Schade um Franz Voves
Man kann es Kollateralschaden nennen. Oder Selbstdemontage in drei Akten. Die Rede ist vom steirischen Landeshauptmann und SPÖ-Landeschef Franz Voves.
Akt 1: Die Festlegung
Akt 2: Der Schock
Akt 3: Der Rückzieher
Die Aussage von Voves vor der Landtagswahl, bei unter 30 Prozent für die SPÖ wäre er dann schon einmal weg, war wohl nur der Versuch, genau ein solches Ergebnis wie am Sonntag zu verhindern. Er hat nicht funktioniert.
Einem Politiker wie ihm musste klar sein, welche Konsequenzen er riskiert.
Wer den Mund so voll genommen hat wie er, vor 2008 mit brutalen testosterongetriebenen Aktionen den damaligen SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer in Bedrängnis gebracht und seither geglaubt hat, sich mit markigen Sprüchen und Aktionen gegen die eigene Partei profilieren zu können – bis hin zur Weigerung letzten November, weiter im SPÖ-Vorstand zu bleiben – der muss gewusst haben: Als Charakterprotz innerhalb der Partei gibt es eine besondere Verantwortung der Redlichkeit.
Voves musste auch gewusst haben, was die markige Selbstbeschreibung noch bei der Stimmabgabe am Sonntag auf die Frage, ob es beim Rücktritt bleiben wird, bedeuten könnte: „Er meint was er sagt und er sagt was er meint.“ Seit Montag wissen wir: Eben nicht!
Dann der Schock am Wahlabend. Dass plötzlich die 0,7 Prozentpunkte unter der selbst auferlegten Grenze nicht mehr „ausschlaggebend“ waren, ist noch verständlich. Politiker sind oft nach solch unerwartet harten Schlägen der Wähler in einem emotionalen Ausnahmezustand. Wir kennen das seit Alois Mocks Auftritt am Wahlabend 1986 als die ÖVP doch nicht die erwartete Mehrheit erreicht hatte. Wir kennen das auch seit Gerhard Schröders Gehabe bei der TV-Elefantenrunde nach verlorener Wahl 2005, als sich viele Zuseher wunderten, ob er das Ergebnis überhaupt begriffen habe und ob der damals zur Schau gestellte Protz vielleicht irgendwelchen Substanzen geschuldet ist.
Ergo ist auch erklärbar und sogar verständlich, dass Voves am Sonntag Abend nicht sofort wusste, was er in dieser Situation zu tun hat. Hinzu kam sicher noch das „gute Zureden“ all jener in der Partei, die mit Funktionen und Standing innerhalb der SPÖ von seiner Obmannschaft abhängen oder profitieren. Aber jemand wie Voves hätte das durchschauen sollen.
Und dann wäre da noch die ungeregelte Nachfolge. Ganz offensichtlich hatten viele mit Voves geglaubt, seine Drohung würde schon wirken. Die Nachfolgefrage blieb daher in Vorbereitung auf das „Undenkbare“ ungelöst.
Und das führt zum Übergang zum 3.Akt, den Rückzieher: Am „Tag danach“, an dem Voves und andere in der SPÖ schon klarer hätten denken können und müssen, wäre die einzig wünschenswerte Variante Ehrlichkeit gewesen. Jeder hätte verstanden, wenn Voves sein vorläufiges Verbleiben mit der ungelösten Nachfolgefrage erklärt hätte – und nicht mit den bei österreichischen Politikern so gebräuchlichen: Ich bleibe aus Verantwortung für das Land oder Staatsverantwortung und was dergleichen hohle Phrasen mehr sind.
Warum genau aber sollte man Voves nicht durchgehen lassen was man bei anderen mit Achselzucken zur Kenntnis nimmt? Weil er sich am Rande einer Diskussion im ORF nach der Landtagswahl 2010 als überaus einsichtiger, grundvernünftiger, logisch analysierender Politiker und als jemand gegeben hat, der unabhängig von jeder Parteiideologie weiß, was notwendig wäre – jedenfalls bis zum Beweis des Gegenteils.
Und diesen Beweis hat er am Montag angetreten. Schade, eigentlich!
Werde Teil unserer Community und nimm Kontakt zu Journalisten und anderen interessanten Bloggern auf. Registrier dich kostenlosund begeistere unsere Community mit Kommentaren oder eigenen Texten/Blogbeiträgen.