Gestern bekam ich eine Mail, in der sich ein Mann darüber beklagt, dass Frauen überall privilegiert seien. Er schrieb: „Frauen haben oft extra Schwimmzeiten, extra Saunazeiten, extra Frauenparkplätze, extra Frauen-Selbstverteidigungskurse, extra Computerkurse, Frauenquoten, keine Wehrpflicht, Frauenhäuser, nur die Frau hat das Recht zur Abtreibung… Es ist in der heutigen Zeit somit vollkommen normal, dass Frauen „Extras“ gewährt bekommen, was Männern nicht gewährt wird. Und es ist auch vollkommen gewöhnlich, dass Frauen neben dem „Extra” auch die allgemeinen Angebote ganz normal wahrnehmen können und somit nur den Frauen alle Rechte zugestanden werden. Wenn ein Mann hingegen zum Beispiel zu den Extra-Frauen-Schwimmzeiten schwimmen gehen möchte, kann er es nicht.“
Tja, so arm sind sie dran, die Männer heutzutage, werden einfach aus der Frauensauna ausgeschlossen, und abtreiben dürfen sie auch nicht!
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Natürlich könnte man jetzt einwenden, dass diese „Privilegien“ ja nur bestehende Nachteile ausgleichen sollen. Dass zum Beispiel Frauen-Selbstverteidigungskurse oder Frauenparkplätze nicht notwendig wären, wenn Männer Frauen nicht überfallen und vergewaltigen würden. Oder dass Frauenquoten nicht nötig wären, wenn Frauen und Männer überall sowieso gleich stark vertreten wären.
Ich könnte auch davon erzählen, wie das mit dem Frauen-Saunabereich in meinem Fitness-Studium aussieht (Ich habe darüber schon mal gebloggt)– nämlich so, dass sich die Frauen in dem winzig kleinen Frauensauna-Bereich quetschen, während die Männer den riesigen „allgemeinen“ Teil praktisch für sich haben. Ja, theoretisch hätte ich das „Recht“, mich als einzige Frau unter lauter Männern in die Sauna zu setzen. Mach ich aber irgendwie nicht so gerne, ich alte Spießerin.
Doch ich möchte diesem Einwand, dass Männer die eigentlich Benachteiligten auf dieser Welt sind, nicht mehr länger nur so defensiv begegnen. Sondern ich gebe es gern zu: Ja, es ist richtig, es ist ungerecht, dass die Männer keine eigenen Extras haben. Und deshalb sollte dringend eine Lösung her, die gerechte Regeln für alle setzt. Mein konkreter Vorschlag sieht so aus:
Wir machen zusätzlich zu dem allgemeinen Bereich der Sauna (des Schwimmbads, des Parkplatzes, whatever) nicht nur einen Frauenbereich auf, sondern auch einen Männerbereich; bei Bedarf könnte man übrigens auch noch über weitere Bereiche nachdenken, zum Beispiel für Transpersonen oder Intersexuelle.
Jeder Mensch darf nun unbeschränkt die jeweils „eigene“ Sauna besuchen, Regeln gibt es allerdings für die Nutzung der allgemeinen Bereiche. Dort wird darauf geachtet, dass kein Geschlecht den Raum dominiert. Wenn also zum Beispiel bereits vier Frauen und fünf Männer sich in der allgemeinen Sauna aufhalten, darf erstmal kein weiterer Mann dazu, es sei denn, es kommt auch noch eine Frau dazu oder ein anderer Mann verlässt den Bereich. Dasselbe gilt natürlich andersrum für Frauen ganz genauso. Auf diese Weise wäre gewährleistet, dass die allgemeinen Räume wirklich allgemeine Räume sind, und dass diese „Allgemeinheit“ nicht nur auf dem Papier steht, während in Wirklichkeit bestimmte Leute diese Räume für sich allein okkupieren.
Diese Lösung ist unbestreitbar gerecht und bevorzugt weder die Frauen noch die Männer. Allerdings fürchte ich trotzdem, dass die Männerrechtler dann auch nicht wirklich zufrieden wären. In meinem Fitness-Studie habe ich mal eine Mitarbeiterin halb scherzhaft gefragt, warum es denn eigentlich keinen eigenen Männer-Sauna-Bereich gebe, das wäre doch ungerecht. Sie fragte zurück: Was ich denn glauben würde, wie viele Männer in den reinen Männerbereich gehen würden?