Auf den ersten Blick erscheint es vielleicht unlogisch, auf den zweiten Blick hat sie vollkommen recht: Als Antwort darauf, dass jemand Nacktfotos von ihr geklaut und im Internet verbreitet hat, beauftragte die dänische Journalistin Emma Holten einen Fotografen, Nacktfotos von ihr zu machen. Und stellte sie ins Internet.
Großartig und unbedingt ansehenswert ist das (englischsprachige) Video-Statement, mit dem sie ihre Aktion begründet und in dem sie erklärt, was genau daran problematisch ist.
Großartig deshalb, weil Holten darin klarstellt, dass nicht Nacktfotos im Internet das Problem sind – sondern dass Menschen Fotos von anderen Menschen ohne Erlaubnis klauen und verbreiten. Vorwiegend sind das Männer, die Fotos von Frauen klauen, und gerne eben Nacktfotos. Nicht alle Männer natürlich. Aber viele. Viel zu viele. Und worum es ihnen dabei geht, das ist das Gefühl der Überlegenheit, wenn sie gegen den Willen dieser Frauen handeln und in ihre Privatsphäre eindringen.
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Ihre Komplizen sind dabei diejenigen, die sich diese Fotos anschauen. Auch sie ziehen ihren Genuss nicht daraus, dass sie Fotos von nackten Frauen sehen. Es gibt schließlich massenhaft Fotos von nackten Frauen im Internet, dazu muss man keine privaten Accounts oder Handys hacken. Nein, es geht darum, Fotos anzuschauen, von denen man weiß, dass die darauf Abgebildete einem diese Fotos nicht zeigen wollten.
Wer sowas dann kritisiert, bekommt ganz schnell die Behauptung zu hören, die Opfer seien ja selbst schuld. „Wenn du nicht willst, dass alle deine Fotos anschauen, hättest du sie eben nicht machen dürfen“ – so lautete auch eine der häufigsten Reaktionen, die Holten in einer Flut von hämischen Emails zu hören bekam. Feministinnen nennen diese Art der Argumentation „Victim Blaming“ – also die Schuld dem Opfer zuschieben.
Man kennt das ja auch von Vergewaltigungsfällen: War ihr Rock zu kurz? Hatte sie Alkohol getrunken? Hat sie öfter mal Sex mit unterschiedlichen Männern? – Ja, dann darf sie sich auch nicht wundern, wenn sie vergewaltigt wird!
Leider stimmen nur allzu oft auch andere Frauen in dieses Lied ein. Vielleicht, um sich selbst einreden zu können, dass ihnen so etwas ja nicht passieren kann. Weil sie sind ja „anständige“ Frauen sind. Aber das eine Illusion. Es geht hier nämlich nicht um einzelne Frauen und auch nicht um Fragen von Nacktheit oder Anständigkeit.
Es geht ganz einfach darum, ob Frauen selbst über ihre Körper bestimmen dürfen – oder eben nicht.