Vergesst das „Niemals wieder“!

Wie hohl doch manche Worte klingen. Niemals wieder ein Holocaust – und die Alliierten im Zweiten Weltkrieg wussten davon. Niemals wieder ein Genozid wie in Ruanda 1994 unter den Augen einer UN-Friedenstruppe (United Nations Assistance Mission in Rwanda), der USA, Frankreichs, Belgiens und Großbritanniens als die Hutu-Mehrheit 75 Prozent der Tutsi-Minderheit auslöschte. Niemals wieder ein Massaker wie in 1995 in Srebrenica unter den Augen einer UN-Friedenstruppe, als 8.000 Bosniaken ermordet wurden.

Nie wieder? Und wieder ein „Todeslager“ in der „tiefsten Hölle“ – jetzt eben im palästinensischen Flüchtlingslager Yarmouk in Syrien, das laut Medienberichten fast zur Gänze von der Terrormiliz IS (Islamischer Staat) eingenommen wurde.

Und wieder die hohlen Worte eines UN-Generalsekretärs, dieses Mal von Ban Ki-moon: Im syrischen Horror sei das Flüchtlingslager in Damaskus die „tiefste Hölle“, eine „humanitäre Katastrophe von epischen Ausmaß“.  Die Welt könne nicht einfach zusehen? Kann sie nicht? Doch! Ban Ki-moon klagt, die EU warnt, das Rote Kreuz fordert – und sonst? 16.000 Menschen sind eingeschlossen, ohne Versorgung, schreibt die internationale Presse. Na und? Mit der Terrormiliz des IS hat niemand gerechnet? Wirklich nicht?

In Yarmouk leben laut Medienberichten hauptsächlich Flüchtlinge des Arabisch-Israelischen Krieges 1948. Ist die Welt seither überhaupt aufgewacht, fragt man sich nach der Lektüre des Buches „Während die Welt schlief“ von Susan Abulhawa (http://www.theologiestudierende.de/2014/03/12/gelesen-waehrend-die-welt-schlief-von-susan-abulhawa/

Das Bedrückende daran ist nicht so sehr das Fehlen jeder Strategie der „Welt“, wie dem Menschen im „Todeslager“ zu helfen wäre oder die Flucht der UNO in weitere hohle Worte – auch das, aber nicht nur –, sondern das Schweigen. In den Staatskanzleien, wie es so umständlich heißt. In den Medien. Yarmouk ist aktuell den großen US-Zeitungen „New York Times“ und „Washington Post“ keine Meldung wert, jedenfalls nicht online. Und wenn eine Recherche im Netz nicht trügt, dann auch allen anderen Medien nicht.

Rauchverbot in Österreich in drei Jahren,  Kandidatur Hillary Clintons in zwei Jahren – das hat schon was, oder? Aber über 3.000 Kinder in Yarmouk? Warum sich dem widmen, wenn ohnehin niemand etwas tun kann? Das Schweigen ist die humanitäre Katastrophe. Immer wieder!

Daran sollte man denken, wenn wieder jemand bedeutungsschwanger das „Niemals wieder!“ in den Mund nimmt.

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bewegter weg

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Richard Krauss

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Silvia Jelincic

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Dieter Knoflach

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fischundfleisch

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