Sind Lebensretter und Schleuser im Mittelmeer zwei Seiten der selben Medaille?

Die Vorwürfe sollen ungeheuerlich sein: Europäische und deutsche Lebensretter paktieren mit Schleusern, die die Flüchtlinge an der Grenze der 20-Seemeilen-Zone Libyens oder sogar noch näher an die libysche Küste absetzen. Die Lebensretter würden im Kontakt mit den Schleusern stehen, von denen sie die genaue Ortung erhalten. Eine win-win-Situation für beide.

Ich verfüge noch nicht über genügend Informationen, um zu entscheiden, ob diese Vorwürfe zutreffend sind oder nicht. Ich verstehe jedoch nicht, was an den Vorwürfen oder berechtigten Anschuldigungen ungeheuerlich sein soll. Denn alle Seiten: Bootsflüchtlinge, Schleuser und Seenotretter handeln logisch, konsequent und ethisch richtig. Die einzigen, die unlogisch, inkonsequent und ethisch verwerflich in dieser beschriebenen Situation handeln, sind die Staaten der EU, die sich weigern, die Bootsflüchtlinge aufzunehmen.

Es beginnt mit der willkürlichen Trennung zwischen Fußflüchtlingen und Bootsflüchtlingen. Zunächst kommen die Flüchtlinge zu Fuß aus dem Orient mit Ausnahme der kurzen Meeres-Überfahrt von der Türkei zu den griechischen Ägäis-Inseln. Dass übermäßig viele Fliehenden auf dem kurzen Stück Mittelmeer-Ägäis umkommen, hängt damit zusammen, dass im Islam das Schwimmen verpönt ist, insbesondere für Frauen, die zu viel Haut zeigen. Der Burkini ist eine neue Erfindung, die nach Aussage der „Washington Post“ in Australien erfunden worden ist. Burkinis haben sich außerhalb der abendländisch beeinflussten Zivilisation noch nicht überall herumgesprochen, insbesondere nicht im Landesinneren islamistischer und islamischer Staaten, woher sich die meisten Flüchtlinge rekrutieren.

Um die nasse und gefährliche Ägäis zu meiden, hätten die Fußflüchtlingen die vorhandene Landesgrenze zwischen der Türkei und Griechenland/Bulgarien überschreiten können. Den Griechen wäre es egal gewesen, ob die Massen zu Fuß oder schwimmend nach Griechenland gelangen. Doch aus einem von Anfang an nicht nachvollziehbaren Grund schließen die Türken für muslimische Fußflüchtlinge ihre kurze Landesgrenze zur EU und zu Schengen. Wie die Bulgaren, die nicht zum Schengenraum gehören, mit den ankommenden Fußflüchtlingen verfahren, wird widersprüchlich berichtet. Es spricht sich unter den Fußflüchtlingen in Zeiten des Internets schnell herum, dass man auf Land besser schießt und trifft als auf dem Meer. Hinzu kommt, dass dank Österreich die gesamte Balkanroute, die eine reine Landroute ist, zusammenbricht. Daraus haben die Fußflüchtlinge richtig geschlossen, dass Fußflüchtlinge wenig Aussicht auf Erfolg haben, die gelobte EU zu erreichen. Selbst der Land-Übergang zwischen Russland und Norwegen wird kaum noch benutzt, seitdem Putin den Fahrradübergang dicht gemacht hat. Trotz fehlenden Sozialismus bei überhöhten Preisen scheinen Fahrräder im hohen Norden Russlands Mangelware zu sein.

Folgerichtig fällt der politische Aufschrei gegen die Schließung der Fußwege in die EU verhalten aus. Nur ein vertrottelter Alter schlummert bequem in seinem Zelt, bis ihn unliebsame Kleinsttiere unsanft wecken. Daraufhin verlässt er seine Schützlinge und ward nur noch in gut bezahlten Talk-Shows zu sehen. Der wohlhabende Rentner, der sich auf Staatskosten seine Rente zusammengezimmert hat, liebt Flüchtlinge, wenn sie Muslime sind. Denn hinter jedem muslimischen Flüchtling steckt ein Jude.

So bleibt den Flüchtlingen nur noch die Möglichkeit als Bootsflüchtlinge die EU zu betreten. Die Ägäis-Route ist uninteressant, da die Flüchtlinge aus der Türkei laut Erdorgan-Merkel-Vertrag zurück in die Türkei geschickt werden. Nur Flüchtlinge in der Türkei, die dort bleiben wollen, dürfen im Flugzeug gewöhnlich nach Deutschland reisen! Bleibt folglich nur die Mittelmeer-Route von Libyen nach Italien. Denn die übrigen nordafrikanischen Mittelmeeranrainer weigern sich, an dem menschenverachtenden Spiel der Europäer teilzunehmen. Libyen hat gegenüber der EU keine Einspruchsmöglichkeiten, da Libyen nicht existiert. Die Boote könnten auch in das nähere, wenn auch kleinere Malta fahren. Doch die Malteser, die eine lange Geschichte mit Arabern teilen, wissen, wie man solche Gäste loswird. Spanien ist zu weit und von Griechenland aus kann man als Fußflüchtling kein anderes Schengenland erreichen.

