Letzte Woche wird der erste Corona-Fall in Syrien bestätigt. Jetzt wird in den kurdisch Gebieten Nordsyriens das Wasser knapp. Das wichtigste Wasserwerk für die Versorgung von rund einer halben Million Menschen liefert nicht mehr.
Das hat keinerlei technische, sondern nur politische Gründe. Denn das rund zehn Kilometer östlich von Serekaniye (Ras al Ain) gelegene Pumpwerk Alouk steht unter Kontrolle der Türkei und mit ihr verbündeter Milizen. Es versorgt aber die unter kurdischer Selbstverwaltung stehenden Gebiete Nordsyriens und ist der Türkei ein Dorn im Auge. Deshalb hat Erdogans Türkei im vergangen Oktober 2019 in einer "Operation Friedensquelle" genannten Invasion Teile des syrischen Kurdengebietes entlang der türkischen Grenze besetzt.
Seit letztem Samstag (21.3.2020) kommt von Alouk kein Wasser mehr. Im ebenfalls von der Versorgungsunterbrechung betroffenen Lager Al-Hol leben aktuell 67.000 Menschen auf engstem Raum. Die hygienischen Bedingungen in diesem wie auch in anderen Lagern sind erbärmlich. Die kurdische Regionalverwaltung versucht, die Wasserversorgung mit Tanklastwagen aufrechtzuerhalten. Zuweilen würden dafür auch Feuerwehrfahrzeuge eingesetzt.
Die mit der EU und der freien demokratischen Welt verbündeten Kurden werden erneut allein gelassen. Es gerade ein Jahr her ist, dass kurdische Milizen den IS in seinem letzten Zufluchtsort besiegt haben. Ein Kampf, bei dem die Kurden mit über 11.000 Gefallenen einen hohen Blutzoll bezahlt haben, damit die Europäer ruhig schlafen können. Gedankt wurde ihnen ihr Einsatz nicht - man lässt die Kurden erneut hängen.
Unter „man“ werden alle EU Staaten gezählt, die sich viel auf ihren Humanismus einbilden.