In Kreuzberg pulsiert das Leben gleich neben dem Tod. Im Märtyrermuseum finden sich Sokrates, Martin Luther King und Terroristen, die im Namen des Islam morden, zum friedlichen postmortalen Stelldichein. Lediglich die Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch (AfD) widerspricht dem Rendezvous und zeigt die Ausstellung bei der Polizei an. Nun warten die Gutmenschen ab, ob sie sich zu eigenen Schritten entscheiden sollen. Die Wahrscheinlichkeit ist niedrig, dass sich ein Richter in der BRD findet, der die Verherrlichung von Mördern als strafwürdige Tat empfindet und dementsprechend reagiert. Presse- und Meinungsfreiheit ist ein deutsch-demokratisches Gut, welches es auf Kosten minderwertiger Rechte zu verteidigen gilt: Denn hätten beispielsweise die Deutschen gewusst, was den Juden im KZ widerfährt, so hätten sie Hitler gestürzt! Doch im Nationalsozialismus ist die Presse- und Meinungsfreiheit zum Leidwesen von Juden, Zigeunern, Homosexuellen und einigen mutigen und anständigen Pfarrern eingeschränkt.

Trotzdem warten die politischen Gutmenschen die Reaktion auf die AfD-Anzeige ab. Denn sollte es wider Erwarten zu einem gerichtlichen Verfahren kommen, dann werden die Bundestagsabgeordneten aller Parteien stolz verkünden, dass das Deutsche Parlament auch ohne gewählte Regierung das Andenken unschuldiger Opfer verteidigt. Schließlich haben sich die Berliner Abgeordneten – wenn auch mit einer unbedeutender zeitlichen Verzögerung – durchgerungen, den Völkermord an den Armeniern durch die Türken schonungslos zu benennen.

Doch uns soll nicht das politische Getue interessieren. Wir suchen hier Antworten auf die Frage, was einen Märtyrer auszeichnet, besser ausmacht.

Märtyrer werden meist mit den monotheistischen Religion verbunden. Moderne Märtyrer gehören auch der Kaste der Politiker an. Fangen wir mit den großen monotheistischen Religionen an.

Das Judentum kennt keine aktiven Märtyrer. Jeder Jude, der ermordet wird, weil er ein Jude ist, gilt im Judentum als Märtyrer. Als Jude darf man das Märtyrertum weder anstreben (das Leben ist heilig, insbesondere das eigene), noch ist der Erwerb des Titels „Märtyrer“ ein große Ehre. Die Juden, die in Paris im Bataclan im Namen des Islams ermordet worden sind, sind also nach Auffassung der Kreuzberger Märtyrermuseumbetreiber und -aussteller genauso Märtyrer wie ihre von der französischen Polizei beseitigten Mörder. Es ist nicht feststellbar, ob das Märtyrermuseum die toten Juden ehren oder die toten Muslime beleidigen will.

Das Christentun kennt im Gegensatz zum Judentum aktive Märtyrer. Wenn ein Missionar während der Ausübung seiner göttlichen Pflicht, der Christianisierung von Heiden, von den potentiellen Christen umgebracht wird, dann wird dieser Priester irgendwann zum Märtyrer ernannt. Dietrich Bonhoeffer wird von den Nazis ermordet, weil er unbequem und bekannt ist. Die Nazis, die sich als gottlose Heiden betrachten, fürchten sich vor Bonhoeffers Bekehrungen.

Jesus wird wegen Blasphemie von den Römern gekreuzigt. Kann Jesus überhaupt ein Märtyrer sein? Da er wiederauferstanden sein soll, verliert er als Dreiniger Gott den Status des Märtyrers. Außerdem wissen wir, dass ein frommer Jude, also auch der Mensch Jesus, wegen der Heiligkeit des eigenen Lebens nicht gezielt Märtyrer werden darf. Somit ist weder im Judentum, noch im Christentum ein Märtyrer. Im Islam ist Jesus schon deshalb kein Märtyrer, weil er nach Mohammeds Meinung nicht gekreuzigt worden ist.

Ganz anders wird der Märtyrer im Islam behandelt! Nach dem Koran wird jeder Muslim, der in einem Krieg oder einem Überfall in Friedenszeiten (gegen Ungläubige) stirbt, zum Märtyrer (Shahid), der als Mann einige Vorzüge im Jenseits erhält, die leider auf Koranische Übersetzungsfehler beruhen. Der Krieg muss gegen Ungläubige geführt sein, da ein Krieg gegen oder ein Überfall auf Gläubige nicht gestattet ist. Somit mutiert jeder Krieg oder Überfall, an dem Muslime teilnehmen, zum Krieg oder Überfall gegen Ungläubige. Der Shahid darf sogar durch Selbstmord sterben, ohne einem einzigen Ungläubigen geschadet zu haben.

Der Überfall auf Bataclan erzeugt einige muslimische Märtyrer, weil die islamischen Terroristen beim Überfall in Friedenszeiten irrtümlicherweise davon ausgehen, dass das Etablissement einem Juden gehört.

Es gibt auch Politiker, wie Mahatma Gandhi, die durch ihre Ermordung zu Märtyrern umdeklariert werden, unabhängig davon, wie viele Menschen durch ihre Politik haben sterben müssen. Wenn ein Politiker Selbstmord begeht, verwandelt er sich nur dann zum Märtyrer, wenn er als Lebender Muslim gewesen ist. Manche Weltverschwörungstheoretiker behaupten, dass Hitler zum Islam konvertiert ist. Da er während des Zweiten Weltkrieges, an dem er beteiligt gewesen ist, durch Selbstmord gefallen ist und außerdem kurz zuvor seine (nicht-muslimische?) Frau umgebracht hat, kann Hitler als Shahid durchgehen und problemlos einen hervorragenden Platz im Kreuzberger Märtyrermuseum belegen.

Das Kreuzberger Märtyrermuseum möchte dem Begriff „Märtyrer“ eine neue Bedeutung geben und ihn erweitern. Eine neue Bedeutung ist nicht nötig, weil bereits die alte Bedeutung des Begriffes „Märtyrer“ in einer monotheistischen Religion und in der modernen Politik ausreichend weit gefasst ist. Nötig ist hingegen, die nichtmuslimischen Einheimischen Deutschlands über die verschiedenen Verständnisse des Begriffes „Märtyrer“ der verschiedenen monotheistischen Religionen aufzuklären.

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