Somit ist Italien das einzig verbliebene Zielland der Bootsflüchtlinge, die aus Afrika, dem Nahen oder dem weiter entfernten Osten kommen. Selbst aus Tschetschenien und der Ukraine verirren sich zuweilen Nichtschwimmer unter den Bootsflüchtlingen.

Man darf den Bootsflüchtling und Nicht-Schwimmer mit einem Selbstmörder vergleichen, der nicht vorhat zu sterben. Der Selbsttöter will die Aufmerksamkeit der Umgebung. Er hofft, noch rechtzeitig von der Freundin, die ihn verlassen hat, vom Chef, der ihn entlassen hat, oder zumindest vom Notarzt rechtzeitig entdeckt zu werden und ohne größere Blessuren aus der Selbsttötung herauszukommen. Laut medizinischer Statistik ist diese Art der versuchten Selbsttötung die häufigste unter den Selbstmorden. Wenn der Selbstmord gelingt, fehlt meist die Information, ob dieser geplant oder zufällig geschehen gewesen ist. Die meisten Selbstmorde gelingen folglich nicht.

Der Bootsflüchtling von Libyen nach Italien hat ebenfalls nicht vor, auf dem Weg zu sterben. Als Nichtschwimmer ist der Einstieg in ein überfülltes seeuntaugliches Boot als versuchten Suizid zu bewerten. Wie der durchschnittliche Selbsttöter hofft der Bootsflüchtling rechtzeitig, also lebendig, gerettet zu werden. Es erwartet im Mittelmeer selbstredend keine Freundin und extrem selten einen neuen Chef, aber zumindest einen Seenotretter, der den Notarzt des Selbsttöters ersetzt. Der Bootsflüchtling will die Aufmerksamkeit der Umgebung! Noch hat er sie. Um die Aufmerksamkeit zu sichern, ist es von Vorteil, zuweilen Ertrinkende und Ertrunkene zu dokumentieren und zu filmen. Das ist die Aufgabe der Lebensretter im Mittelmeer.

Zwischen Selbsttöter und Notarzt herrscht eine Symbiose. Dass der Selbsttöter den Arzt braucht, liegt auf der Hand. Doch auch der Notarzt braucht eine spezielle Klientel, um seine Existenz zu begründen. Und warum sollen Notärzte bei diesem stressigen Beruf nicht ausgezeichnet verdienen?

Der Bootsflüchtling kennt zwei Helfer, die seine Ziele verwirklichen. Zunächst der Schleuser, mit dem er sich auf Arabisch versteht und viel Geld für die gefährliche, kurze und unbequeme Überfahrt fordert. Dann das Schiff, welches ihn, den Nichtschwimmenden, aus der See birgt. Da die Schleuser das meiste Geld erhalten, bleibt für die Lebensretter wenig übrig. Die Seenotretter arbeiten deshalb ohne Bezahlung und kommen sogar für ihre An- und Abfahrt aus ihrer eigenen Tasche auf. Die Seenotorganisationen erhalten jedoch Geld, welches sie nach eigenen Worten für die Flüchtlinge verbrauchen.

Helfer auf See unterscheiden sich stark von Helfern auf Land. Jeder weiß, dass bei einem spektakulärem Unfall auf der Autobahn die Gaffer die Retter behindern. Auf See herrscht seit Jahrtausenden die Pflicht, sich gegenseitig zu helfen. Man könnte ja der Nächste sein! Dass heute hinter der Bootsflüchtlingsrettung reiche NGOs stehen, die gut vom Staat, den Kirchen und der EU alimentiert werden, zusätzlich zu den üppigen Spendeneinnahmen, ist der Asylindustrie anzulasten, die durch die von Merkel geförderten Masseneinwanderung gesprießt ist. Jeder, der einmal ehrenamtlich als Flüchtlingshelfer tätig gewesen ist, kennt die Asylindustrie.

Der Notarzt wird jedes Mal kommen, um den Selbsttöter am frühzeitigen Sterben zu hindern. Seine medizinische Ethik verbietet ihm, dem Hilfsbedürftigen fernzubleiben, nur weil dieser sich schon zum zehnten Mal erfolglos das Leben nehmen will. Genauso verhält sich der Lebensretter des Mittelmeeres. Er setzt täglich die Segeln, um neue Bootsflüchtlinge zu retten, die nicht sterben wollen.

Weder der Notarzt, noch der Seenothelfer haben das Recht, über die Zukunft der Selbsttöter zu entscheiden. Dies ist eine gesellschaftliche Aufgabe, keine ärztliche! Wenn der Staat dem Gewohnheitsselbsttöter keine hilfreiche Therapie zuweisen kann, dann muss der Notarzt immer wieder einschreiten bis er endlich scheitert. Wenn die EU die Bootsflüchtling nicht nach Libyen zurückschicken kann oder will, dann werden die Seenothelfer täglich erneut aufs Meer fahren, Ertrunkene aufsammeln und Bootsflüchtling nach Italien bringen. Die Seenothelfer sind auf die Schleuser angewiesen, die auf die Bootsflüchtlinge und die Bootsflüchtlinge auf die EU. Ja, Lebensretter und Schleuser im Mittelmeer sind zwei Seiten der selben Medaille. Doch die Medaille hat wundersam noch weitere Seiten, an denen viele verdienen.

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