Ich war nie ein Impfgegner, habe meine Kinder gegen MMR impfen lassen und mich auch bei erster Gelegenheit selbst gegen Covid impfen lassen. Für mich ist wissenschaftlicher Fortschritt grundsätzlich etwas Positives. Ich lehne weder Kernenergie, noch Gentechnik, noch Pharma-Produkte grundsätzlich ab. Ich bin auch nicht kategorisch gegen eine Impfpflicht. Wenn es wie z.B. beim Pocken-Virus eine Sterblichkeitsrisiko von 30% gäbe und eine nahezu 100% Wirksamkeit der Impfung wäre ich auch bei Corona dafür.
Was jedoch zur Propagierung der eben nicht so evident gut funktionierenden Corona-Impfung aufgeboten wird, ohne dass Wissenschaftler widersprechen, untergräbt den großen Vertrauensvorschuss, den die Wissenschaft bei mir hatte.
Wenn in einem NDR-Beitrag behauptet wird, dass "allein im 20. Jahrhundert 500 Millionen an den Blattern verstorben" wären und es keinen Widerspruch der Wissenschaft dazu gibt, ist etwas faul. Der NDR-Beitrag ist leider kein Einzelfall, sondern auch in vielen anderen Artikeln und auch auf der de.statista-Seite geistern ähnliche Zahlen herum, um mit der Pocken-Impfung die Corona-Impfung zu bewerben.
Für das 20. Jahrhundert sind vielleicht 500.000 Pocken-Tote realistisch, wie schon eine simple Wikipedia-Recherche zu Pandemien im 20. Jahrhundert zeigt. Die Zahl von 500.000.000 stellt wohl eine 1000fache Übertreibung dar. Wie man sich dazu hinreißen lassen kann, (in Friedenszeiten) so zu lügen, ist kaum mehr nachvollziehbar.
Die Pocken-Impfung wäre auch ohne die 1000fache Übertreibung der Opferzahlen der Pocken ein gutes Argument für Impfungen. Man könnte mit der Pocken-Impfung, die viele Menschen vor dem Tod oder der lebenslangen Entstellung durch Pockennarben bewahrt hatte, auch werben, ohne über die Opferzahlen zu lügen.
Extrem problematisch ist auch das Versprechen, dass die Corona-Impfung keine Langzeitfolgen hätte. Impfungen können wie alle anderen technischen Fortschritte ihre Schattenseiten haben. Bei Impfungen ist es anders als bei Atomenergie oder Gentechnik gelungen, Probleme mit dieser Technologie zu tabuisieren, indem man das Aufzeigen möglicher Probleme als Generalangriff gegen die gesamte Medizin bzw. die gesamte Wissenschaft angeprangert hat.
So wurde die Polio-Vakzin-Theorie über das Überpringen des SIV-Virus auf den Menschen von der Wissenschaft als feindliche Attacke auf die gesamte Wissenschaft wahrgenommen und nicht wissenschaftlich ergebnisoffen überprüft, sondern mit allen Mitteln bekämpft.
Der oben zitierte NDR-Artikel zur "Geschichte der Impfungen" verbereitet auch zur Polio grotesk übetriebene Zahlen. Laut NDR wären ohne Polio-Impfungen 200 Millionen Menschen an der Polio gestorben. Tatsächlich hatten die schwersten Polio-Epidemien, welche in erster Linie die USA und Europa trafen, nie mehr als 5.000 Menschen getötet. In Asien und Afrika traten bis in die 50er-Jahre lediglich Einzelfälle auf. Trotzdem wurde die experimentelle Polio-Schuluckimpfung in Belgisch-Kongo an 3 Millionen Afrikaner verabreicht.
Obwohl im Belgisch-Kongo Schimpansen zum Zweck medizinischer Forschung gehalten wurden, waren für die von 1957 bis 1960 durchgeführten Polio-Impfungen angeblich keine Schimpansen-Nieren, sondern nur andere nicht-afrikanische und daher nicht für die Übertragung von Schimpansen-SIV auf den Menschen in Frage kommende Affen-Organe zur Züchtung des Impfstoffs verwendet verwendet worden, auch wenn man damals nichts von HIV wissen konnte und die Verwendung von im Kongo verfügbaren Schimpansen-Organen zum damaligen Zeitpunkt wohl absolut Sinn gemacht hätte.