Denn der 8. Mai 1945, der Tag des Endes des 2. Weltkrieges, ist auch der Tag der Niederlage des Deutschen Reiches mit anschließenden großen Gebietsverlusten im Osten. Für Juden und anderen KZ-Insassen ist der 8. Mai 1945 hingegen ein Tag der Befreiung.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland, der die Hälfte aller Juden in Deutschland vertritt, kritisiert die Äußerung Gaulands. Gaulands Betrachtung finde man häufig unter Neonazis, die die Deutschen als Opfer darstellen.
Das Thema ist zu wichtig, um es dem Zentralrat der Juden in Deutschland zu überlassen.
Zuvor: In Russland wird der Tag des Sieges über den Faschismus bis heute am 9. Mai gefeiert, früher auch gemeinsam mit den mit der Sowjetunion zwangsverbündeten Staaten Osteuropas. Dieser 9. Mai symbolisiert das Ende des deutschen Nationalsozialismus in Osteuropa, jedoch auch gleichzeitig den Beginn der kommunistischen Unterdrückung. In Weißrussland ist der 9. Mai wie in Russland ein Feiertag. In den Niederlanden wird der Befreiungstag am 5. Mai begangen, in Frankreich – mit Unterbrechungen – erneut am 9. Mai. In Berlin (West + Ost) neuerdings und zunächst Corona-einmalig am 8. Mai 2020 wegen der Befreiung vom Nationalsozialismus.
Für die überlebenden KZ-Häftlinge und ihren lebenden Nachkommen ist der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung. Die Befreiten und ihre Nachkommen leben verstreut auf der ganzen Welt, insbesondere in Israel und auch in Deutschland. Ob sie ein Interesse daran haben, dass dieser Tag in Deutschland als Feiertag begangen werden soll, kann und will ich nicht entscheiden. Hier darf jeder seine Meinung äußern, sogar die Äußerung seiner Meinung dem Zentralrat der Juden in Deutschland überlassen.
Für die wenigen Deutschen und Österreicher, die den 8. Mai 1945, bewusst erlebt haben, ist (wäre) der 8. Mai weniger ein Tag der Befreiung als eher peinlich. Denn bis zu diesem Tag (8.5.45) sind sie treue Anhänger des Nationalsozialismus gewesen; und am nächsten Tag bereits Befreite! Befreit wovon? Von der Schuld an den Qualen unschuldiger Untermenschen? Von der Schuld an der Vernichtung unzähliger Staaten? Von der Schuld an der Tötung unzähliger Menschen? Was wollen diese Wenigen oder ihre Nachkommen feiern? Vielleicht wollen die Nachkommen diesen Tag still gedenken? Vielleicht wollen sie die deutschen Gebietsverluste im Osten als göttliche Strafe akzeptieren? Oder wollen sie die Bewohner der ehemaligen Ostblockstaaten um Verzeihung bitten, dass ihre Vorfahren deren kommunistische Diktatur erst ermöglicht haben? Gleichgültig, was die Nachkommen der Schuldigen bevorzugen: Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern und für eine Entschuldigung ist es zu spät.
Das Einzige, was bleibt, ist das Gedenken, dass sich eine solche Menschen verachtende Politik nicht wiederholen möge. Zudem sollte der vielen osteuropäischen und deutschen Flüchtlingen gedacht werden, die auf Grund des demokratisch gewählten Nationalsozialismus fliehend ihre Heimat verloren haben: nicht nur Deutsche, sondern auch viele Polen!
Es besteht die große Gefahr, dass heutige Neonazis sich mit einem offiziellen Gedenktag als Opfer des Hitlerismus darstellen. Brauchen wir für den 8. Mai einen arbeitsfreien Feiertag? Wir sollten lieber an diesem Tag ohne Bezahlung etwas Gutes und Notwendiges tun.
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