Die meisten jungen Soldaten, die zur Wehrmacht eingezogen werden, radikalisieren sich in den 6½ Jahren der NSDAP-Herrschaft, dass sie im Krieg gegen Polen jüdische und auch andere polnische Zivilisten gerne und ohne zu hinterfragen auf Kommando erschießen. Anfänglich werden nur kleine Gruppen von „Freischärlern“ hingerichtet, später, als der Krieg auf die Sowjetunion übergreift, werden die Gruppen der zu Liquidierenden größer: Hunderte, zuweilen auch mehrere Tausende Juden. Die Juden werden zu Fuß tief in die Wälder getrieben, müssen dort eine große und tiefe Grube ausheben und werden von den nun nicht mehr ganz so jungen großdeutschen Soldaten erschossen, dass sie ohne weiteren Aufwand in die Grube fallen. Sicherheitshalber wird über den Toten in der Grube eine weitere Salve abgeschossen, doch selbst dann überleben einige das Massaker, um später darüber zu berichten. Dann wird die nächsten Gruppe von Juden an den Rand der Grube geführt und die Erschießung fortgesetzt. Wenn die Grube voll ist und keine Juden mehr übrig sind, müssen die Soldaten die Grube mit Erde auffüllen.
Die jungen und nicht mehr so jungen großdeutschen Soldaten haben das Recht, die Teilnahme an den Erschießungen abzulehnen. Hitler ist sich nicht sicher, dass trotz HJ-, Arbeitsdienst- und SS-Umerziehung alle Soldaten den letzten bürgerlichen Anstand verlieren. Den Ablehnern droht keine Strafe. 99% der Soldaten machen in der Diktatur freiwillig beim Judenerschießen mit.
Bei den öffentlichen Bücherverbrennungen im Mai 1933, also wenige Monate nach der Machtergreifung, sind sich Hitler und Goebbels unsicher, ob das deutsche Volk gegen die Nazi-Herrschaft revoltieren wird. Doch nicht Essentielles geschieht. Beim Martin-Luther-Geburtstag im Jahre des Herrn MCMXXXVIII rechnet zu Recht kaum jemand mit einem völkischen Widerstand.
Können wir die Verrohung der Deutschen alleine auf die wenige Jahre stattfindende nazistische Umerziehungsarbeit schieben? Nein! Die nazistische Umerziehungsarbeit wirkt trotzdem perfekt, weil sie auf fruchtbaren Boden fällt. Die Verachtung und der Hass auf Slawen, anderen Untermenschen und Juden ist bereits lange vor der NS-Zeit gegeben. Der Weltkrieg und die sozialen Zustände in der Weimarer Republik verstärken die vorhandenen Vorurteile, die die NSDAP in den ihr genehmen Bahnen lenkt. Zumindest der Hass auf Juden ist bereits Jahrhunderte vor Luther belegt.
Nach dem totalen Sieg über Hitler-Deutschland beschließen die West-Alliierten, die Deutschen in ihren Westsektoren zu entnazifizieren. Der Unterschied zu Ostdeutschland ist noch heute, knapp 30 Jahre nach dem Mauerfall, auffällig. Die westliche Umerziehung beginnt 1946 in den Schulen mit ab dem 6. Lebensjahr und setzt sich Jahr für Jahr fort. Somit sind alle Bürger Deutschlands in den alten Bundesländern, die heute jünger als 77 Jahre alt sind, zur Demokratie umerzogen worden. Bei den Ostdeutschen müssen wir Abschläge berücksichtigen: Die Erziehung zu einer linken Diktatur unterscheidet sich nicht in allen Aspekten von einer nationalsozialistischen Gehirnwäsche.
Die Umerziehung findet nun im 72. Jahr statt! Sie scheint erfolgreich zu sein. Doch ist sie auch erfolgreich? Können die echten Demokraten sicher sein, dass nicht in kürzester Zeit irgend eine Diktatur obsiegt? Genau betrachtet, handelt es sich bei der langjährigen Umerziehung nicht sosehr um eine Abkehr von der NS-Diktatur, sondern eher um die Abkehr vom gewalttätigen und gewaltbereiten Antisemitismus. Der Antisemitismus in Deutschland existiert seit mehr als 1.000 Jahren! Reichen 72 Jahre aus, um den Antisemitismus in Deutschland zu überwinden?
Weniger als 100.000 Juden leben heute in Deutschland. Dieses etwas mehr als 1 Promille der Bevölkerung fällt niemandem auf, wenn der Jude in der Öffentlichkeit sich als solcher nicht zu erkennen gibt, beispielsweise kein Käppchen trägt. Die wenigen Juden, die durch ihr Äußeres erkannt werden, werden oft angepöbelt und tätlich angegriffen. Ob die peniblen Kontrollen am Eingang jüdischer Einrichtungen notwendig sind, will niemand ausprobieren. Somit kann man nicht mit absoluter Sicherheit von den Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz von Juden auf das Gefahrenpotential für Juden schließen. Fest steht nur, dass Juden in Deutschland verängstigt sind. Moscheen und Kirchen werden ohne Sicherheitsmaßnahmen betreten. Für Muslime und Christen scheinen keine Gefahren vorzuliegen. Muslime und Christen in Deutschland sind nicht verängstigt.
Neben dem gewalttätigen und gewaltbereiten Antisemitismus gibt es den ästhetischen Antisemitismus, der zwar zu Hass und Gewalt aufruft, sich aber bisher weigert, an den erzeugten Gewaltorgien die Urheberschaft anzuerkennen. Hitler und Goebbels haben ebenfalls niemals einen Juden eigenhändig umgebracht. Beide sind somit ebenfalls ästhetische Antisemiten, die in der Jetztzeit nicht auffallen würden. Ganz im Gegenteil: Beide haben einigen jüdischen Freunden die Flucht aus Hitler- und Goebbels-Deutschland ermöglicht, ähnlich dem Vatikan bei den hohen Nazis aus Deutschland nach Südamerika.
Bei der kleinen Zahl von Juden in Deutschland beschränkt sich der übernommene Antisemitismus auf Rechtsextremisten. Der moderne ästhetische Antisemit fungiert als Antizionist, vulgo: Judenhasser. Erst wenn Israel zerstört sein wird, wird er sich als Antisemit outen. Der Antizionismus ist in Deutschland und in der gesamten EU weit verbreitet. Die Inzidenz (Häufigkeit) des europäischen und deutschen Antizionismus liegt heute in etwa gleich auf mit der Inzidenz des europäischen und deutschen Antisemitismus in der Zeit zwischen den Weltkriegen.
Die erfolgreiche Umerziehung der Siegermächte hat es geschafft, dass die Deutschen gastfreundlich gegenüber Fremden sind, gleich ob es zahlende Touristen, schuftende Fremdarbeiter, spezialisierte Einwanderer oder wartende Flüchtende sind. Es ist erstaunlich, dass erst eine nicht näher definierte Obergrenze überschritten sein muss, ehe das Wahlvolk reagiert. Anderswo – mit Ausnahme Schwedens und der ehemaligen DDR – wäre es längst zu Ausschreitungen gekommen! Wahrscheinlich sieht der durchschnittliche Deutsche im orientalisch-islamischen Kriegsflüchtling einen Juden, der somit schützenswert ist. Problematisch wird es, wenn sich unter den Einheimischen herumsprechen wird, dass die Neubürger zu einem hohen Anteil Antisemiten und Antizionisten sind.
Das kann die über sieben Jahrzehnte andauernde Umerziehung über den Haufen werfen.