Noch im ersten Jahr der nationalsozialistischen Herrschaft wird zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich ein Staatskirchenvertrag geschlossenen, der unter dem Namen Reichskonkordat in die Geschichte eingehen wird. Dem Vatikan ist es nicht möglich gewesen, vor 1933 mit dem demokratischen Deutschland ein Abkommen zu schließen. Das Konkordat gilt noch heute und beschert den deutschen Kirchen geldwerte Vorteile.
Nun wäre es falsch zu denken, dass der Vatikan das Konkordat mit Hitler nur deshalb abgeschlossen hat, um Hitler in einem guten Licht erscheinen zu lassen, auch wenn die allermeisten deutschen Katholiken 1933 über den Abschluss stark erfreut sind und ihren anfänglichen Widerstand gegen Hitler aufgeben. Der Nationalsozialismus und die katholische Kirchenlehre weisen viele Gemeinsamkeiten auf, insbesondere was die Behandlung von Juden angeht. Doch auch wenn der nationalsozialistische Antisemitismus und der vatikanische Judenhass sich nicht widersprechen, basiert das Konkordat auf weit tiefer liegende Gründe.
Die Katholische Kirche denkt und handelt nicht in Legislaturperioden. Einmal vom Konklave gewählt, verfügt selbst der im Alter fortgeschrittene Papst bis zu seinem Lebensende über die weltliche und die göttliche Macht eines Diktators. Diese Macht wird dem Nachfolger in Gänze übergeben mit dem Auftrag, die Macht und den Reichtum der katholischen Kirche zu wahren und zu mehren. So sind Verhandlungen mit politischen Diktaturen erfolgversprechender als Verhandlungen mit Demokratien, Verhandlungen mit reaktionären Christen und rückwärtsgewandten Islamisten erfolgversprechender als Verhandlungen mit liberalen Juden. Es hat nichts mit dem Glauben des Papstes zu tun, dass die Mafia im Vatikan ein- und ausgeht, dass vatikanische Kinderschänder über Jahrzehnte von den Päpsten gedeckt werden. Es ist die Folge der politischen Notwendigkeit, die Macht und den Reichtum der katholischen Kirche zu wahren und zu mehren.
Als der Heilige Stuhl mit dem nationalsozialistischem Deutschen Reich einen für beide Seiten günstigen Staatskirchenvertrag abschließt, wissen die päpstlichen Unterhändler bereits, dass das Konkordat und der Vatikan noch bestehen werden, wenn das nationalsozialistische Deutschland längst untergegangen sein wird. Bis zu seinem Untergang will die Katholische Kirche an der nationalsozialistischen Macht partizipieren. Kriege liegen in der Luft und die von Deutschland zu unterwerfenden Völker werden ihren Tribut sowohl an die Nazis, wie auch an den Vatikan abliefern. Auch bei der Verfolgung von Juden, um der sich das gesamte Denken des Nationalsozialismus dreht, gibt es keine unüberbrückbare Differenzen zwischen Nazis und Katholiken. Eine offizielle öffentliche Verurteilung des Nationalsozialismus durch den Vatikan ist – wenn überhaupt - im Gegensatz zu einer offiziellen öffentlichen Verurteilung der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt der Juden nicht in einer so kurzen Zeit erfolgt.
Der Vatikan rechnet fest damit, dass Deutschland auch nach einem Großen Krieg, mag Deutschland ihn lieber gewinnen als verlieren, reich und mächtig sein wird und das mit den Nazis abgeschlossene Konkordat weiterhin gültig ist. Der Vatikan soll Recht behalten.