Wehrt Euch, Ladies – und schämt Euch!

Also das war schon ein sehr lustiger Abend vor einiger Zeit in der Volkshochschule im 9. Bezirk zum Thema „Sprache und Macht“. Zwei Frauen, ein Mann als Diskutanten. Der Herr Professor konnte sich gar nicht genug ideologisch über die Sprache als Mittel der Machtausübung auslassen. Ausgerechnet! So merkte er seinen eigenen Widerspruch nicht, als er die Wörter ergriff und überhaupt nicht mehr losließ. Wenn es denn schon sein musste, so holte er sie sich sofort wieder zurück, indem er den beiden Frauen ins Wort fiel. So ichbezogen muss man einmal sein! Er registrierte nicht einmal das verdeckte Lachen im Publikum.

Sprache ist Macht, eben! Der Mann betrieb also „manterrupting“,  was so viel bedeutet wie „Männer schneiden Frauen das Wort ab“. Der Begriff kommt natürlich aus den USA und bezieht sich auf neueste Untersuchungen, wonach Männer bei Reden, Diskussion und überhaupt andere zwei Mal so oft unterbrechen wie Frauen – und sie Frauen drei Mal häufiger ins Wort fallen als den eigenen Geschlechtsgenossen. Das Gegenmittel wäre dann eben STFU (Shut the f*ck up). Aber wer wird sich schon so unweiblich verhalten?

Was da in dem kleinen Saal in der VHS geschah, bliebt in der VHS. Was sich aber vor Kurzem bei einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion in den USA über Frauen im Technologiebereich und Genderfragen überhaupt abspielte, löste einen wahren Hype in den sozialen Medien aus. Dort konnte nämlich Google-Chef Eric Schmidt bei einer Diskussion mit der obersten Technologie-Beauftragen der USA, Megan Smith, nicht an sich halten.

Er wurde schließlich von einer Mitarbeiterin des eigenen Konzerns sozusagen vorgeführt: Ob er denn nicht merke, wie oft er Smith unterbrochen hat? Die Fragestellerin war – und es wird immer amüsanter – ausgerechnet Judith Williams, die bei Google den Bereich Talentmanagement und Vielfalt leitet, eine Abteilung also, die sich weltweit auch um Frauenförderung bei Google zu kümmern hat.

Und damit wurde aufgrund der Prominenz der Veranstaltung und der involvierten Personen (Dritter im Bunde war der Autor der Steve Jobs Biographie, Walter Isaacson) das Thema „maninterrupting“ in den sozialen Medien noch stärker etabliert. Einer der Berichte trug den Titel: „Lachen oder weinen: Google Manager unterbrach wiederholt eine der mächtigsten Technologie-Frauen bei einer Rede über Vielfalt“.

In einer netten Geste wird immer wieder darauf hin gewiesen, dass sich Männer vor allem in männlich dominierten Bereichen wie Technologie, Politik, Medien ihrer Verhaltensweise gar nicht bewusst sind. Deshalb sollten sie eben mit dem häufiger eingesetzten STFU darauf aufmerksam gemacht werden. Es sei nämlich keineswegs so, dass Männer, die lauter und aggressiver auftreten, deshalb auch kompetenter wären. Auch dafür gibt es in den USA Studien: Männer reden mehr als Frauen auch wenn sie nicht die geringste Ahnung haben worüber sie reden.

Und noch eines, um Geschlechtergleichheit herzustellen: Eine Untersuchung an der George Washington University fand heraus, dass Frauen  das „ unterbrochene Geschlecht“ sind, denn auch Frauen reden ihnen häufiger dazwischen als Männern. Wenn Männer mit Frauen reden,  fallen sie ihnen um 33 Prozent häufiger ins Wort als wenn sie mit Männern reden. Aber: Frauen schneiden anderen Frauen um 150 Prozent öfter das Wort ab als Männern.

Eben, Ladies!

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