Landeshauptmann Haslauer, die personalifizierte Heuchelei #fluechtlinge

Am 27. Juli hat Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele in seiner Rede auch zum Thema Flüchtlinge mehrmals den Appell verwendet: „Fürchten wir uns nicht!“

Keine zwei Wochen später hat er seine Worte vergessen, als er sich in der Auseinandersetzung um ein Flüchtlingslager in Wals hinter den ÖVP-Bürgermeister, Joachim Maislinger, stellte, der sich fürchtet – vor Flüchtlingen in der Nähe „seines“ Kindergartens, wie er sagt.

Mehr Heuchelei in so kurzer Zeit geht gar nicht! Dafür gibt es drei mögliche Erklärungen, von denen die erste keinesfalls zutreffen kann.

1.     Haslauer hat einen hervorragenden Redeschreiber, aber den Inhalt des Geschriebenen nicht wirklich verstanden, weshalb er jetzt ganz anders handelt als er vor zwei Wochen gesprochen hat.

2.     Haslauer hat einen hervorragenden Redeschreiber oder ist selbst einer, nur fällt ihm der Widerspruch zwischen seinen Worten und seinen Taten gar nicht auf. Das soll bei Politikern vorkommen.  Es wird vor allem den Chefredakteur der „Salzburger Nachrichten“ kränken, der einen Kommentar mit dem Titel „Diese Rede Haslauers darf nicht folgenlos verhallen.“ Er konnte nicht damit rechnen, dass sich der Redner selbst taub stellen wird.

Und so schrieb Manfred Perterer lobend, dass Haslauer „mit klaren Worten zur aktuellen Flüchtlingskatastrophe den Nerv der Menschen erwischt“ hat. Seine Analyse unserer Angst vor Fremden hätte viele ins Herz getroffen. Der Walser Bürgermeister war offenbar nicht unter den vielen.  Und in den Spiegel, den Haslauer in seiner „rhetorischen Meisterleistung“ uns allen vorgehalten habe, wird sich der Landeshauptmann wohl jetzt nicht schauen können. Haslauer hat nach dieser Analyse „die Menschen auf der Gefühlsebene abgeholt“, aber die Bewohner von Wals dabei offenbar übersehen.  Denn bei dem Streit in Wals geht es hauptsächlich um gekränkte Eitelkeiten, weil ungenügend oder verspätet vom Innenministerium informiert, und um Machtfragen. Und Haslauer eilt mit den gleichen beleidigten Argumenten zu Hilfe. Wenn es in Österreich darum geht, kann ein „Plädoyer für Humanität und Vernunft“ schon  ungehört verklingen – oder schnell vergessen werden.

3. Haslauer rechnet damit, dass sich eine, durch die Hitze abgelenkte, Öffentlichkeit ohnehin nicht an seine Worte vor zwei Wochen erinnert, weshalb ihm bei seinem „Geht nicht“ jetzt aus aktuellem Walser Anlass seine Worte auch nicht im Hals stecken bleiben.  Ende Juli wollte er im Festspielhaus der „Menschlichkeit die Weite geben“. Sehr weit ist er damit nicht gekommen.  „Aber auch gleichzeitig einen Horizont, an dem sie (die Menschlichkeit? Anm.)ihre notwendige Perspektive findet“.  In Salzburg reichen Horizont und Perspektive jetzt aber nicht einmal bis Wals.

Unsere Angst, so Haslauer, vor Fremden und dem Fremden, vor  dem Anderssein und anderen Kulturen hänge auch mit unserem mangelnden „Selbstwertgefühl“ zusammen – frei nach Erwin Ringel. Um dieses muss es dann aber in Salzburg ganz schlecht bestellt sein.

„Von dieser Rede muss mehr bleiben. . .“, forderte Perterer in der SN. Da hat er Recht. Geblieben ist eine noch größere Furcht vor weiteren hohlen Politikerworten in Österreichs Bundesländern und Gemeinden angesichts der jetzigen aktuellen humanitären Krise.

Wir fürchten uns, Herr Landeshauptmann!

PS: À propos Furcht: Fürchten muss man sich dieser Tage auch vor Journalisten, die offenkundig einen Hitzekoller haben. Ihm ist sicher die Wortwahl von Christian Ortner auf dieser Plattform über die verhüllten Touristinnen aus arabischen Ländern in Wien geschuldet: Ekel, Scham, Obszönität. Oder die Ankündigung in großer Aufmachung in „Österreich“: „IS will Österreich in 5 Jahren erobern“.

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