In einem früheren Artikel über Pittsburgh habe ich fälschlicherweise geschrieben, dass es nur vier Arten von Juden gibt. Es sind nämlich (zumindest) fünf!

(1) halachische Juden, die echte Juden sind

(2) nicht-halachische Juden, die keine echten Juden sind

(3) gefühlte Juden, die überhaupt keine Juden sind

(4) von Antisemiten bestimmte Juden

(5) Messianische Juden

Messianische Juden sind Juden, die an Jesus glauben. Die Juden betrachten sie als Christen, die Christen als Juden. Vor mehr als 100 Jahren sind nur geborene Juden messianische Juden und danach ihre Nachkommen. Zwischenzeitlich ist die Mehrheit dieser „Jews for Jesus“ geborene Christen, denen ihre religiöse Rolle im christlichen Weltgeschehen nicht ausreicht. Sie und ihre Vorfahren sind keine Juden.

Die messianischen „Juden“ sind davon überzeugt, dass die christliche Erlösung der Menschheit erst dann eintritt, wenn alle Juden Christen geworden sind. Ihre Zahl nimmt beängstigend zu, da sich viele Evangelisten als „Juden für Jesus“ umschreiben lassen.

Peinlich ist, dass der Rabbiner, der in Pittsburgh das Totengebet für die ermordeten Juden sprechen soll, sich als Jews-for-Jesus-Pfarrer entpuppt, der neben Abraham, Isaak und Jakob auch den Vater, den Sohn Jehoschua und einen gewissen Geist in seinem Bittgebet aufruft. Die 11 in Pittsburgh ermordeten Juden sind zu Lebzeiten wohl keine messianischen Juden gewesen, auch wenn die 11 kleinen Erinnerungsdenkmäler aus Holzkreuzen bestehen, die notdürftig mit 6-zackigen Sternen aus Papier überklebt sind. Die Kreuze eigenen sich als Ablageplatz für kleinere Steine, die im Judentum das Andenken an die Toten symbolisieren.

Messianische Juden leben meist in den USA, nun auch zunehmend in Deutschland und in Israel. Sie werden den evangelikalen Christen zugeordnet, was weder den Jews for Jesus, noch den übrigen Evangelikalen gefällt. Erwartungsgemäß hat es in Deutschland bei der Einordnung deshalb tiefschürfende Debatten gegeben, die scharf am Antisemitismus vorbeischrammen.

Mehrere 10.000 Kontingentjuden aus der ehemaligen Sowjetunion, die eher Atheisten als Christen und eher Christen als Juden gewesen sind, haben sich mit Geldgeschenken von den messianischen Juden überreden lassen, ihrer Gruppe beizutreten. Auch in Israel kommt die meisten der messianischen Juden aus der ehemaligen Sowjetunion, nun auch aus den USA. Während in den USA und in Deutschland die messianischen Juden als Christen aufgeführt werden, gelten sie in Israel als Juden, wenn sie vor ihrem Beitritt zu den Jews for Jesus als Juden gelistet gewesen sind. Das israelische Oberrabbinat betrachtet die messianische Juden als Gefahr für das Judentum. Jegliche Missionierung ist in Israel verboten und wird geahndet.

Entstanden ist die „Gemeinde von Israeliten des Neuen Bundes“ gegen Ende des 19. Jahrhundert im südlichen Osteuropa in Rumänien und den angrenzenden Gebieten. Die Bewegung besteht offiziell bis zum Jahr 1939. Einige „Israeliten des Neuen Bundes“ überleben den Krieg und den Nazismus und wandern nach dem Zusammenbruch des Kommunismus aus. Ob und wie viele sich in Deutschland als Juden registrieren lassen, ist nicht bekannt.

0
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
0 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

7 Kommentare

Mehr von anti3anti