Es gibt Neujahrs-Vorsätze, die sollte man am besten gar nicht erst andenken. Die Erfahrung mit sich selbst und vielen anderen zeigt, sie sind die Zeit nicht wert, die man zu ihrer Formulierung benötigt. Warum zum Beispiel sollte man am 1.Jänner jedes Jahres dem Rauchen auf Dauer abschwören können, wenn man es bis zum 31. Dezember jedes Jahres nicht kann? Gewicht reduzieren, Zeitmanagement verbessern – das sind auch solche Klassiker, die in den allermeisten Fällen nicht funktionieren. Genauso gut könnte man diese Vorsätze Mitte eines Jahres fassen.
Die Absicht, ein bestimmtes Verhalten zu ändern, ist also nicht zeitgebunden. So ist es eher Zufall denn Planung, dass ein Entschluss in den letzten Wochen des Jahres 2016 heranreifte und nun 2017 seiner Umsetzung harrt.
Den Anstoß dazu gab die Einladung zu einer der vielen Diskussionsveranstaltungen, organisiert von einer Privatinitiative. Als Fan jeglicher seriöser zivilgesellschaftlichen Aktivität, sprich Einmischung in das Politische, habe ich die meisten ihrer Einladungen angenommen – mit unterschiedlichem Erkenntnisgewinn, wie das eben bei allen Diskussionsabenden der Fall ist.
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Diese Einladung habe ich aber aufgrund der Liste der Diskutanten abgelehnt, um Verständnis und den Verbleib im Verteiler ersucht. Die Reaktion fand ich einigermaßen überraschend, denn sie unterstellte eine eigenartige Verpflichtung, auch Beiträgen zuzuhören, von denen ich mir aufgrund bisheriger Erfahrungen keinen Erkenntnisgewinn versprach. Ich bin so schneller in der Ecke der Intoleranten gelandet als ich meine Argumente ausformulieren konnte. Die selbsternannten Toleranten erwiesen sich als verblüffend intolerant.
Das war, wie gesagt, ein starker Trigger für den Entschluss: Meine Zeit gehört mir. Ich bin nicht verpflichtet, sie auf Meinungsäußerungen zu verschwenden, die ich intellektuell und moralisch für fragwürdig halte. Ich bin nicht verpflichtet, sie auf einen Diskurs – ob rechts oder links – zu verschwenden, der aufgrund der Rigidität des Denkens auf der anderen Seite keine neue Sichtweise und keine neue Erkenntnisse verspricht. Ich bin nicht verpflichtet, sie auf – in meinen Augen völlig absurden – Behauptungen zu verschwenden. Und ich bin auch nicht verpflichtet, mich in das Eck der Intoleranten drängen zu lassen.
Nicht erst seit den letzten Wochen des abgelaufenen Jahres sondern schon seit geraumer Zeit ist klar: Provokation war zu allen Zeiten ein Mittel der Politik. Jetzt aber wird sie immer öfter als Instrument der Selbstgefälligkeit verwendet. Auch so kann sie politisch durchaus relevant werden, wie die Wahl und das seither nicht weniger kindische Gehabe des kommenden Präsidenten der USA, Donald Trump, zeigen. Nur gibt es keine Verpflichtung, seine Zeit auf dieses Spiel zu verschwenden.
In Österreich sind auch einige Zwergen-Trumps unterwegs. Wenn diese auf einem Podium landen, sollte es jedem frei stehen, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken oder eben nicht.
Dass Spiel ist im Grunde leicht zu durchschauen: Je politisch inkorrekter, je provokanter die Aussagen, desto größer die Chance auf 15 Minuten Ruhm, ohne dass dieser von irgendeinem zivilgesellschaftlichen Wert wäre; ohne dass dieser irgendetwas zur Weiterentwicklung des gesellschaftlichen Situation in Österreich betragen würde.
Wer also außer den Intoleranten, die so sehr auf Toleranz pochen, kann andere dazu verpflichten, sich damit auseinanderzusetzen? Ich bin dafür, dass die Intoleranten – rechts oder links – jede Meinung äußern können, sofern diese im Rahmen der geltenden Strafgesetze bleiben. Aber ich nehme mir die Freiheit, sie zu negieren.
Nein, meine Zeit könnt Ihr nicht haben. Ich verpflichte ja auch niemanden, sich mit meinen Ansichten zu beschäftigen.