Aus gegebenen Anlass, aktuellem noch dazu, lohnt es sich über Folgendes nachzudenken: Den meisten Politikern und Politikerinnen auf allen drei Ebenen, der nationalen, regionalen und kommunalen, scheinen die Widersprüche zwischen ihren Reden und ihrem Tun nicht aufzufallen.
Immer wieder, so auch jüngst, gibt es Auftritte, bei denen sich jeder halbwegs informierte Zuhörer fragen muss: Warum ersticken sie eigentlich nicht an ihren eigenen Worten? Der aktuelle Anlass sei verschwiegen, die Akteure auch. Es wäre nicht fair. Ich hätte umgehend reagieren müssen...
Das aber verbot das gute Benehmen. Selbstbeherrschung war das Gebot der Stunde. Der Anlass war von jemanden anderen organisiert und jemandem anderen gewidmet. So einen stört man nicht. Es ging um Medien und Journalismus. Von den Offiziellen wurde die Bedeutung des Qualitätsjournalismus hervorgehoben, kritisches Hinterfragen und gesellschaftliches Korrektiv als Hauptaufgabe definiert.
Diese Worte kamen von denselben Offiziellen, die mit Millionen Steuergeld Produkte am Leben und am Markt halten, denen genau all dies kein Anliegen zu sein scheint. Denselben Offiziellen, die in ihrem Bereich nichts weniger wollen als kritisches Hinterfragen ihres Tuns; die nichts weniger wollen als irgendein Korrektiv. Und wie hängt das alles zusammen? Ziemlich dicht und ziemlich einfach:
1. Mit Werbegeld aus öffentlichen Mitteln wird eine Marktverzerrung finanziert, welche langfristig das Ende eben jenes Qualitätsjournalismus bedeuten könnte, den sie aus gegebenen Anlass eben beschworen haben.
2. Mit eben diesen Geldern wird die Zukunft einer gesunden demokratischen Entwicklung ruiniert. Die Jungen halten jene journalistischen Plunder-Produkte tatsächlich für Medien, wenn auch wenig glaubwürdige, wie Umfragen gezeigt haben. In den Schulen hat Medienkompetenz keinen großen Stellenwert, weshalb die Jungen auch nicht lernen, Qualitätsjournalismus von Beliebigkeitsjournalismus zu unterscheiden.
3. Die öffentlich unterstütze Marktverzerrung schwächt die ökonomische Situation in anderen Medien, weshalb diese immer weniger kritischen Journalismus, finanziell aufwändig, finanzieren können. Vernachlässigen Medien aus Gründen der Ökonomie und daher der fehlenden Human Ressources aber ihre Kernkompetenz, die Kontrolle der Mächtigen, wird das zu einem demokratie- und gesellschaftspolitischen Problem führen.
Diese Offiziellen machten nicht den Eindruck als fiele ihnen die Diskrepanz zwischen dem hohen Lied, das sie da über den heimischen Journalismus sangen, und ihrem tatsächlichen Tun, der Finanzierung eines Journalismus mit allen, auch unlauteren Mitteln, auch nur eine Sekunde lang auf. Sie wurden nicht einmal rot vor Scham. Sie hüstelten nicht, weil ihnen die Worte nicht im Hals stecken geblieben sind. Sie waren sich ihrer eigenen Widersprüche nicht einmal im Ansatz bewusst. Jedenfalls ist das zu hoffen, denn bewusste Scheinheiligkeit der Offiziellen bei einem Anlass, der eigentlich Anstand, Haltung und Mut zelebrieren sollte, wäre noch viel schlimmer gewesen.
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