Hassan Rohani, der Präsident der Islamischen Republik Iran, besucht den italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi. Er bringt viele Milliarden und eine lange Einkaufsliste mit, die das klamme Italien erfreuen. Als kleine Bedingung verlangt der Perser eine Audienz beim Papst, die sein Image im Inn- und Ausland aufbessern wird. Renzi ruft den Papst an und verspricht dem obersten Katholiken, eine von den vielen iranischen Milliarden der Kirche zukommen zu lassen. Dafür darf der Papst nicht die Menschenrechte erwähnen, auch Baukräne zum Aufhängen sind tabu. Über Frauen dürfen Papst und Ajatollah miteinander debattieren, da sie beide den Frauen keine vollen Menschenrechte zuerkennen. Der Papst wird überzeugt und ist mit der Audienz einverstanden.

Dienstag, 26. Januar 2016

Die ganze Nacht hat Papst Franz kaum ein Auge zugemacht. Übermüdet zieht er sich noch vor Sonnenaufgang sein Ausgehgewand über und eilt zur Basilica Papale di San Pietro in Vaticano, die er durch einen Seiteneingang betritt, der dem Touristen und einfachen Gläubigen verschlossen ist. Das grelle Licht der LED-Leuchten, die aus politischen Gründen angeschafft worden sind, vernebelt seinen Blick. Hurtig bewegt sich Franz in Richtung Kapelle des Evangelisten Matthäus, wo er sich vor dem Bild des Heiligen auf einem unbequemen Schemel hinsetzt. Die unbequemen Schemel gehen auf eine Anordnung eines seiner Vorgänger zurück, der verhindert hat, dass ermattete Touristen sich allzu lange ausruhen.

Leise betet Papst Franz zum Evangelisten, der nebenberuflich Apostel gewesen ist. Von Matthäus erwartet er die Antwort. Da ertönt eine melodische Bariton-Stimme an Franzens Ohr: Was möchtest Du von mir wissen, mein kleiner Heiliger in spe?

Erschrocken blickt der Papst auf. Er hätte vorher frühstücken oder zumindest seine diversen Pillen schlucken sollen. Er erblickt niemanden in der beschaulichen Kapelle. Die angenehme Baritonstimme ertönt erneut: Ich bin es, Matitjahu, das Geschenk Gottes (hebr. Matitjahu). Willst du mich nun sprechen oder nicht? Glaubst du nicht an Wunder?

Die Stimme kommt aus dem Bild des Apostel-Evangelisten. Franz nimmt seinen ganzen Mut zusammen: Heiliger Matitjahu, du Geschenk Gottes! Beantworte mir einige Fragen, die niemand besser versteht als du. Soll man seine Feinde lieben, wie es in Matthäus 5:44 geschrieben steht?

Das soll ich geschrieben haben, fragt der alte Heilige? Ja. Warum auch nicht? Aber die Worte sind von mir und nicht von Jesus. Ein Jude hätte nie im Leben so etwas ausgesprochen!

Soll man seine Feinde mehr als seine Freunde lieben, setzt Franz nach?

Nein, antwortet das Geschenk Gottes. Wenn du das tust, wirst du bald keine Freunde mehr und nur noch Feinde haben, die dich nicht lieben, sondern hassen. Deine Freunde sollst du mehr lieben als deine Feinde. Deine Feinde sollst du lieben!

Und wie verhalte ich mich zu den Feinden meines Feindes, will Franz wissen?

Nach kurzer Überlegung antwortet Matitjahu: Der Selige Josef von Georgien, der es immer noch nicht zum Heiligen geschafft hat, hat mir bei einer Geheimunterredung kurz nach seinem Tod mitgeteilt, dass der Feind seines Feindes sein Freund sei. Wenn er damit Recht hat, sollst du den Feind deines Feindes, der ja dein Freund ist, mehr lieben als deinen Feind. Deinen Feind sollst du lieben!

Voll Tränen der Dankbarkeit kniet der päpstliche Heilige in spe vor dem Heiligen Geschenk Gottes. Von weitem hört Franz, wie die mächtigen Tore der Basilika sich zum Ansturm der zahlungskräftigen Kunden öffnen. Schnell steht er ohnmächtig von Glück auf und verlässt die Basilika durch die Geheimtür.

In seinem unaufgeräumten Gemach ruft er über eine geheime Telefonleitung seinen Vertrauten Camerlengo an: Camerlengo, ich habe mit dem Evangelisten Matthäus gesprochen. Ja, wir haben uns freundlich auf Spanisch unterhalten. Das Geschenk Gottes hat mir geraten, den iranischen Präsidenten Rohani zu empfangen. Er hat mit aufgetragen, die Feinde der Juden mehr zu lieben als die Feinde Gottes! Lass schnell die nackten Jünglinge aus Marmor verdecken. Der alte Lüstling aus Persien bevorzug Frischfleisch. Und stell den guten Wein weg, den wir beide nach seiner Abreise austrinken werden. Lechajim!

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dohle

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fischundfleisch

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