In der Neuen Zürcher Zeitung NZZ fragt der Journalist Ulrich Schmid, warum Israels Premierminister Netanyahu mit Europas Rechten flirtet.
Die Gründe, warum sich Israel nicht den Rechten anbiedern soll und darf, legt der Schweizer und langjähriger Journalist in Jerusalem Ulrich Schmid in einem langen Artikel dar. Er bemerkt, dass die Rechten Antisemiten sind oder es gewesen sind und dass die Rechten die Menschenrechte, die auf das Judentum basieren, nicht achten. Der Artikel ist schon deshalb interessant (und lesenswert), weil er den Judenhass mit dem Hass auf Israel (Israelkritik) korrekt verbindet.
Versuch einer Antwort:
Man muss zwischen echten Freunden und politischen Unterstützern unterscheiden. Die rechten Politiker, mit denen Netanyahu flirtet, sind Unterstützer, keine Freunde. Israel braucht zwar in seinem Überlebenskampf mit seinen Feinden auch Freunde, jedoch sind diese rar gesät. Somit gibt sich Israels Premierminister mit Unterstützern zufrieden.
Unterstützer sind Politiker, mit denen man eine begrenzte Zeit bestimmte Interessen zum gegenseitig Vorteil teilt. Die Rechten teilen mit Israel einige Interessen. Es gibt viel mehr israelische Interessen, die von den Rechten nicht geteilt werden. Andrerseits teilt Netanyahu die meisten Interessen der Rechten ebenfalls nicht.
Und nun erreichen wird die Antwort auf die zu Anfang gestellte Frage. Israel ist auf die Rechten genauso politisch angewiesen wie die Rechten auf Israel! Wem dies nicht gefällt, sollte sich die Frage stellen, wie man einfach „Judenhass“ definiert. Die einfachste Definition lautet:
Judenhass ist, wenn man Juden gewisse Dinge nicht zubilligt, die ein Nicht-Jude tun darf.
Ich beabsichtige nicht, dem NZZ-Autor oder dem Leser allzu nahe zu treten. Doch das Verlangen, dass sich Juden anständiger verhalten sollen als Christen, Muslime, Deutsche, rechte Politiker und einer selbst ist bestenfalls ein positiver Antisemitismus. Während des Dritten Reiches haben Juden mit Nazis konferiert, Geld und Waffen angeboten, um Juden vor dem sicheren Tod zu retten. Israel und die Juden sind seit Anbeginn der Zeit darauf angewiesen, nicht vernichtet zu werden. 1973 hätte Israel beinahe den Krieg gegen Ägypten verloren, weil Deutschland unter Willy Brandt den USA die Überflugrechte mit Waffen nach Israel verweigert hat. Sind deshalb die vielen jüdischen Israelis, die in Deutschland wohnen, Landesverräter? Sollte Israel die Beziehungen zu Deutschland abbrechen? Auch hat Ben Gurion mit dem noch sehr Nazi affinem Deutschland diplomatische Beziehungen aufgenommen, weil das verarmte und militärisch bedrängte Israel das deutsche Geld dringendst gebraucht hat.
Auch die Staatsräson Israels, die der deutschen Bundesregierung so sehr am Herzen liegt, ist - gelinde gesprochen – ein Narrativ, wenn man sich das antiisraelische Verhalten eben dieser Regierung betrachtet. Insbesondere Martin Schulz hat sich in der Knesset (Parlament) in Jerusalem wie ein Juden hassender Lümmel benommen hat, als er in einer Rede die Frage stellt, warum die Juden die Araber verdursten lassen.
Kommen wir zu dem Erfreulichen.
Die Frage des Schweizer Journalisten setzt richtigerweise die Politik Israels mit der jüdischen Ethik gleich. Premierminister Netanyahu wird angegriffen, weil er die jüdische Ethik untergräbt und nicht weil er als Premierminister Israels die Interessen Israels verteidigt. Ulrich Schmid in Jerusalem erkennt glasklar, dass man Israel von den Juden nicht trennen kann und darf. Deshalb gehört zum Antisemitismus auch der Israelhass, der in Deutschland verschämt „Israelkritik“ genannt wird. Wenn dies den deutschen Antisemiten nicht gefällt, sollten sich sich in „Judenkritiker“ umbenennen.