Der moderne Mensch ist Zahlenfetischist_in. Das beginnt beim Schulnoten-Vergleich. Endet nicht selten mit Risikoberechnungen für Börsengeschäfte oder hochalpine Klettertouren – am liebsten in Prozenten.  Über Prozentpunkte und Promille kann man wunderbar streiten („verhandeln“). „Ich kann gar keine 2 Promill haben, Hörr Inschpecktor, das geht sich mit sechs Bier gar nicht aus.“ Die Grundlage dieser Problematik kennt man eher aus Finanzpolitik. Wird aber zur Zeit auch vom Bildungsbereich entdeckt. Obwohl in den letzten Jahren ganz andere Punkte ausreichten, um bei der „Schulreform“ nichts weiter zu bringen. Anschein produktiven Weiterwurschtelns

Dabei steht die österreichische Regierung kurz vor dem Ziel, wenigstens irgendwas zu erreichen. Die konservativsozialistische oder sozialkonservative Ko(a)llision konnte sich nach zähen Verhandlungen darauf einigen, dass man Befugnisse im Bildungsbereich ein wenig anders verteilt. Und einzementiert. Grob zusammengefasst. Weil mehr ist es nicht.

Die so genannte Bildungsreform hat mit Bildung so viel zu tun wie der Machtwechsel in der FIFA mit Sport. In der öffentlichen Debatte fällt kaum ein Wort über Unterrichtsgestaltung und Inhalte, Personal- und Geldmangel. Expert_innenmeinungen werden genauso ignoriert wie die Erfahrungen aus den skandinavischen Vorbildsystemen.Es geht um Macht und Einfluss an den öffentlichen Schulen. Deren Bedeutung darf gerade in einer Demokratie nicht vergessen werden. Ansonsten bemüht man sich um den Anschein produktiven Weiterwurschtelns. Zu diesem Zweck schieben Teilnehmer_innen wahnwitzige Vorschläge zwischen die Verhandlungsblockaden. Zu Tode getestet„Schulbeginn um 07:00“, kam unlängst von der Bildungsministerin. Während man als Elternteil selten weiß, in welcher Schulform das Kind tatsächlich landet, weil selbst klare Kennzeichnungen wie „Volksschule“ oder „Mehrstufenklasse“ in der Praxis ganz unterschiedliche Bedeutungen haben können. Je nach „Region“ (oder Stadtteil).Das wird sich auch nicht unter einer „Gesamtschule“ ändern, wenn sich nicht mehr als das Label ändert. Oft genug gesagt. Aber wer weiß, ob sie überhaupt kommt. Statt Bildungsstandards gibt es weiterhin Bildungsfleckerlteppich.

In Österreich wird gerne zu Tode gestestet. Die letztgültige Evalulierung überlässt man dem heiligen Nimmerlein. Selbst wenn andere Staaten über Jahrzehnte an Erfahrungen verfügen (wie mit der wichtigen Abschaffung von Sonderschulen, die in Österreich gerade wieder ausgebaut werden). Wurscht! Die studierten Berufspolitiker_innen wissen alles besser.

Bildung nur an der OberflächeObwohl: 2 von 3 Landeshäuptlingen, die sich bei ihrer Gesamtschul-Testregion nicht auf 15% beschränken lassen wollen, sind aus der ÖVP(!). Ihre Regierungspartei argumentiert dennoch: „Was liegt, das pickt!“Da könnte man sich einiges fragen... auch, warum ausgerechnet jene politischen Zinsknechte, die mehr Föderalismus und Schulautonomie fordern, die Entscheidung nicht einzelnen Schulleitungen überlassen wollen, neue Modelle auszuprobieren? Weil das bisher nicht funktionierte? Weil man man mit „Autonomie“ nur die meint, die man selbst kontrollieren kann? Um Bildung geht es dabei nur an der Oberfläche.

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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