Willst du einen Bayern kennenlernen, dann gehe ins Hofbräuhaus!
Willst du den Homo europaeus kennenlernen, dann schaue dir den Eurovision Song Contest an.
Der EU-Bürger Homo europaeus (Europäer), eigentlich: Homo europaeus europaeus (EU-Europäer), ist ein unterdrücktes unfreies Wesen. Er ist zwar im Besitz des nationalen Wahlrechtes, doch derjenige, den er wählt, hat in der EU nichts zu melden. Und es ist die EU, die alles festlegt! Vom Krümmungsradius der Banane (oder der Gurke?) bis zur Lautstärke des Hahnenschreis punkt Sonnenaufgang. Nein, es stimmt nicht. Die EU legt nicht alles fest! So dürfen Menschen, die vorgeben, einer bestimmten Religion anzugehören, die Gesetze und Verordnungen zum Grenzübertritt in die EU folgenlos übertreten, solange es in Deutschland eine Merkelsche spontane Willkommenskultur gibt und sofern die Gesetzesbrecher keine visapflichtigen Türken sind.
Der Homo europaeus europaeus fühlt sich in seiner Entscheidungsfreiheit eingeengt. Zu Unrecht. Denn jeder Homo europaeus europaeus darf sich in der gesamten EU frei bewegen. Sofern er kein Zigeuner ist, erhält er bei Bedürftigkeit eine angemessene Sozialhilfe, außer in Großbritannien und Deutschland, und er braucht keine Schlagbäume zu befürchten, außer in Griechenland, Deutschland, Großbritannien, Irland und in allen europäischen Flughäfen. Außerdem kostet ein Telefonat innerhalb der EU genauso wenig wie zu Hause, wen auch erst in ein bis zwei Jahren, Inschallah!
Da der Homo europaeus europaeus seinen Unmut nicht in einer Wahlkabine äußern darf, tobt er seinen Widerwillen offen und gleichzeitig geheim während des Eurovision Song Contests ESC aus. Dabei hilft ihm die traurige Tatsache, dass alle im Wettbewerb stehenden Songs einer wie der andere mit ganz wenigen Ausnahmen gleich fad sind. 1974 gewinnt „Waterloo“ den ESC, der damals noch bescheiden „Eurovision“ heißt. Selbst die Spätnachgeborenen können heute noch das Lied singen. Würde heute ein ESC-Siegersänger seinen Song sogar vortragen, keiner würde ihn erraten!
So kommt es, dass der Homo europaeus europaeus ohne Rücksicht auf Qualität die EU-Staaten abstrafen kann, die er am meisten hasst.
Deutschland besetzt fest den letzten Platz des ESC. Es soll noch mäßig bezahlte Journalisten geben, die es nicht verstehen (wollen). Selbst die einfältigsten Bürger Deutschland kennen den genauen wahren Grund: Deutschland ist das wirtschaftlich mächtigste Land der EU, welches die anderen Staaten zwingt, nach seiner launischen Pfeife zu tanzen. Deutschland profitiert von der schwachen Gemeinschaftswährung, die ihm Frankreich damals bei der Wiedervereinigung in einer schwachen Stunde aufgedrängt hat. Nun zwingt das wiedererstarkte Deutschland Griechenland, Spanien, Portugal und nun auch Frankreich in die Knie. Die Machthaber Deutschlands denken, dass sie fein heraus sind, denn nicht sie, sondern die Regierungen der EU-Südländer zwingen ihr Volk zu darben. Doch die EU-Südländer blicken schon längst durch und rächen sich bei der ESC-Punktevergabe.
Zwei Plätze über Deutschland thront Großbritannien. Das Lied auf Platz 24 trägt den unbezeichnenden Titel „You Are Not Alone“. Großbritannien wird bestraft, weil es von allen beneidet wird. Die Briten genießen das Privileg, selber zu entscheiden, ob sie die EU verlassen wollen. Dieser Neid mach sich beim ESC deutlich bemerkbar.
Frankreich hingegen belegt eines der vorderen Plätze. Frankreich ist die welke Hoffnung der Homines europaei europaei, den Deutschen Paroli zu bieten. Wahrlich ein schöner, wenn auch vergeblicher Zug.
Kommen wir zu den Siegern des ESC: Ukraine - 1, Australien - 2, Russland - 3. Australien ist leicht erklärt. Es ist das Land, das am weitesten von der EU entfernt liegt, ein Land der Sehnsüchte und der Freiheiten, die der Homo europaeus europaeus niemals erlangen wird, wenn er sich nicht entschließt, dorthin auszuwandern. Die Ukraine und Russland (Platz 1 und 3) sind ebenfalls keine Mitglieder der EU. Das Schicksal dieser beider Staaten bewegt den Homo europaeus europaeus mehr als sein eigenes auswegloses Los: Wer für Russland ist, ist gegen die Ukraine und umgekehrt. Der Diktator Putin genießt aus unerfindlichen Gründen eine höhere Achtung als sein Ukrainischer Diktatorkollege. Wer Merkel oder Hollande zum Staatschef hat, träumt von Putin!
Diesmal hat die Ukraine das Wohlwollen der meisten ESC-Wähler ereilt. Auch dies hat seinen Grund, welches im Siegerlied steckt, das jeder kennt, obwohl kaum einer ihn versteht. Der Song heißt „1944“ und beschreibt die leidvolle Verbannung der muslimischen Tataren aus der Krim ins ferne Sibirien. Dass die Krim-Tataren zumeist für die deutsche SS nicht-muslimische Russen, Ukrainer und Juden ermordet haben, wird verständlicherweise im Song nicht erwähnt. An grauenhaften Morden sind die Homines europaei und Homines europaei europaei gewöhnt. Wenn die Toten Juden sind, dann stimmen sie für die Mörder. Nebenbei erinnert das Lied daran, dass Putin die Krim für Russland zurückgeholt hat, die Nikita Sergejewitsch Chruschtschow im Suff im Kartenspiel an die Ukraine verspielt hat.
Doch Spielschulden sind Ehrenschulden.
PS:
Österreich als deutscher und gleichzeitig unbedeutenden Staat hat den mittleren Platz 13 vor Israel ergattert.
Das eigentliche Siegerlied: