Jede Röntgenuntersuchung birgt ein unkalkulierbares Risiko. Aus diesem Grunde dürfen Röntgenuntersuchungen nur bei entsprechender Indikation durchgeführt werden, das heißt nur dann, wenn das Unterlassen einer Röntgenuntersuchung ein höheres Risiko beinhaltet als die Untersuchung selbst.

Früherkennungsuntersuchungen mit ionisierender Strahlung (Röntgenstrahlen) sind zulässig, wenn es sich um eine freiwillige Röntgenreihenuntersuchung zur Früherkennung von Krankheiten bei besonders betroffenen Personengruppen handelt.

Mammographie = Untersuchung der (weiblichen) Brust, gewöhnlich mit einem Gerät, welches ein Bild mit Hilfe von Röntgenstrahlen erzeugt.

Screening = Reihenuntersuchung zur Entdeckung einer bestimmten Krankheit, die bei dem Untersuchten nicht bekannt ist oder vermutet wird.

Mammographie-Screening = Reihenuntersuchung mit Hilfe von Röntgenaufnahmen zur Entdeckung von Brustkrebsen bei Frauen, bei denen kein Brustkrebs bekannt ist oder vermutet wird. In Deutschland werden alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre (10 mal) schriftlich zum Mammographie-Screening eingeladen.

Das Mammographie-Screening ist nicht imstande, Brustkrebse zu verhindern. Das Mammographie-Screening soll Brustkrebse frühzeitig auffinden, in der Absicht, der Patientin weniger aufwendige Therapien anbieten und die Sterblichkeit an der Erkrankung „Brustkrebs“ verringern zu können.

Die letzten wissenschaftlich zuverlässigen Zahlen stammen aus den Jahren 2013 und 2014. In der Schweiz sind die Bedingungen für das Mammographie-Screening mit denen Deutschlands identisch. Vergleicht man in der Schweiz 1.000 Frauen ohne Screening mit 1.000 Frauen mit Screening so lauten die Ergebnisse:

Bei 1.000 Frauen ohne Screening werden innerhalb 20 Jahren bei 20 Frauen Brustkrebse entdeckt, woran 5 Frauen sterben. Die übrigen 15 Frauen sterben nicht an einem Brustkrebs, sondern an einer anderen Erkrankung. Innerhalb des Beobachtungszeitraumes von 20 Jahren sterben weitere 32 Frauen nicht an einem Brustkrebs.

Bei 1.000 Frauen mit Screening werden innerhalb 20 Jahren bei 24 Frauen Brustkrebse entdeckt, woran 4 Frauen sterben. Die übrigen 20 Frauen sterben nicht an einem Brustkrebs, sondern an einer anderen Erkrankung. Innerhalb des Beobachtungszeitraumes von 20 Jahren sterben weitere 32 Frauen nicht an einem Brustkrebs.

Somit sterben innerhalb 20 Jahren von 1.000 gescreenten Frauen 4, von 1.000 nicht-gescreenten Frauen 5 Frauen an Brustkrebs. Insgesamt sterben in der Screening-Gruppe 56 Frauen, 4 mehr als in der Nicht-Screening-Gruppe mit 52 Frauen. Die Gesamtsterblichkeit (Mortalität) innerhalb der gescreenten Gruppe ist somit um beinahe 8% höher als in der Nicht-Screening-Gruppe.

Beim Screening werden 20% (n=24) mehr Brustkrebse entdeckt, als wenn die Frauen nicht regelmäßig mammographiert (n=20) werden. Die Zunahme ist beachtlich und lässt sich dadurch erklären, dass kleinere Tumoren entdeckt werden, die bei anderen Methoden – beispielsweise Tasten – unerkannt bleiben. Es sterben an Brustkrebs 20% weniger gescreente Frauen (n=4) als nicht-gescreente Frauen (n=5).

Dies könnte als Erfolg der Screening-Mammographie gewertet werden, wenn insgesamt nicht mehr gescreente als nicht-gescreente Frauen im selben Zeitraum sterben würden. Außerdem ist bekannt, dass kleinere Tumoren seltener den Tod der Patientin bedeuten, da viele (bis ca. 50%) lebensbedrohlich sind, da sie niemals zu Lebzeiten der Frau streuen werden, auch wenn der „gutartige“ Tumor nicht entfernt wird. Das würde den Vorteil der Screening-Gruppe, nicht an einem Brustkrebs zu sterben, statistisch von 20% auf 10% sinken lassen.

Woher kommt die erhöhte Gesamtmortalität der gescreenten Frauen? Sterben Frauen eher, die sich freiwillig untersuchen lassen? Sind die Röntgenstrahlen der Mammographie daran schuld? Beides ist unwahrscheinlich, jedoch nicht zu 100% auszuschließen. Statt einer Röntgen-Mammographie könnte eine Kernspintomographie erfolgen, die keine ionisierenden Strahlen aussendet und außerdem bessere Bilder als eine Röntgen-Mammographie liefert. Der Nachteil: Sie kostet 10x soviel!

Die Folge dieser Zahlen ist, dass nicht nur in der Schweiz, sondern auch in den USA Stimmen lauter werden, das Mammographie-Screening einzuschränken, wenn nicht gar zu beenden.

Das Mammographie-Screening wird irgendwann gegen den erbitterten Widerstand der daran verdienenden Radiologen und Gynäkologen von der deutschen Bundesregierung abgeschafft werden. Eine solche Wende ist der Kanzlerin zuzutrauen, falls sie nicht vorzeitig abtritt.

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