Nicht nur Religionen brauchen Symbole. Das wichtigste Symbol des Christentums ist das Kreuz, ursprünglich ein Marterwerkzeug, an dem Jesus gequält und getötet worden ist. Das Kreuz setzt sich nach Jesus Kreuzigung als christliches Zeichen in wenigen Jahrzehnten durch.

Auch die Politik setzt gerne Symbole ein. Nach jedem Umsturz wird eine neue Flagge kreiert. Die neue Flagge wird gegrüßt und geehrt. In den allermeisten Staaten dieser Erde darf die eigenen Flagge weder verbrannt, noch befleckt werden. In manchen Staaten ist es üblich, die Flaggen der Feinde zu verbrennen oder auf den schmutzigen Boden zu werfen und darüber mit staubigem Schuhwerk zu marschieren.

Im Laufe der Zeit ändert sich das Verhältnis der Bürger zum religiösen oder politischen Symbol. Obwohl das Christentum in beinahe ganz Europa die vorherrschende und beeinflussende Religion ist, gehen nicht alle Bürger mit dem christlichen Zeichen des Kreuzes pfleglich um. Die öffentliche Verunglimpfung von Kreuzen und Kruzifixen ist in Deutschland in Form der Karikatur straffrei.

Hakenkreuze sind seit 1945 in Deutschland offiziell nicht mehr zugelassen. Zwölf Jahre lang ist das Symbol den Deutschen heilig gewesen. In der Kunst sind auch heute Hakenkreuze gang und gäbe, selbst in der Heute Show, die nicht unter Kunst fällt.

Nun wollen wir uns mit Stolpersteinen als Symbol befassen.

Stolpersteine sind kleine Gedenksteine, die seit Anfang der 1990-er Jahre zumeist in den Bürgersteigen eingelassen werden. Sie erinnern in einigen europäischen Staaten und insbesondere in Deutschland meist an die von den Nationalsozialisten verfolgten und während des Holocausts ermordeten Juden. Bei 120 € pro Stolperstein incl. Verlegung hat sich das Gedenken für den Erfinder und Künstler Gunter Demnig zu einem einträglichen Millionengeschäft entwickelt, welches wir ihm gönnen wollen.

Stolpersteine sind gewöhnliche Pflastersteine, die mit einer dünnen Messingschicht überzogen sind, die vermitteln soll, dass es sich um Wertvolleres handelt. Darauf sind in zackiger Nazi-Sprache Name, Geburtsdatum, Ort und Todeszeitpunkt des Juden eingeritzt. Die Stolpersteine werden vor dem Haus verlegt, wo der Jude vor seiner Flucht oder Ermordung zuletzt gewohnt hat.

Der Stolperstein-Verleger wird wegen seiner Empathie und seiner Geschäftsidee geehrt. Bezahlt wird er in den meisten Fällen von den nicht-jüdischen Ortseinwohnern, denen es ein Gewissensbedürfnis ist, einen Stolperstein zu spenden. Berufsbedingt fühlt sich der Stolperstein-Künstler toten Juden zugetan. Mit lebenden Juden, insbesondere Juden aus Israel oder Zionisten, hat er wie die meisten Deutschen jeder Generation Schwierigkeiten.

Viele Passanten bleiben aus Neugierde vor den Stolpersteinen stehen. Andere treten darauf. Auch Hunde kehren gerne zu den glänzenden Steinen zurück, wenn sie sich einmal erfolgreich erleichtert haben. Nach jüdischem und orientalischem Verständnis, was den Künstler und die auftraggebenden Nicht-Nachkommen und Nachkommen der Täter nicht zu stören braucht, darf die Erinnerung an die Toten weder physisch, noch metaphorisch in den Schmutz gezerrt werden. Viele Nachkommen der verfolgten und ermordeten Juden haben nur eine rudimentäre Ahnung über das Judentum, weil sie dem Judentum entwachsen sind, ihm abgeschworen haben oder zum Christentum konvertiert sind. Sie freuen sich, wenn die Namen ihrer Vorfahren aus dem Straßendreck hervorblinken, und sind zufrieden, wenn die Stolpersteine verlegende Stadt für Reise und Unterkunft aufkommt. Lebender Jude sind bei der Stolpersteinverlegung fehl am Platz. Der Jude hat die Rolle des Opfers zu spielen und nicht die des unbeteiligten Zuschauers.

