Nur im ersten Moment überrascht die Überschrift. Mangelt es Deutschland an Flüchtlingen, dass der Staat sie nun einfliegen muss? Die Frage kann guten Gewissens bejaht werden. Dieser eine Flüchtling gehört zu Deutschland und nicht zu Afghanistan!
Nun der Reihe nach, auch wenn nicht allzu viel über den Flüchtling bekannt ist.
Haschmatullah kommt aus Afghanistan und landet in Bulgarien. Er zieht es vor, sich als Flüchtling in Deutschland registrieren zu lassen, weshalb er alles daran setzt, nach Deutschland zu gelangen. Das internationale und europäische Asyl- und Flüchtlingsrecht lässt dies zwar nicht zu, jedoch wird jeder vernünftige Mensch, der Bulgarien und Deutschland einigermaßen kennt, die Tat des Haschmatullah nachvollziehen und gutheißen! Es ist schließlich nicht die Schuld des afghanischen Flüchtlings, dass die reiche und demokratische EU das verarmte und korrupte Bulgarien aufgenommen hat. Die Bundeskanzlerin Merkel ist weltweit bei allen Flüchtlingen berühmt dafür, dass in Deutschland eine Flüchtlingswillkommenskultur herrscht. Nur Österreich unterstützt momentan großzügiger als Deutschland die Asylsuchenden.
In Deutschland angekommen, fällt dem deutschen Bundesamt für Migration und Flüchtlinge auf, dass der afghanische Flüchtling nach EU-Recht in Bulgarien um Asyl nachsuchen muss. Er wird deshalb per Flugzeug nach Bulgarien abgeschoben, das nach der in der EU bis heute gültigen und teilweise angewandten Dublin-Verordnung für das Asylverfahren zuständig ist. Nun halten sich die meisten EU-Staaten nicht mehr an solche Flüchtlingsabkommen, obwohl sie sich dazu verpflichtet haben. Der Orientalismus färbt ab!
Kurz nach der Landung in Bulgarien ordnet das Verwaltungsgericht in Sigmaringen in einem Eilantrag an, dass Haschmatullah F. von Bulgarien nach Deutschland zurückgeholt wird. Eilanträge gewähren Schutz vor einer Abschiebung, selbst wenn die Abschiebung in ein demokratisches EU-Land erfolgt.
In Bulgarien verliert sich die Ereigniskette die Nachprüfbarkeit.
Der Flüchtende behauptet, dass er in Bulgarien kein Asylverfahren erhalten hat. Er wird stattdessen von den Behörden des demokratischen EU-Staates Bulgarien in ein Abschiebegefängnis gesteckt und gezwungen, freiwillig auszureisen, was er auch tut. Er kommt per Flugzeug in Afghanistan an, wo er von Taliban gerade nicht bedroht wird.
Kaum ist der Flüchtende in Afghanistan ankommen, gibt das Verwaltungsgericht in Sigmaringen einen weiteren Eilantrag heraus, dass Haschmatullah von wo auch immer nach Deutschland zurückgeholt werden muss. Haschmatullah fliegt über Pakistan nach Deutschland. Den Taliban ist es nicht gelungen, ihn in Afghanistan umzubringen.
Ob er in Deutschland bleiben kann, soll nun ein Asylverfahren in Deutschland entscheiden, obwohl Bulgarien rechtlich dafür zuständig ist. Doch von Bulgarien ist kein Widerspruch zu erwarten. Falls Haschmatullah in Deutschland als Asylberechtigter abgelehnt werden sollte, darf er weitere Eilanträge erwirken. Das Verwaltungsgericht in Sigmaringen steht zu seinem Wort!
Deutschland beweist mit dieser Odyssee, dass es ein Rechtsstaat ist. Die Reisen des Afghanen erinnern an die Irrfahrt des Passagierschiffes St. Louis von 937 deutschen Juden von Hamburg über Kuba und USA nach Antwerpen im Jahre 1939. 254 der Passagiere der St. Louis werden in den nächsten Jahren von den Nazis ermordet.
Der gravierende Unterschied zwischen den Irrflügen des flüchtenden Afghanen und der Irrfahrt der St. Louis besteht darin, dass die Deutschen von 1939 deutsche Juden vertreiben und sie nach ihrer erzwungenen Rückreise zu über einem Viertel ermorden, während die Deutschen von 2017 nur einen einzigen afghanischen Muslim nach Deutschland zurückholen, um die deutschen Juden nicht aufzuschrecken, Deutschland zu verlassen.
Es lebe der demokratische Rechtsstaat!
Was ihr getan habt dem geringsten meiner Brüder, das habt ihr mir getan.
Hätten die Deutschen seinerzeit keine Juden vertrieben und ermordet, so würde Deutschland heute so viele Afghanen täglich nach Deutschland zurückholen, wie gerade in einem Großraumflugzeug passen. Es ist die Nazi-ähnliche Behandlung von Juden durch muslimische Flüchtende, die die Nachkommen der Nazis daran hindert, noch mehr muslimische Flüchtlinge in Deutschland willkommen zu heißen.