Dünne Frauen als Werbeträgerinnen – Studie gefälscht!

Studien gibt es wie Sand am Meer, und eigentlich kann man für jede X-beliebige Meinung auch einen Experten finden, der bestätigt, dass man „wissenschaftlich bewiesen“ Recht hat.

Manche Studien aber treffen so genau einen wunden Punkt, dass sie plötzlich überall zitiert werden. Blöd nur, wenn sich hinterher raus stellt, dass sie gefälscht waren.

Wir erinnern uns kurz: Seit langem kritisieren Feministinnen, dass in der Werbung praktisch nur extrem dünne Frauen mit Kleidergrößen wie 32 oder 34 zu sehen sind. Das vermittelt ein falsches Frauenbild und setzt Körperideale, denen nur die wenigsten Frauen genügen. Möglicherweise ist es sogar eine Ursache davon, dass erschreckend viele Mädchen bereits Essstörungen haben.

Die feministische Kritik an dieser Art von Werbung fand auch tatsächlich Gehör. Manche Geschäfte stellten realistischer bemessene Schaufensterpuppen auf, erste Unternehmen warben mit so genannten „Plus Size Models“ oder mit „normalen Frauen“, wie sie es nannten. Es schien jedenfalls Bewegung in die Sache zu kommen.

Doch dann schlug vor vier eine Studie ein, die das renommierte „Journal of Consumer Research“ veröffentlichte. Wissenschaftler hatten untersucht, wie sich die extrem dünnen Model in der Kleiderwerbung auf Frauen auswirken und waren zu einem überraschenden Ergebnis gekommen: Die superdünnen Models, so behauptete die Studie, würden auch bei dickeren Frauen besser ankommen als „Plus Size“, und sie anzuschauen würde sich sogar positiv auf deren Selbstwertgefühl auswirken.

Kein Wunder, dass diese Nachricht von Medien und Werbetreibenden in Windeseile herumgereicht wurde. War sie doch ein Beleg dafür, dass die Feministinnen wieder mal falsch lagen und ein Freibrief dafür, dass sich an der sexistischen Darstellung von Frauen in der Werbung gar nichts ändern muss. Denn nun war es ja „wissenschaftlich bewiesen“: Werbung mit extrem dünnen Models ist nicht problematisch, sondern das wird von den Frauen erstens selbst so gewollt (auch von den dicken) und tut ihnen zweitens sogar noch gut.

Dass sich später herausstellte, dass die Ergebnisse in der Studie gefälscht waren, war dann aber keine große Nachricht mehr wert. Erst jetzt hat Stevie Schmiedel in ihrem Blog bei Pinkstinksdarauf aufmerksam gemacht. Aber im Internet, das ja nichts vergisst, ist die Studie natürlich immer noch zu finden. Zum Beispiel hier: http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2010-18/artikel-2010-18-typische-problemzonen.html oder hier http://www.news.at/a/wir-sehen-model-265171 oder hier http://www.incalife.de/content/view/501/51/ oder hier https://www.pressetext.com/news/20100329026?likes=like

Die Wahrheit muss sich also nun erst noch herumsprechen: Es ist NICHT wissenschaftlich erwiesen, dass dünne Models gut für irgendwas sind. Vielleicht bekommen wir in Zukunft ja wieder realistische Darstellungen von Frauenkörpern zu sehen, in der Werbung und anderswo. Die Hoffnung stirbt bekanntlich als letztes.

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