Der Journalist und Autor Edward Hooper hatte in in Afrika umfangreiche Recherchen über den Urspung von AIDS durchgeführt. Die ersten nachgewiesenen AIDS-Fälle traten nach einer zwischen 1957 und 1960 durchgeführten Polio-Impfkampagne im Kongo auf, die unter Verwendung von in Affenorganen gezüchtetem Impftstoff durchgeführt wurde, auf (alle früheren Fälle sind nicht durch Blut- oder Gewebeproben nachgewiesen, sondern beruhen lediglich auf beobachteten Symptomen möglicher Krankheitsfälle).
Weil jedoch nicht sein konnte, was nicht sein dufte, wurde diese Theorie "debunked". Obwohl ich die Polio-Vakzin-These plausibel fand, glaubte ich an die wissenschaftliche Korrektheit des "Debunking" jener These, als ich damals darüber im ORF las. Der Umgang mit dem Covid-Ursprung lässt mich jedoch an meiner damaligen Einschätzung zweifeln. Vermutlich fürchtete man wie heute bei "Gain of Function", dass eine Verantwortung der Polio-Impfung zu einer Rufschädigung der Impfkampagnen und sogar der gesamten Wissenschaft geführt hätte.
Die zur Rettung des guten Rufs der Polio-Impfung durchgeführten Gutachten ergaben, dass weder das Affenvirus noch Schimpansen-DNA in aufbewahrten Proben des Impfstoffs zu finden gewesen wären. Als Zugabe wollte man durch molekularbiologische Untersuchungen auch herausgefunden haben, dass HIV bereits 1920, also lange vor den Polio-Impfungen auf den Menschen übergesprungen wäre.
Gutachten, die nicht ergebnisoffen sind, sondern ein bestimmtes Wunschresultat haben, kann man jedoch getrost vergessen, da sie immer die vorgegebene Richtung bestätigen werden. Selbst wenn man für das Gutachten eine echte Charge des Impfstoffs zur Verfügung gestellt haben sollte, bedeutet es nicht, dass das Virus nicht in einer anderen Charge sehr wohl vorhanden gewesen sein könnte.
Der Impfstoff wurde in den Organen verschiedener Affen gezüchtet. Warum ausgerechnet im Kongo, wo Schimpansen auch genau zu diesem Zweck gehalten wurden, nicht darauf zurückgegriffen worden sein sollte, erscheint mir wenig plausibel, zumal man damals noch nichts von einem für den Menschen gefährlichen Schimpansen-Virus wußte.
Auch die molekularbiologische Theorie beruht auf der angeblichen Fähigkeit aus lediglich 2 Proben von 1959 und 1960 über die Mutationsrate den genauen Übertritt auf den Menschen ausrechnen zu können. Diese Methode erscheint mir höchst spekulativ, weil 2 Messpunkte verdammt wenig sind.
Die anerkannte Theorie eines Übertritts während der Jagd lässt sich kaum damit vereinbaren, dass der Mensch bereits 2,5 Millionen Jahre Affen in Afrika gejagt hatte, ohne dass es dabei zum Überspringen auf den Menschen gekommen wäre.
Und selbst wenn es wirklich bereits 1920 zu einem Übertritt gekommen wäre, hätte man es wohl auch in Afrika nicht erst 65 Jahre später gemerkt.
Die Pioniere der Polio-Impfung haben für mich trotzdem nicht unmoralisch gehandelt, sondern mutig eine schreckliche Krankeit bekämpft, die nicht wie bei Corona unsere Alten, sondern die Jüngsten am härtesten traf.
Für uns ist es dank der Polio-Impfung selbstverständlich geworden, uns nicht vor Polio fürchten zu müssen. Ich würde Covid-19, das vor allem bereits stark Geschwächte und Alte bedroht (selbst wenn es unsere Eltern sind), nie gegen Polio, das unsere Kinder bedrohen würde, tauschen.
Wissenschaftliche Forschung ist immer auch mit Risken verbunden. Man kann nicht nur die Vorteile der Wissenschaft genießen, ohne je Nachteile zu erwarten. Ich kritisiere nicht die Wissenschaft, sondern die Leugnung von Fakten im Namen der Unbeflecktheit der Wissenschaft. Wissenschaft, die es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, wird rasch selbst zur Esoterik.
Viren können mit modernen Methoden erfolgreich bekämpft werden. Aber umgekehrt können Viren auch von modernen Methoden profitieren. Nicht nur für die Menschen hat die Steinzeit geendet, sondern auch für Viren. Warum sollte man als Virus die Menschen nur mit den herkömmlichen steinzeitlichen Methoden infizieren, wenn auch neue Gegelenheiten zur Verfügung stehen?