Ein aggressiver Prediger stiftet Unfrieden mit dem Neuen Testament. Der Mann predigt mitten auf der belebten Königstraße, dass Muslime in die Hölle kommen. Seine Mitstreiter verteilen christliche Bibeln auf Arabisch. Die staatlich alimentierten Kirchen verurteilen das Verteilen christlicher Schriften, da sie Konflikte schüren.

Über mangelndes Publikum kann sich der Mann nicht beschweren. „Allah schickt dich in die Hölle“, so der Prediger, oder: „Alle Muslime enden in der Hölle!“ Damit erregt er Aufmerksamkeit.

Die Provokation zeigt bei einigen Muslimen Wirkung: Im Zehn-Minuten-Takt wird zurückgeschimpft. Am Donnerstag muss die Polizei dazwischengehen, als eine junge Muslima - an einem Kopftuch erkennbar - mit der Gruppe in heftigen Streit gerät.

Kirchenvertreter und Sektenbeauftragte haben eine klare Meinung zu der Gruppe, die den evangelikalen Freikirchen zuzurechnen ist. „Das ist nicht kompatibel mit dem Verständnis von christlichem Glauben und dessen Weitergabe“, sagt der Sprecher der evangelischen Landeskirche.

Das Kultusministerium hat den Prediger auf dem Schirm. „Die Königstraße ist zwar ein beliebter Ort für religiöse Gemeinschaften, die um neue Mitglieder werben“, sagt der Pressesprecher des Kultusministeriums, „aber dass jemand sich auf einen Brunnen stellt und so aggressiv provoziert, haben wir noch nicht erlebt.“

Die Polizei beobachtet das Treiben auf der Königstraße nach dem Vorfall am Donnerstag (junge Muslima, an einem Kopftuch erkennbar) mit Sorge. Die Missionare werden von den Beamten ermahnt und aufgefordert, Provokationen zu unterlassen.

Der Prediger, der sich Johannes nennt und das Neue Testament auf Arabisch verteilt, lässt sich davon nicht beirren: „Wir lieben alle Muslime – sobald sie erkennen, dass es Rettung nur durch Jesus Christus gibt.“

Quelle: Stuttgarter Nachrichten vom 24. März 2017