Stolpersteine haben sich in Deutschland in den letzten 25 Jahren als Symbol durchgesetzt. Sie sollen das größte „Kunstprojekt“ Europas sein. Die Bürger, die als Spender oder Steinestolperer involviert sind, sehen in den glänzenden kleinen Steinen eine Gedenkstruktur, die als ethisches Symbol die Religion und die Politik Europas verdrängt hat. Die Toten, deren gedacht wird, spielen eine untergeordnete, vernachlässigbare Rolle. Wichtig ist der goldenen Pflasterstein als solcher, den man als Tourist in beinahe ganz Europa antrifft und wiedererkennt, ähnlich wie Schloss Neuschwanstein in Disneyland. Die Stolpersteine verbinden die Menschen reinen Gewissens. Sie füllen die Leere aus, die Religion und Politik nicht mehr besetzen. Denn der deutsche Bürger hat sich nicht nur vom bezahlbaren Glauben abgewandt, sondern auch von der aktiven Politik, dem Dienst an die Gemeinschaft. Bei der fortgesetzten Verwässerung des christlichen Glaubens Europas bis hin zum „Chrislam“ laufen die unjüdischen Stolpersteine dem unjüdische Kreuz den Rang ab.

Für manche Leser ist diese Einsicht erschreckend, andere werden sie bezweifeln. Deshalb leite ich zur Gegenwart hin:

Aachen/Bornheim – Wegen des Aufrufs, Stolpersteine zu schänden, ermitteln verschiedene Behörden gegen eine rechtsextreme Multifunktionärin aus Bornheim.

Eine in Bornheim bei Bonn lebende 37-jährige Rechtsextremistin und mehrere rechtsextreme Gruppen und Aktionsplattformen aus ihrem engen Umfeld haben kürzlich dazu aufgerufen, Stolpersteine mit Zetteln zu überkleben, auf denen die Namen von frischen Opfern stehen, die durch „Ausländergewalt“ ums Leben gekommen sind. Unter anderem steht nun der Verdacht der Volksverhetzung und der Verunglimpfung des Ansehens Verstorbener im Raum. Sollte sich dies bestätigen, würde auch wegen des Aufrufes zu Straftaten ermittelt werden müssen, heißt es von Seiten der Aachener Polizei. Auch andere Ermittlungsbehörden in Deutschland sind wegen des Aufrufes schon aktiv geworden.

Polizei und Staatsanwaltschaft prüfen derzeit in Aachen in einem Vorermittlungsverfahren, ob es sich bei dem Aufruf und einer möglichen Umsetzung und strafbare Handlungen handelt. Anlass dafür sind Strafanträge der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) sowie der Stadtverwaltung. Kürzlich haben Neonazis via Internet verbreitet, zwei Stolpersteine in Aachen geschändet zu haben und ein entsprechendes Foto im Netz verbreitet. Dabei soll etwa der Namen eines Opfers des Naziterrors mit einem Zettel zum Gedenken an „Odin“ überklebt worden sein, einem Hund von einem Neonazi aus Dortmund, der bei einer Polizeirazzia erschossen worden ist. Entsprechende Postings sind unterdessen wieder gelöscht worden.

Die Welt wird in Gut und Böse aufgeteilt, wobei das Gegenteil von Böse immer das Gute ist. Deshalb ist der Neonazi immer böse, auch wenn er seine Kinder liebt, und der Demokrat ist immer gut, auch wenn er sich an Kindern vergeht. Von dieser unverarbeiteten postnazistischen bürgerlichen Denkungsart profitiert jeder, dessen Gegner sich gesellschaftlich auf der falschen Seite befinden. Für einfache Menschen, hierzu zählen die allermeisten Journalisten, gibt es nur Schwarz und Weiß, Böse oder Gut. „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.“ Dieser Spruch stammt nicht allein von Stalin, sondern auch vom EU-Parlamentspräsident M. Schulz.

Die Rechtsextremistin aus Bornheim wird von den Behörden verfolgt. Sie wird nicht verfolgt, weil sie sich zum Neonazismus bekennt, denn das Bekenntnis ist in der deutschen Demokratie straffrei und somit erlaubt. Der Rechtsextremistin wird vorgeworfen, aufgerufen zu haben, Symbole zu überkleben oder unkenntlich zu machen. Deshalb wird gegen sie ermittelt.

