1948 schreibt George Orwell sein bekanntestes Buch, welches er „1984“ nennt. Er beschreibt den Stalinismus, der sich in Russland nach dem siegreichen Krieg gegen den Nazismus sein furchtbares Haupt gegen die eigene Bevölkerung erhebt. Der Journalist und Schriftsteller Orwell weiß, dass er keine Chancen hat, seine Ideen als Zeitungsartikel zu veröffentlichen. Er schreibt deshalb sein Wissen über den staatlichen Totalitarismus (Überwachungsstaat) in Form eines Romans nieder. Erwartungsgemäß schlägt das Buch anfänglich keine hohe Wellen, da die Leser den Roman nicht als Essay, sondern als Dichtung verstehen, die die Realität stark verzerrt. 1959 stirbt George Orwell. Erst Jahrzehnte später, als Stalin und seine Schergen dem beinahe weltweit verordneten Vergessen anheim fallen, feiert das Œvre seinen Durchbruch. Heute ist das politisch wichtigste Werk des 20. Jahrhundert beinahe vergessen.

Gegen das Vergessen muss eingeschritten werden, will man eine erneute Barbarei verhindern.

Nicht nur die großen Diktaturen des letzten Jahrhunderts, Nazismus und Sozialismus, werden im Laufe der Zeit verbrämt und verharmlost. In öffentlich zugänglichen Medien, die der Meinungsfreiheit huldigen, kann man folgenden Satz lesen:

Beide (Hitler und Churchill) waren skrupellose Kriegstreiber.

https://www.fischundfleisch.com/iris123/hitler-und-churchill-waren-psychisch-schwer-krank-43766#comment-527110

Dieser folgenschwere Satz bleibt bei der Redaktion von fischundfleisch.com trotz Hinweis unbeanstandet. Ich gehe davon aus, dass dies nicht aus Bosheit, sondern aus Unwissenheit geschieht. Wir müssen folglich davon ausgehen, dass der durchschnittlich intelligente Leser, der sein Wissen aus dem Internet holt – nicht nur bei fischundfleisch.com – die geschichtlichen Zusammenhänge der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts nicht richtig interpretieren kann oder will. Das lässt befürchten, dass wir uns, willentlich oder auch nicht, einer neuen Meinungsdiktatur unterwerfen. Betrachten wir die Meinungspolitik in einigen Staaten der EU, so werden wir feststellen, dass sich „1984“ rasant weiterentwickelt hat.

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In Orwells Staat heißt die Sprache „Neusprech“. Diese Sprache basiert auf „Doppeldenk“. Doppeldenk bedeutet, dass eine Aussage nicht die Realität beschreibt wie sie ist, sondern wie sie politisch gewünscht erscheinen soll. Wir heutigen Menschen können dies noch in einigen irrelevanten Ländern der Welt (Nordkorea, Syrien, Kuba, Venezuela, Iran, …) beobachten. Da werden die Massen Nordkoreas mit knurrendem Magen zu Ehren des Großen Bruders durch die Straßen der Hauptstadt getrieben, um dem Großen Bruder zu huldigen, weil er sie alle reichlich ernährt. In Syrien wird der Präsident – auch dort wird die Diktatur vom Vater auf den Sohn vererbt – wenn man der Propaganda Glauben schenkt vom Volk derart geliebt - dass es wundert, warum so viele Syrer ins ungastliche Deutschland flüchten. In Kuba herrscht der Bruder des verstorbenen Diktators. Ansonsten scheinen die Kubaner zufrieden zu sein, weshalb es unverständlich ist, weshalb ihnen Auslandsreisen – vor allem in die USA – verboten werden. Böse Zungen behaupten, dass die Kubaner das Rückticket zur wunderschönen Insel verfallen lassen. Dies kann eine dreiste Lüge sein, weil man sie in Kuba nirgendwo laut vernimmt. Venezuela hat die größten Erdölreserven der Welt. Umso unverständlicher ist es, warum die Menschen, wenn sie nicht der herrschenden Klasse angehören, nicht ausreichend zu essen haben. Wahrscheinlich hängt das davon ab, dass der jetzige autokratische Präsident nicht mit seinem Vorgänger verwandt ist. Über den Staatsterror im Iran braucht man keine Worte zu verlieren, wenn man als Frau über ein spärliches Haarwachstum verfügt.

„Verbrecherdenk“ nennt Orwell das Denken, welches die Realität abbildet. Diese Denken wird heute noch in Nordkorea, Syrien, Kuba, Venezuela, Iran, … bestraft. Es ist zu befürchten, dass weitere Staaten sich dem Stalinismus annähern, so z.B. ein NATO-Mitglied auf asiatischen Boden.

