Baal wird über 2.000 Jahre als oberster Gott rund ums Mittelmeer in Asien und in Afrika, ja sogar kurzzeitig in Rom verehrt. Es heißt, dass er böse und blutrünstig ist und nach Menschenopfer verlangt. Selbst aus dem Alten Israel lässt er sich nicht vollkommen verbannen. Der Prophet Elijahu kämpft im 9. Jahrhundert v.Z. gegen dessen Priester. Noch heute finden Archäologen in ganz Israel kleine Statuen, die den Götzen Baal darstellen.

In Palmyra sind mehrere Baal-Tempel gestanden, den die Islamisten des IS bis zur Unkenntlichkeit zerstört haben. Nach der Befreiung Palmyras durch den Schlächter seines eigenen Volkes Assad will der Westen das UNESCO-Weltkulturerbe schnellstens an Ort und Stelle wiederaufbauen.

Im Orient geschieht nichts ohne Hintergedanken. Dem einfachen Europäer, der den IS fürchtet, wird nichts Überlegenswertes am Wiederaufbau eines alten Tempels in Syrien in den Sinn kommen. Deshalb hier die Fragen:

Warum haben die islamistischen Kämpfer des IS die Baal-Tempel derart radikal zerstört?

Der IS hat auch andere Kulturgüter vernichtet, indem er sie zerlegt hat, um die Teile gewinnbringend in Europa und in den USA gegen Waffen zu tauschen. Die Baal-Tempel wurden nicht des Geldes wegen zerstört. „Baal“ wird im Koran als Teufel gehandelt. Außerdem hat der Baal-Kult bis zum Einzug des Islams im heutigen Syrien und Irak existiert. Der IS demonstriert mit dem Untergang der Baal-Tempel den Untergang der Widersacher Allahs.

Andrerseits werden Baal Grausamkeiten nachgesagt, zu denen derzeit allein der IS fähig ist. Liegt es da nicht nahe, dass die Islamisten des IS selber den Gott Baal verehren? Warum zerstören sie dann seine letzten Tempel? Um davon abzulenken, dass sie Heiden sind! Gewaltbereite Islamisten wären damit keine Muslime und der Islam erweist sich als Friedensreligion. Es sei denn, dass Baal und Allah ein- und derselbe Gott ist.

Warum will der Westen in Palmyra die Baal-Tempel so schnell wie möglich wiederaufbauen?

Wäre es nicht einfacher und kostengünstiger, die Palmyra-Anlage in einem amerikanischen Disneyland wiederauferstehen zu lassen? Entsprechende echte Sand- oder Plastiksteine werden sich wohl in den Weiten der USA finden lassen. Der Tourist würde sein Eintrittsgeld im Westen lassen. Außerdem ist eine Reise zu einem US-Disneyland sicherer als ein Flug nach Palmyra, an dem sich die Syrer und Verbündeten der Russen bereichern würden. Andrerseits atmet eine Reise nach Syrien die Luft von Abenteuer. Nach dem Besuch Palmyras darf der zahlungsfähige Tourist echte Gasanlagen besichtigen und Fassbomben abwerfen! Oder will der Westen sein Disneyland in Syrien aufbauen, um den Einfluss der Russen in Syrien zu schmälern?

Die dargebrachten Antworten befriedigen nicht. Es ist nicht Palmyra und nicht das syrische Erdöl, was den Westen erregt, sondern der Gedanke, einen Baal-Tempel im 21. Jahrhundert n.Z. zu errichten. Baal, dem Teufel und Widersacher des monotheistischen jüdischen Gottes, soll eine Gebetstätte in der vom IS befreiten Zone errichtet werden. Die Abendländer wollen zurück zu ihren Wurzeln und endlich die lästigen und überholten Moralvorstellungen des Monotheismus ablegen.

Das Experiment wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gelingen. Der Baal-Tempel in Palmyra wird viele Nachahmer finden, indem sich ehemalige Atheisten, Christen, Muslime und auch Juden vereinigen werden, um den Weltfrieden zu feiern. Irgendwann wird Baal Menschenblut fordern. Ab diesem Moment sind wir wieder im jetzt und hier angelangt.

Kurz bevor David verhaftet wird

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Marian Eisler

Marian Eisler bewertete diesen Eintrag 30.03.2016 22:27:58

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