Warum Ursula Stenzel sich weiter in den Spiegel schauen kann

Und Ursula Stenzel ist eine ehrliche Politikerin:

Die Bezirksvorsteherin des 1. Bezirks in Wien hatte absolut recht, wenn sie ihre Entscheidung, am 11. Oktober für die FPÖ anzutreten, mit den Worten begründet: „Ich bin nicht machtgeil.“ Sie ist nämlich nur nicht „liquid“. Den Wechsel zu den Freiheitlichen musste sie offenbar vollziehen, weil sich eine unabhängige Kandidatur mangels unterstützender Geldgeber weder organisieren noch finanzieren hätte lassen. Das wäre als ihre persönliche Niederlage zu werten gewesen.

Die ehemalige EU-Abgeordnete der ÖVP hatte auch absolut recht, dass sie mit der FPÖ die „erfolgsversprechendere Variante“ gewählt hat. Sie hat in ihrer Umgebung offenbar weder das personelle noch organisatorische Potenzial, eines parteifreien Wahlkampfs.

Die ehemalige ZIB-Moderatorin hatte absolut recht, wenn sie sich als „Signal“ sieht, dass die FPÖ „wählbar ist und sein muss“. Wer nämlich den Unterschied zwischen Ausgrenzung und Abgrenzung nicht versteht, sondern lediglich die Diktion der neuen Herren übernimmt, kann kein Problem mit seiner eigenen Signalwirkung haben. Der kann sich sogar als „Zeichen der Öffnung der FPÖ“ missverstehen. Kein Problem.

Und Ursula Stenzel ist eine ehrliche Frau. Sie sagt jetzt wiederholt „ehrlich“ etwas.

Sollte also jemand nach der Pressekonferenz mit dem „Küß-die-Hand“ FPÖ-Chef geglaubt haben, Stenzel werde sich für den Rest ihrer Tage ob dieser Schmierenkomödie nicht mehr in den Spiegel schauen können, weiß spätestens seit ihrem ZIB 2 Auftritt am Dienstag, wie daneben er mit dieser Annahme liegt. Den Blick in den Spiegel muss nur jemand fürchten, der sein Tun irgendwie reflektiert.

Nach diesem Auftritt wird man wohl alles, was man je über selbstgerechte Männer gedacht und vielleicht sogar geschrieben hat, relativieren. Und die Hoffnung begraben, dass Frauen aufgrund ihrer Fähigkeit, sich selbst in Frage zu stellen, viel weniger in der Lage wären, in der eigenen Selbstherrlichkeit zu erstarren. Das war’s dann!

Aber was soll man noch viele Worte über eine einst tüchtige Frau in der Politik verlieren, die nun sagt: Die FPÖ beweise in der Asylpolitik als einzige Partei „Realitätssinn“: Abschiebungen in Herkules-Flugzeuge, wo Asylwerber „so viel schreien können wie sie wollen“.  Ist das der „Realitätssinn“, den jemand mit  „christlich-jüdischer“ (Stenzel: Ich über mich, Anm.) Herkunft vertreten kann?

Einzig überlegenswert wären jetzt zwei Dinge:

1.     Ob die Politik selbst in der kleinen österreichischen Welt schon so aus den Fugen geraten ist, dass immer mehr Verrücktheiten zu Tage treten?

2.     Warum durchaus erfolgreiche Männer und Frauen nach einer zu langen Zeit im polit-medialen Bereich meist zur radikalen Selbstbeschädigung neigen. Nur wenige können in Würde die Realität akzeptieren.

Der Rest ist Mitleid!

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