Wer sich diesem Buch nähert, darf nicht viel erwarten. Schon gar nicht eine Einführung in den Marxismus. Um dieses Buch richtig einzuordnen, sollte der Leser ausgezeichnete Kenntnisse zumindest über „Das Kapital“ von Marx mitbringen. Band I genügt.
Was ist so schlimm am Kapitalismus?: Antworten auf die Fragen meiner Enkelin –
von Jean Ziegler
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C. Bertelsmann Verlag (18. März 2019)
ISBN-13: 978-3570103708
15 € 128 Seiten
Marx hat für seine Zeit die Vorgänge in der kapitalistischen Wirtschaft ausgezeichnet analysiert. Seine Vorhersagen über das Ende des Kapitalismus und den Beginn des Sozialismus/Kommunismus fallen mäßig aus, schon allein deswegen, weil er diese Zeiten nicht erlebt hat. Insbesondere fehlt Marx das Gespür für die menschliche Psychologie, was niemand ihm vorwerfen darf, da die Psychologie zu Marxens Zeit noch in den Anfängen steckt.
Es wäre also nicht redlich, Marx für den Menschen verachtenden Totalitarismus Stalins, Maos, Pol Pots, Ulbrichts und Maduros und vieler anderer überzeugter Kommunisten/Sozialisten verantwortlich zu machen, auch wenn sich diese auf Marx berufen. Hingegen darf, ja muss man Jean Ziegler vorwerfen, ein Wirtschaftssystem zu loben, in dem seine fiktive Elkelin schon längst ermordet worden wäre, da sie aus einem bourgeoisen Haus stammt.
Betrachten wir uns einzelne Punkte des Buches,
Die Enkelin als Sparringpartner soll dem Leser das Gefühl geben, das Buch: „Marx für Kinder“ in Händen zu halten. Es ist sehr verständlich kindgerecht geschrieben. Bereits im Kapitel 2 gibt J.Z. Offen zu, dass Marx irrt! Für J.Z. sind alle Kapitalisten Verbrecher. Kommunisten hingegen handeln aus Liebe zum Volk. Interessant ist die Aussage, dass Menschen bis heute am Privateigentum leiden! Konsequenz: Buch nicht kaufen, sondern stehlen oder ausleihen!
Dass Konkurrenz und Profit sich gegenseitig beeinflussen, sollte dem Leser bekannt sein, auch wenn J.Z. das Gegenteil behauptet.
Die Befreiung vom Kapitalismus in der Sowjetunion ist zum Scheitern verurteilt, weil die Sowjetunion nicht kommunistisch ist. In der Schweiz hätte die Einführung des Kommunismus sicher größere Chancen.
Die Oligarchen (Kosmokraten!) sind die Herrscher der Welt. Bisher sind Kommunisten und Nazis der Meinung, dass Juden die Welt beherrschen. Doch eine Verschwörungstheorie ist so gut wie die andere. Zudem ist bekannt, dass auch demokratische Staaten sich an der Ausbeutung beteiligen, was J.Z. leider verschweigt.
Nur Bettler verhalten sich ethisch korrekt.
„Der Kapitalismus lässt sich nicht reformieren, man muss ihn zerstören.“
Erinnert mich an den Russenwitz aus der Stalin-Ära:
Genosse, du warst in den USA. Was kannst du dazu sagen?
Der Kapitalismus liegt im Sterben!
Und?
Ein schöner Tod!