Wir kennen die Zukunft nicht, weil es unerwartete Ereignisse gibt. Unerwartete Ereignisse sind meist negative Ereignisse, die niemand – mit Ausnahme der Täter - vorhersieht. Hätte ein anständiger Mensch das negative Ereignis vorhergesehen, so hätte er alles in seiner Macht unternommen, um das Auftreten dieses negativen Ereignisses zu verhindern. Wäre ihm dies gelungen, so wäre dieses negative Ereignis nicht aufgetreten und dieses unerwartete Ereignis wäre niemals bekannt geworden, hätte also nicht existiert. Somit sind unerwartete Ereignisse ausreichend und widerspruchsfrei definiert. Ihre Existenz ist eindeutig belegt.
Negative unerwartete Ereignisse machen uns einen dicken Strich durch unsere Pläne, die nicht verwirklicht werden oder erst verzögert nach einer sehr langen Zeit. Von den unerwarteten Ereignissen müssen mögliche, womöglich seltene Ereignisse strikt unterschieden werden. Ein seltenes Ereignis wäre ein Sechser im Lotto für jemanden, der seit 20 Jahren Lotto spielt und noch niemals gewonnen hat. Der Lottogewinn an sich ist jedoch kein unerwartetes Ereignis. Der Terroranschlag am 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York ist das Paradebeispiel für ein unerwartetes Ereignis. Beinahe jeder Mensch kennt dieses negative Ereignis, niemand hat es zu verhindern versucht, noch am Tag zuvor, am 10. September 2001, hat niemand außer den Attentätern etwas von der ruchlosen Tat geahnt.
Solche unerwartete Ereignisse ziehen weitere unerwartete Ereignisse nach sich, die die ganze Welt verändern. Der Krieg gegen die Taliban in Afghanistan ist heute nicht logisch nachvollziehbar, muss jedoch trotzdem als Folge von Nine-Eleven angesehen werden. Dieser Krieg gegen die Taliban ist das Fanal für weitere Kriege in der islamischen Welt. Diese Kriege bewegen Menschenmassen in Richtung EU, die in den Staaten der EU Veränderungen erzeugen, die vor wenigen Jahren von den Europäern nicht vorhersehbar gewesen sind, letztendlich sich als negative unerwartete Ereignisse entpuppen.
Die Dialektik der unerwarteten Ereignisse kennt Regelmäßigkeiten. Eine davon ist, dass es Zeiten gibt, in denen unerwartete Ereignisse selten, und dass es Zeiten gibt, in denen unerwartete Ereignisse häufig auftreten. Mit dem I. Weltkrieg, als noch niemand den Weltkrieg kommen sieht, beginnen die unerwarteten Ereignisse, die über Jahrzehnten bis zum Fall der Mauer und bis zum Untergang des einst mächtigen Sowjetimperiums reichen. Anschließend durchlebt die Menschheit ein Zeit von zehn Jahren, in denen unerwartete Ereignisse selten sind. Anschließend durchleben wir eine zunehmend unsicher werdende Zeit, deren Ende nicht absehbar ist. Es scheint, dass es das Schicksal der meisten Menschen ist, in unsicheren Zeiten mit gehäuften unerwarteten Ereignissen zu leben.
Die Dialektik der unerwarteten Ereignisse lässt die unerwarteten Ereignisse eingrenzen. Die unerwarteten Ereignisse werden dadurch scheinbar berechenbarer, weniger unerwartet. Wann sie auftreten, werden wir niemals wissen. Auch nicht, wie sie auftreten. Wir können jedoch mit einer gewissen Verwirklichungswahrscheinlichkeit Zustände beschreiben, die in der Zukunft liegen. Je mehr Zustände wir beschreiben, desto wahrscheinlicher ist es, dass das „unerwarteten Ereignis“ mit aufgeführt ist.
Die Frage, die viele Menschen in der EU und in Deutschland bewegen soll, ist die Frage nach der Zukunft der Demokratie. Ich hole diese Frage aus dem Pool der unerwarteten Ereignisse heraus, indem ich festsetze, dass die Demokratie, die einen Anfang kennt, irgendwann enden wird. Dies ist für die Demokratie in der EU nicht beweisbar, jedoch gibt es hierfür ausreichende Indizien. Die EU beherbergt Demokratien, die verschieden weit entwickelt sind. Einige EU-Staaten werden nicht von allen Mitgliedern als Demokratien bezeichnet. Auch die militärisch wichtige Verbündete Türkei ist nicht mehr demokratisch. Die übrigen (demokratischen) NATO-Staaten beharren auf das Militärbündnis, da es für sie essentiell ist. Sie sehen keine Gefahr für sich und ihrer Demokratien, mit einer Diktatur eng auf Leben und Tod zusammen zu arbeiten. Das nennt man „Pragmatismus“. Gesellschaften, die auf Pragmatismus basieren, sind – die menschliche Geschichte zeigt es - dem Untergang geweiht. Leider auch solche Staaten, die nicht auf Pragmatismus setzen.
Demokratie ist mit unserem Wirtschaftssystem kompatibel. Es gibt weitere Staaten, zu denen die Volksrepublik China zählt, die wirtschaftlich erfolgreich sind, ohne der Demokratie zu frönen. Der Kapitalismus ist folglich keine absolute Sicherheit für die Demokratie, die Demokratie keine absolute Notwendigkeit für den Kapitalismus. Anders sieht es mit islamischen Staaten aus, deren freie Marktwirtschaft kaum entwickelt ist. Die Einführung der europäischen oder chinesischen Marktwirtschaft würde das Ende des staatlichen Islams (Islamismus) einläuten.
Die Umstände reichen nicht aus, die Demokratie in Europa zu erhalten. Das „unerwartete“ Ereignis wäre in der EU die Ersetzung der Demokratie durch die Gesetze der Scharia. Dies kann „demokratisch“ vollzogen werden. In der Demokratie, der wir momentan folgen, entscheidet offiziell die Mehrheit und nicht die Machtelite. Die Mehrheit kann sich schnell ändern, die Machtelite weniger. Die Masseneinwanderung von Menschen, die die Scharia dem Grundgesetz vorziehen, kann die demokratischen Mehrheitsverhältnisse durcheinander rütteln. Die abendländische Hoffnung, dass die große Mehrheit der in Deutschland und in der EU lebenden Muslime sich von der Scharia ab- und zum bürgerlichen Gesetz hinwenden, hat sich zerschlagen. Viele Migrantenenkel setzen das göttliche Gesetz über dem bürgerlichen.
Da es sich bei der Abschaffung der Demokratie und der Einführung der Scharia um ein unerwartetes Ereignis handelt, gibt es keine Maßnahmen, sich vorzubereiten und sich erfolgreich dagegen zu wehren. Trotzdem sind Gewalttaten möglich, die der bürgerliche Staat vor sseinem Verschwinden noch verhindern will. Es wird das Ende des Zyklus sein, welches mit Nine-Eleven angefangen hat. Der Zyklus hat mit einem unerwarteten Knall begonnen und wird mit mit einer unerwarteten Ruhe beendet.