Von Herxheim nach Kandel sind es wenige Kilometer, die man zu Fuß in zwei Stunden bewältigen kann. Doch so nahe auch beide Orte beieinander liegen, die ideologischen Unterschiede bemerkt jeder, der hören und sehen will.

Seit dem gewaltsamen Tod eines 15-jährigen Mädchens im pfälzischen Kandel vergeht keine Woche ohne Demonstrationen durch die kleine Stadt mit beinahe 9.000 Einwohnern. Herxheim hingegen beherbergt noch keine 800 Bewohner. So kommt es, dass in Kandel Flüchtlinge aufgenommen werden, während man in Herxheim keine Flüchtlinge in der Öffentlichkeit antrifft. Dabei liegen beide Orte nur 8 km auseinander! Ein Spaziergang von einem zum anderen Ort ist bei schönen Wetter jederzeit möglich und angenehm.

In Kandel demonstrieren oft mehrere Parteien gegeneinander. Die rechtspopulistische Initiative „Kandel ist überall“ wendet sich gegen illegale Massenmigration. „Wir sind Kandel“ wendet sich gegen „Kandel ist überall“ und befürwortet wohl die illegale Massenmigration oder bezweifelt, dass es eine Massenmigration in die EU, nach Deutschland und nach Kandel gibt und dass diese zudem illegal ist. Hier stehen sich Rechtsextreme und Anhänger der Alternative für Deutschland den Anhängern der bürgerlichen Parteien (CDU und SPD), der Gewerkschaft und der christlichen Kirchengemeinden unversöhnlich gegenüber, obwohl die Demonstrationen laut Polizei, die zu Hunderten auftritt, gewöhnlich friedlich verlaufen. In Kandel sind 1.500 gleichzeitig demonstrierende Demonstranten gezählt worden!

Ganz anders im nahen Herxheim. Hier finden noch keine Demonstrationen statt. Wohl aber werden Demonstrationen von Rechtsextremisten befürchtet, seitdem der Gemeinderat beschlossen hat, eine Hitler-Kirchenglocke mit Hakenkreuz wegen des angenehmen Gleichklanges mit zwei weiteren demokratischen Kirchenglocken nicht ersetzen zu lassen, obwohl die Evangelische Landeskirche, deren Anhänger in Kandel gegen die AfD demonstrieren, für die Unkosten aufkommen will. Für den Beibehalt der Hitler-Glocke sind in Herxheim alle Bürger, die bürgerlich oder AfD wählen mit Ausnahme der SPD-Anhänger.

Man kann also konstatieren, dass in Herxheim CDU, AfD und die evangelischen Christen einen Block bilden, der nichts mit den Rechtsextremisten in einem Topf geworfen werden will, obwohl beide Seiten bezüglich dem Beibehalt der Hitler-Glocke eine gemeinsame Meinung haben.

In Kandel herrscht eine ganz andere politische und gesellschaftliche Konstellation, obwohl beide Orte in Rheinland-Pfalz nur 8 km voneinander getrennt sind. Die 15-jährige Kandelerin wird von einem Flüchtling getötet, der sich als gleichaltrig ausgibt, obwohl er mindestens 5 Jahre älter als die von ihm Erstochene ist, wohl weil sie ihn verlassen will. Während der Mord / Totschlag immer mehr in den Hintergrund verkommt, streiten Rechtspopulisten und Rechtsextremisten mit CDU, SPD und Christen um die Frage, ob der Mord / Totschlag des Mädchens sich in Kandel auch ereignet hätte, wenn die alte und nun auch neue Kanzlerin die Tore Deutschlands für Flüchtlinge und solche, die sich dafür ausgeben, nicht so weit geöffnet hätte oder ob der Schutz der abendlichen Werte, die in diesem speziellen Fall nicht auf das Judentum, sondern nur auf das Christentum beruhen, mehr zählt als das Leben junger Menschen.

Die Frage, die sich aufdrängt, lautet: Wo treffen sich ein Mord / Totschlag eines deutschen Mädchens durch einen Flüchtling und eine Hitler-Glocke? Am Lärm einer Hitler-Glocke gewöhnt man sich leicht, man hört den Klang nur noch unbewusst, man wacht vom Lärm nicht auf. Wozu also die Hitler-Glocke durch eine demokratische Kirchenglocke ersetzen? Auch an Mord und Totschlag kann man sich gewöhnen. Irgendwann nimmt man diese nur unbewusst auf. Hitler hat während des Kriegs 100 Millionen oder weit mehr Menschen auf dem Gewissen, der „jugendliche Flüchtling“ hat nachweislich nur ein Mädchen während der Zeit des Krieges in seiner Heimat getötet. Einmal verteidigen Rechte die Tötung von 100 Millionen, während sie die Tötung eines jungen Mädchens brandmarken. Bei der Evangelischen Kirche, der Gewerkschaft und der SPD verhält es sich umgekehrt: Die Tötung von 100 Millionen wird gebrandmarkt, die Tötung eines jungen Mädchens wegrationalisiert. Lediglich die CDU und die evangelische Christen akzeptieren den millionenfachen Tod zusätzlich zum Tod des jungen Mädchens.

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