Ein Judenhasser betritt schwer bewaffnet eine unbewachte Synagoge in Pittsburgh und tötet 11 und verwundet weitere Synagogenbesucher und herbeigeeilte Polizisten. Als bekennender Antisemit ruft er aus, dass alle Juden sterben müssen.
Es ist ja kein Geheimnis, dass gewaltbereite Judenhasser und ihre „demokratische“ Anhängerschaft alle Juden ausmerzen wollen. Dass es nicht gelingen kann, vor allem keinen Einzelmörder, hat vor Jahrzehnten Hitler bewiesen. Das ändert natürlich nichts an den unerfüllbaren Wunsch der Judenhasser, seien sie Antisemiten, Antijudaisten oder Israelkritiker, es immer wieder erneut zu versuchen.
Woran liegt es, dass man sich nicht aller Juden entledigen kann? Schließlich gibt es größere, wenn auch nicht bedeutendere Zivilisationen, deren Mitglieder nicht mehr auf Erden weilen.
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Es liegt daran, dass die Definition, wer Jude ist, einfach erscheint und gleichzeitig kompliziert und in sich widersprüchlich ist.
Beginnen wir mit der Definition, wer Juden ist.
Nach der Tora und der Halacha, die ungefähr der islamischen Scharia entspricht, ist derjenige ein Jude, der eine jüdische Mutter hat oder zum Judentum übertritt. Der Übertritt zum Judentum kann bei jedem Rabbiner erfolgen, wird jedoch außerhalb dessen Gemeinde oft nicht anerkannt. Um weltweit – auch in Israel - als Jude anerkannt zu sein, sollte der Übertritt bei einem anerkannten und orthodoxen Rabbiner stattfinden, was eine teure und langwierige Prozedur bedeutet.
Neben den nicht überall anerkannten zum Judentum übergetretenen Juden gibt es auch Nicht-Juden, die sich als Juden ausgeben, was gar nicht so selten vorkommt. Viele wenden sich dem Judentum zu, weil sie etwas wiedergutmachen wollen, beispielsweise weil der Großvater bei der SS oder im KZ ein bekannter Judenmörder gewesen ist. Teilweise treten diese neuen Juden bei einem orthodoxen Rabbiner über, teilweise vermeiden sie die Konversion. Sie fühlen sich als Juden, werden zeitweise von der sie umgebenden jüdischen Gemeinschaft als Juden anerkannt, bis der Schwindel auffliegt. Andere Nicht-Juden geben sich als Juden aus, weil sie sich finanzielle Vorteile erhoffen, was oft (S. Pinneberg, aber nicht nur dort) eintrifft.
Komplizierend kommt hinzu, dass sich auch nicht-halachische Juden, deren Väter, nicht aber die Mütter Juden sind, in äußerst liberalen jüdischen Gemeinden, meist in den USA, sich als Juden betrachten und sich als Juden fühlen. Zu diesen Juden gehören möglicherweise auch Mitglieder der überfallenen Gemeinde in Pittsburgh „Baum des Lebens“. Wegen abnehmender Zahl der Juden teilen sich dort drei Gemeinden eine Synagoge. Eine Gemeinde nennt sich progressiv und egalitär, was bedeutet, dass Frauen und Männer gleichgestellt sind und dass Kinder jüdischer Väter dort als Juden gelten. Diese Juden wissen es nicht, dass sie keine Juden sind. Sie ähneln Protestanten, die sich für Katholiken halten.
Wir haben also mehrere Arten von Juden:
(1) halachische Juden, die echte Juden sind
(2) nicht-halachische Juden, die keine echten Juden sind
(3) gefühlte Juden, die überhaupt keine Juden sind
Auf der anderen Seite stehen die Judenmörder, die ihre eigenen Definitionen haben, wer ein Jude ist und wer nicht. So bestimmen die deutschen Nationalsozialisten, dass ein Halbjude mit jüdischem Vater und christlicher Mutter wie ein gewöhnlicher Volljude zu behandeln (liquidieren) ist, auch wenn er nach der Halacha, die die Nazis nicht interessiert, gar kein Juden ist. Auch der Judenmörder von Pittsburgh geht davon aus, dass am Samstag nur Juden sich in einer Synagoge aufhalten, was nicht immer zutrifft. Nun wird der Jude zwar von den Antisemiten „behandelt“, jedoch das Jude-Sein von den Opfern, als den Juden bestimmt, wobei auch hier unüberbrückbare Differenzen bestehen (s.o.).
Daraus kann man schließen, dass man nicht alle Juden ermorden kann, ohne einen guten Teil Nichtjuden mit in den Tod zu reißen. Es ist ein großer Schlag gewesen, als der Führer der antisemitischen Partei Ungarns vor Jahren von seiner jüdischen Großmutter mütterlicherseits erfahren hat, dass er Jude ist. Jetzt lebt der fromme Jude in Israel.
Der Überfall auf die Pittsburgher Synagoge hat sicher Konsequenzen. Zum einen wird die Sicherheit verstärkt werden, was einige Juden veranlassen wird, diese Synagoge zu verlassen. Viele gefühlte Juden, nicht nur in den USA, nicht nur in Pittsburgh, werden abwägen, ob sie ihr Kostümjudentum abgeben wollen. Kostümjuden sind die ersten, die bei Gefahr „ihre“ Religion verraten (aufgeben).