Die Dystopie findet auch heute noch statt. Nicht nur in Urfustan. Urfustan entsteht irgendwo in Asien nach dem Zerfall der Sowjetunion. Man mag es nicht glauben: Nun geht es den dort Lebenden noch schlechter als zuvor. Im Gegensatz zu Russland ist der dortige Diktator inkompetent und bösartig. Nur mit Hilfe des Auslandes, wozu auch Deutschland zählt, können der Diktator und seine Staatsdiener überleben. Das Volk darbt, hungert und verlottert. Nur den Deutschen, die Stalins Deportation in Urfustan überlebt haben, geht es wegen deutschem Fleiß besser als den anderen. Trotzdem schlecht.
Ein Auftrag für Otto Kwant
von Jochen Schmidt
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C.H.Beck, März 2019
ISBN-13: 978-3406733765
23 € 347 Seiten
Einige Stellen des Buches, um den Genuss anzuregen:
Man merkt sofort, dass der Schreiber in der DDR geboren ist. Die Geschichte ist herzzerreißend, sozialistisch und brutal. Das, was Otto Kwant in Urfustan erlebt, geht auf keiner Kuhhaut. Die Geschichte ist komisch und traurig, selbst das Ende. Der Leser fährt mit in einem Land der 3. - 5. Welt.
Was ist dagegen einzuwenden, in ein Land zu fahren, wo es Schuhputzer, Kofferträger und Luftzufächler gibt? Dem Leser wird das Lachen noch im Hals stecken bleiben! Nebenbei lernt der Leser viel über Architektur, denn Ottos Firma soll ein Gebäude in Urfustan errichten, da Architekten von Diktaturen profitieren. Eigentlich will Otto Kinderspielplätze bauen. Otto weiß, dass hierbei die gefühlte Bedrohung mit der vorgeschriebenen Sicherheit steigt.
Weiß der Architektur interessierte Leser, dass das Gefängnis eine Extremform der vergesellschafteten Lebensweise ist? Nicht nur in Urfustan!
Wichtig für das Verständnis der vorgefundenen Architektur: Desurbanisten im Kommunismus wollen den Widerspruch zwischen Stadt und Land aufheben. Erfolgreich?
Als Otto auf Russlanddeutsche trifft, wird er zum Hitler ernannt. Als Otto einen Aldi-Süd-Chip verschenkt, wird er mit einem Hitlergruß bedacht. Tradition verpflichtet. Deutsche Touristen hingegen sind (zunächst) äußerst unfreundlich ihm gegenüber.
Das Buch liest sich flott. Unbedingt lesen! Ein Meisterwerk!
