Ich bin wieder da! Und was muss ich sehen?

Da liegt man einmal im Leben, so wie jedes Jahr um diese Zeit, für mehr als zwei Wochen im nachsilvesterlichen „Winterschlaf“, schon ist die Welt aus den Fugen. Die Welt des Populismus und der Propaganda meine ich. #Koeln, #MerkelBus, die Bundespräsidentschaftskandidatenpräsentation... So viele Ziele für meine nüchtern gebliebenen Kollegen, über die hinaus geschossen wurde.

Wurschtenes zuerst: Sehr geehrte ÖVP! Wenn man nicht weiß, ob sich der Alphahengst aus dem Stall trauen wird, dann ist er auch kein Alphahengst. Vor allem nicht, wenn er immer nur das selbe Rennen gewinnt (das niederösterreichische Wohnbaurennen). Danach Khol zu präsentieren...? Leute, die Bundespräsidentschaft gewinnt man mit Charme. Fischer wurde nicht wegen seiner Haltung zweimal gewählt, sondern weil er Augenbrauen wie ein Ewok hat.

Wo ich die Volkspartei loben muss: Seit über einem Jahr spricht sie davon, es den Flüchtlingen schwerer machen zu wollen, auf unserer Insel der Seligen zu landen. Viel geschafft hat sie bisher nicht. Das ist gut so. Sobald man das Flüchtlingsproblem beseitigt hat, kann man nicht mehr darüber reden. Und mit welchem Köder könnte man dann in den mitterechten Kleingartenghettos fischen?

Einen Bus voller Flüchtlinge – die so freiwillig dabei waren, dass sie gar nicht wussten, wo es hin geht – schaffte der Dreier Peter, deutscher Rat für Landeshüte von den „Freien Wählern“, vor's deutsche Kanzleramt. Als Protest gegen „Muttis“ Asylpolitik. Medienwirksame Aktion. Aber obacht: Wenn man mit populistischen Werkzeugen hantiert, um andere zu kritisieren, muss man stets darauf achten, dass man nicht selbst wie ein Arschloch daherkommt.

Zu viel Schmarn kann niemand fressen

Last but not least: Köln. Diese Stadt ist mittlerweile für zwei Dinge berühmtberüchtigt. Erstens für eine stockbesoffene Menschenmasse fremdartigen Aussehens, in der es zu unzüchtigen Handlungen kommt. Zweitens für die frauenfeindlichen Übergriffe in der Silvesternacht.

Wie's aussieht hab ich nicht viel verpasst: Es wird immer noch gegen Ausländer ermittelt, ohne zu einem befriedigenden Ergebnis zu gelangen. Stimmt schon, Beweise in rechtsstaatlichen Ermittlungsverfahren spielen für uns Berufspopulisten keine Rolle. Aber eine Umfrage hat unlängst ergeben, dass die Deutschen ihre Einstellung gegenüber Ausländern nicht geändert haben – trotz des Massensexualdelikts durch vermutlich, gewiss-lich, mit hoher Wahrscheinlichhaftigkeit, weil über sonst niemanden geredet wird, Ausländer, Migranten, Asylwerber, Muslime, Terroristen, Nordafrikaner und/oder Araber (vielleicht auch vom Balkan).

Natürlich weiß ich, warum es nach dieser Umfrage nicht zum pegidären Massenorgasmus kam: Zu viel Verallgemeinerung! Da haben wir endlich ein Verbrechen, bei dem niemand stirbt, dass aber trotzdem abscheulich genug ist, in das irgendwelche Fremden involviert sind. Aber die Kollegen können sich nicht auf ein klares Feindbild einigen. Natürlich warte auch ich keine Ermittlungsergebnisse ab. Aber die Öffentlichkeit hatte nach der besinnlichen Weihnachtszeit eine wochenlange Hass-Diät hinter sich. Wenn man ihr daraufhin ein unendlich großes Buffet an Feindbildern vorsetzt, ist sie verhungert bzw. vergleichgültigt, ehe sie sich entscheiden kann. Zu viel medialen Schmarn kann niemand fressen.

Noch ein Tipp: Wenn jeder weiß, dass ich auf solche Verbrechen warte, um meine allgemein bekannte Psychose auszuleben, darf ich nichts überstürzen, wenn es endlich so weit ist. Ich muss zunächst den Coolen spielen, darf nicht jedes Gerücht ernst nehmen, muss abwarten, was die anderen Idioten schreiben. Dann kann ich alles ablehnen, was sich als offensichtlicher Schwachsinn herausstellt und zum großen ABER ausholen.

Ich bin ja kein Rassist, ABER wenn es keine Asylweber gebe, dann hätten auch keine vor Ort sein können, um gesehen und verdächtigt zu werden. Das ist nur eine von den Ermittlungsergebnissen unabhängige Tatsache. Und dann gebe es jetzt keinen Hass auf Asylwerber bzw. nicht noch mehr. Ich versuche also nur Flüchtlinge zu schützen, wenn ich sage: Schluss mit der Willkommenskultur!

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 15.01.2016 20:25:06

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