Man könnte den Vorgang als Verschmutzung der Gehwege oder der Fahrbahn abtun. Doch weit gefehlt: Die Polizei ermittelt wegen Volksverhetzung und Verunglimpfung des Ansehens Verstorbener! Wenn die Polizei partout wegen Volksverhetzung und Verunglimpfung des Ansehens Verstorbener ermitteln will, dann soll sie sich den Pflastersteinkünstler zur Brust nehmen, der die Namen der Opfer in den Straßenschmutz drückt. Doch die öffentliche Meinung will Neonazis verfolgen und gleichzeitig den Stolpersteinkünstler ehren, der den aus der Asche des Holocausts geläuterten guten Deutschen darstellt.

Es gibt noch Hoffnung. 2010 ereignet sich das Unglück von Duisburg bei der Loveparade. 21 Jugendliche werden erdrückt und sterben, viele weitere werden verletzt. Bisher hat sich niemand zur Verantwortung bekannt und niemand wurde rechtmäßig verurteilt. Soweit ähnelt das Geschehen den Verbrechen im Dritten Reich. Nun erinnert eine große Gedenktafel an das Unglück. Die Namen der Toten sind in ein aufrecht stehende Tafel eingelassen.

Es ist kein Geheimnis, dass sehr viele jüdische Opfer-Stolpersteine nicht nur falsch beschriftet, sondern auch an falscher Stelle in den Boden versenkt werden. So gibt es nördlich an die Eifel angrenzend das Oberzentrum Düren, welches neben diversen verstreuten Opfer-Stolpersteinen auch ein Mahnmal aufweist, dass auf die abgebrannte Synagoge zu Luthers Geburtstag aufmerksam macht. Aus Rücksicht auf die heutigen Besitzverhältnisse ist das Synagogen-Mahnmal nicht in der Nähe der abgebrannten Synagoge platziert worden. Auch nicht alle Stelen, die an die Sammelpunkte zum Abtransport der Juden erinnern, stehen dort, wo die Ereignisse, deren gedacht wird, sich ereignet haben.

Nun drängt sich die Frage auf, ob der Stolperstein das endgültige Zeichen der deutschen Zivilisation bleiben soll. Schließlich gibt es ein Pendant zu den Opfern: die Täter! Warum werden nicht Stolpersteine mit den Namen der Täter in den Bürgersteig eingelassen? Man kann sie beispielsweise von den Steinen der Opfer optisch klar trennen und sie silbern bemalen. Diese Stolpersteine sollten etwas weniger kosten und wert sein als die der Opfer. Neben dem Namen wird der SS-Rang angegeben, der Todeszeitpunkt und wie viele Jahre der vom deutschen Staat als Rentner oder Pensionär für seine Untaten alimentiert worden ist.

Es wird in Deutschland viel Überzeugungsarbeit, Gedenksteine an die Täter in den Boden zu versenken, wo jeder mit schmutzigen Schuhen drauftreten kann und mancher wird. Der erste Einwand der Täternachkommen wird lauten, dass zwar die jüdischen Opfer, nicht jedoch die Nazi-Täter Ortsansässige gewesen sind. Die Täter seien aus der ferneren Umgebung angekarrt worden, da die ortsansässigen Nazis die Juden sehr gut gekannt haben und zuweilen mit ihnen befreundet gewesen sind. Hier wird verkannt, dass der ortsansässige Nazi die Juden in anderen Ortschaften verfolgt, verbrannt und ermordet hat, und somit zurecht als Täter gilt und einen Täterstolperstein verdient.

Stolpersteine für die Nazi-Täter werden den angrenzenden Hausbewohnern unangenehm sein.

Schon die wenigen Beispiele reichen aus, um Täter-Stolpersteine gut zu begründen.

Zumindest anfänglich werden nicht viele An- und Einwohner bereit sein, für die Täter-Steine zu spenden. Der Stolperstein-Künstler Gunter Demnig wird kaum Einwände vorbringen, die seine Geschäftsidee und seine Einnahmen erweitern. Die Täter-Stolpersteine werden sich mit der Überzeugung durchsetzen, dass die deutsche Geschichte nicht mit jüdischen Stolpersteinen enden darf.

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 27.09.2016 22:38:16

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