Über Wahlbetrüger, Australier, Falschparker, Gutmenschen, Identitäre, Vereinstürken, Schwule und Thujenhecken.
Was ist passiert? Drei Wochen in einer abgeschiedenen Wald-Villa in Hinterfotzing zum entspannten Rückentzug. Gatterjagd heißt das. Erlegte vier Zaunlatten, einen Maschendrahtzaun (schwer zu erwischen, der Hundling) und sechs Thujenhecken (schmeckt wie Hühnchen). Aber Internet gab's keines.
Da komme ich gestern zurück und plötzlich ist der Van der Bellen designierter Bundespräsident. Zugleich ist er es vielleicht nicht. Das beschäftigt den VGH so sehr, dass er nichts anderes mehr machen kann. Wann wird dann, bitteschön, endlich meine Anfechtung verhandelt?
Schon vor der Stichwahl klagte ich, weil ein Freind... ich will keine Namen nennen, weil der Antonik-Seidler hat keinen einzigen Klick verdient... also ein Freind hat mir damals so viele Fakten über den Hofer und die FPÖ erzählt, dass ich kurzfristig ganz verwirrt war und irrtümlich den Lugner ankreuzelte. Zu viel Wahrheit in meiner Wahrheitlichkeit vertrag ich eben nicht. Das wusste er! Das ist quasi Wahlbetrug!
Das Gute kommt zwischendurch
Es gibt aber auch gute Nachrichten. Mit der neuen Dienstrechtsnovelle können nun auch Nichtbeamte Hofrat werden. Hab ich gleich beantragt, weil so ein Titel kommt gut in meiner alten Studentenverbindung (Taberna Mori).
Außerdem entpuppt sich Sebastian Kurz, unser Prinz der deutschen Talkshow-Herzen, als rechter Mann von Welt und Tat. Australien ist auch mein Vorbild. Schon seit Crocodile Dundee, Teil I (Meine erste Thujenhecke erlegte ich mit einem Buschmesser). Es gibt schließlich keine größere Bedrohung für Europa als tausende Verwaltungsdelikte in Form illegaler Grenzübertretungen. Das ist keine Flüchtlingswelle, sondern eine Flut an Papierkram!
Stellt euch vor, ich würde jeden Falschparker auf eine Insel verbannen, bis der seinen Strafzettel bezahlt hat. Den Typen beispielsweise, der immer auf dem kennzeichenbezogenen Behindertenparkplatz meiner Nachbarin steht, bevor ich dort parken kann. Also ich würd's machen. Unser Schwarzgeld schicken wir schließlich auch auf die Insel. Wir nennen diese Internierungslager einfach "Flüchtlings-Oasen" und schon sind unsere Gutmenschen...
Identitässpießige Gutmenschfaschisten
Apropos Gutmenschen! Ich meine, gut, wieviele von diesen "Antifaschisten", die sich den Identitären, letzten Samstag, in den Weg stellten, wirklich gewalttätig waren, weiß niemand. Interessiert auch niemanden. Aber wenn unbescholtene Bürger durch Migrantenviertel spazieren, auf der verzweifelten Suche nach ihrer Identität, dann lasst sie ziehen!
Ich hab mir auch schon öfter vorgestellt: Was wäre, wenn ich Türke wäre? Dann könnt' ich in meinem Kulturverein sitzen, Tee schlürfen, während meine Frau Haushalt und Kinder schupft und Erdogans Politik unterstützen. Und die Gutmenschen würden sagen: "Das ist halt seine Kultur." Ich könnte den Völkermord an den Armeniern als Unfall oder Massenselbstmord darstellten und jeden, der was anderes behauptet, einen Verbrecher nennen und Bluttests von deutschen Abgeordneten fordern. Und ich könnt "Und was ist mit den Herero?" rufen und so tun, als wüsste ich, was Herero sind und als wären mit den deutschen Verbrechen die türkischen schon wieder wurscht. Geilo!
Da hat man's als österreichischer Neonazi bei den Identitären viel schwerer. Da wirst du sofort angezeigt wegen Wiederbetätigung. Ich empfehle also schwulen-, frauen- und ausländerfeindlichen, islamophoben, rechtsextremen Identitätssuchenden dringend, bildungsferne Migranten zu werden. Da darf man dann auch wieder Diktatoren wählen.
Voll schwuuuuuuuul!
Als Österreicher kann ich mir hingegen nix mehr erlauben. Kaum erschießt so ein IS-Fan 50 Leut in einem amerikanischen Schwulen-Lesben-Club, muss ich plötzlich die kommende Regenbogenparade begrüßen. Sogar ein paar besondersheilige Christen haben sich angekündigt, um mit ihren Weihwasserspritzen die Homos vor bösen Dämonen zu beschützen oder so. Okay, nicht so verwunderlich. Die katholische Kirche ist immerhin der größte Arbeitgeber in der Community. Aber wenn da unzählige gut gebaute Männer in engen Shorts an mir vorüberziehen, fällt es mir schwer genug, mich auf meine politische Ablehnung des ganzen zu konzentrieren. Und jetzt muss ich meine blöden, die eigene sexuelle Unsicherheit kaschierenden Kommentare auch noch hinunterschlucken? So tief wie meine Liebe zu Conchita Wurst und Herren-Ringkämpfe?
Vielleicht sollte ich wieder zurück in den Wald gehen. Oder mir ein paar englische Fußballfans suchen.
Anton Gscheidler