-Präsidentschaft 2016 die Mutter aller sexistischen Schlachten gegen Clinton vor, der dürfte sich irren. Denn selbst in dem jetzt so heftig kritisiertem Artikel fordert sie Clinton eigentlich zum Schluss auf, es den Republikanern zu zeigen – allerdings mit einer wieder etwas unfreundlichen Phrase: B*tch is the new black! Was man nach der Präsidentschaft Barrack Obamas, so verstehen könnte: Nach einem Afro-Amerikaner ein Miststück im Weißen Haus.
Womit die Frage, ob denn Frauen anderen Frauen gegenüber sexistisch sein können, wohl eindeutig beantwortet ist. Und jede Frau mag sich selbst überprüfen, ob sie wirklich immer weit davon entfernt ist.