Betrachten wird das erlaubte Denken in der EU. Das deutsche Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG, Gesetz zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken, Facebook-Gesetz) verbietet Fake-News und Hassreden, so man sie sich nicht leisten kann: Kostenpunkt 5.000.000 €! In Polen wird muss man bis zu drei Jahren ins Gefängnis, wenn man gewisse Wahrheiten ausspricht, die die polnische Regierungspartei nicht hören will. Dass Politiker selbst sich nicht an die Wahrheit halten, zeigt das aktuelle Trauerspiel, welches sich Groko nennt. Ein bis zwei Darsteller haben die Unterhaltungssendung bereits verlassen. Ob beim feierlichen Ende der Groko noch ein Darsteller übrig bleibt?

Heute heißt es nicht mehr „Neusprech“, sondern „politisch korrekte Sprache“, kurz: „Politische Korrektheit“ oder „political correctness pc“. All diese Begriffe beinhalten das „Doppeldenk“. „Verbrecherdenk“ ist heute somit „political incorrectness“. „Political incorrectness“ ist in Deutschland strafwürdig bis zu 5.000.000 €! Das veranlasst manche öffentlich zugängliche Internetseite schnell bis vorauseilend Texte und Bilder zu löschen, bevor sich jemand die Zeit nimmt, sie zu lesen. Hätte es das Internet schon zu Lebzeiten Orwells gegeben, so hätte er seinen Roman 1984 niemals geschrieben. Jedes literarische Auflehnen wäre ihm überflüssig und aussichtslos vorgekommen.

Zum Schluss: Für das Orwellsche „Doppeldenk“ gibt es eine angepasste und moderne Entsprechung: „Linksnazidenk“. Wieso „Linksnazidenk“? Dazu kehren wir zum Anfang des Artikels zurück.

Beide (Hitler und Churchill) waren skrupellose Kriegstreiber.

Diese Aussage ist in politisch korrekter Sprache verfasst! Denn heute wird der Kriegstreiber gegenüber früher differenzierter betrachtet. Der Kriegstreiber ist der Starke, der den Krieg gewinnen wird. Dabei spielt es keine Rolle, ob der spätere Sieger zum Zeitpunkt der Kriegstreiberei bereits erkennt, dass er als Sieger durchkommt. Somit wäre Hitler kein Kriegstreiber, obwohl er davon ausgeht, den Weltkrieg zu gewinnen. Der kursive Satz muss richtig lauten:

Churchill war ein skrupellose Kriegstreiber. Der kriegsunterlegene Hitler war nur anfänglich ein Kriegstreiber, jedenfalls weit weniger skrupellos als Churchill.

Im Zeitalter des Brexit wird diese Aussage in Deutschland toleriert, eventuell gefördert.

So wird es nachvollziehbar, dass die Progressiven „Linksnazidenker“ Israel als Aggressor ansehen. Der Terror geht zwar von den Arabern aus, Israel gewinnt jedoch alle Kriege! Bleibt den Juden auch nichts anderes übrig! Ein einziger verlorener Krieg reicht für einen weiteren (letzten?) Holocaust aus. Der Hass auf Juden gepaart mit dem Hass auf das Hitler besiegende Großbritannien erklärt den Begriff „Linksnazidenk“ ausreichend.

Deshalb sind die USA – nicht nur unter Trump, sondern auch unter Obama - gegenüber Nordkorea skrupellose Kriegstreiber, da sie den Großen vollgefressenen Diktator des hungernden Volkes mühelos beseitigen könnten. Würden die USA unter Bruch des Völkerrechts den fetten Diktator Kim Jong-un ermorden lassen, dann wären sie ja skrupellose Kriegstreiber! Wenn es nicht tun, dann nur deshalb, um einen Krieg gegen Nordkorea führen zu können, um es zu besiegen, also weil sie Kriegstreiber sind. Folglich brauchen die USA nicht zu handeln!

Schließlich impliziert „Linksnazidenk“ die momentane für lange Zeit politisch korrekte Denke, dass Muslime niemals Kriegstreiber sind. Sie haben mit Ausnahme von Afghanistan seit ewigen Zeiten keinen Krieg gegen Nicht-Muslime gewonnen! Deshalb werden vorzugsweise afghanische Flüchtende von Deutschland in ihre Heimat abgeschoben. Dass Flüchtlinge keine Kriegstreiber sein können, liegt auf der Hand. Es sei denn, hinter dem Flüchtenden verbirgt sich ein Terrorist, was aber nach Aussagen nicht vorhandener Grenzsicherungseinrichtungen nicht anzunehmen ist.

Pol/Orwell-01

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