Es passiert mir in letzter Zeit immer öfter, dass ich den spontanen Impuls habe, nicht nur bei Facebook auf den „Like-Button“ zu klicken. Vorhin zum Beispiel kam eine Mail von einer Kollegin, die auf meine Frage, ob sie einen Auftrag schon nächste Woche erledigen kann (statt, wie vereinbart, erst übernächste Woche), antwortete: Ja, das sei gar kein Problem. Nun, die angemessene Reaktion darauf wäre definitiv ein „Like“ gewesen, ein „Daumen hoch“! Aber leider gibt es bei E-Mails diese Option nicht. Noch nicht?

Gebraucht wird sie jedenfalls dringend. „Daumen hoch“ ist zwar nur ein Klick, sagt aber viel aus, zum Beispiel, dass man eine Nachricht gelesen hat und ihren Inhalt gut findet. Sicher, ich könnte der Kollegin auch eine Mail zurückschreiben, in der so etwas steht wie: „Toll, das freut mich!“ Aber das ist unpraktisch – erstens ist es umständlicher als einfach nur schnell einen Button zu klicken, und zweitens wird ihr Postfach dadurch unnötig aufgebläht. Schließlich bekommen wir alle doch längst viel zu viele Mails! Die andere Möglichkeit wiederum, nämlich gar nicht zu reagieren, wäre unhöflich.

Nein, eine gute Nachricht, der man ohne weitere Worte zustimmen möchte, braucht eine technische Lösung, und der Like-Button ist dafür perfekt. Wir brauchen einfach viel mehr Like-Buttons, nicht nur auf Facebook, sondern überall.

Dasselbe gilt im Übrigen auch für andere so genannte „Emoticons“, also diese kleinen Symbole, mit denen man ohne große Worte kommunizieren kann. Die oft zu hörende kulturpessimistische Klage darüber, dass die deutsche Sprache verkümmere, weil die Leute im Internet nur noch Smileys und dergleichen austauschen, kann ich nicht nachvollziehen: Unsere Kommunikation wird dadurch doch nicht ärmer, sondern reichhaltiger!

So manche Kritik kommt viel sympathischer rüber, wenn sie am Ende mit einem Smiley versehen ist. Manche Kommentare wiederum sind so unsäglich, dass man sie nicht unkommentiert stehen lassen will, aber eine ernsthafte Antwort sind sie nun auch wieder nicht wert: Ein kotzender grüner Kopf ist die perfekte Reaktion. Auf schmeichelhafte Komplimente wiederum antwortet man am besten mit einem errötenden Gesicht, was doch viel mehr aussagt als ein banales eingetipptes „Danke“.

Außerdem ermöglichen die kleinen Symbole das Gespräch über Sprachbarrieren hinweg. Als ich vor einiger Zeit in China war, beobachtete ich einen deutschen Bekannten dabei, wie er über das dortige Pendant zu Ebay einen Tisch kaufte. Da er kein Chinesisch kann, hatte er in einem parallelen Browser ein Übersetzungsprogramm geöffnet, in das er Texte hinein und hinaus kopierte, was natürlich ziemlich umständlich ist. Aber bei einem Großteil des Gesprächs mit dem Verkäufer war das gar nicht nötig: Daumen runter, Daumen hoch, Smiley zum Abschluss des Geschäfts – so ging das viel schneller, und auch mit weniger Missverständnissen.

Im Übrigen braucht man für all das gar kein Internet, und nicht mal einen Computer. Ich habe mir längst angewöhnt, Smileys auch in handschriftlichen Botschaften zu verwenden. Das geht inzwischen ganz automatisch. Und in Brasilien zum Beispiel gehört der „Daumen rauf“- Gestus ja schon lange zum alltäglichen Gesprächsrepertoire der Menschen.

Ich sagt dazu nur: „Gefällt mir“!

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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