Der billigste Populismus, auf den man sich im österreichischen Parlament gleich einigen konnte, war die Schließung des Saudi-Zentrums für den „Dialog der Kulturen“.
Für die Schließung des KAICIID hatte sich mit den Stimmen von SPÖ, FPÖ und JETZT eine breite Mehrheit gefunden. Eingebracht hatte den Antrag JETZT – mehr dazu in religion.ORF.at. Unmittelbarer Anlass dafür war die drohende Hinrichtung Murtadscha Kurairis in Saudi-Arabien. Dem 18-Jährigen drohe dort die Todesstrafe, weil er acht Jahre zuvor, also als Zehnjähriger, an einer Demonstration für Menschenrechte teilgenommen habe, erklärte Listengründer Peter Pilz (JETZT).
Natürlich sind die Saudis Barbaren und natürlich handelt es sich um ein Zentrum für Dialüg. Die Meister der Dialügs sind jedoch hierzulande nicht die Saudi-Barbaren, sondern die „gemäßigten“ Muslimbrüder und ihre Förderer aus Katar.
Katar hat viel mehr Wert auf ein gutes Image gelegt, indem es westliche Medien und Universitäten mit seinen Petro-Dollars massiv gefördert hat. Katar schafft es dabei, westlichen Progressiven eine gemeinsame progressive Agenda vorzugaukeln, obwohl Katars Dialüg mit dem Westen einen völlig anderen Inhalt hat als seine an die islamischen Brüder gerichteten Botschaften.
Katar hat über den „gemäßigt“ erscheinenden Islamismus der Muslimbrüder, der sich viel besser zur Unterwanderung des Westens eignet als der groteske Burka-Salafismus der Saudis, einen viel besseren Zugriff auf die in Europa versorgten Muslime als die Saudis.
Die Saudis sind an ihrem negativen Image zwar mit Sicherheit nicht unschuldig. Die Saudis ließen ihre Wahabiten bei der weltweiten Dawa (Missionierung) freie Hand, solange sie daheim nicht die Macht der Herrscherhauses in Frage stellten.
Speziell in Afrika ist die Saudi-finanzierte Dawa immer noch ein Riesenproblem. In Europa sind es jedoch nicht die Saudis, sondern die „gemäßigten“ Muslimbrüder, die sich im Rahmen der von ihnen beherrschten Islam-Verbände für islamischen Extremismus wie Burkas oder die Verschleierung von Volksschulmädchen einsetzen.
Hinzu kommt, dass die europäischen Salafisten, selbst wenn sie mit Geld aus Saudi-Arabien hochgezüchtet wurden, in der Regel nicht das Herrscherhaus, sondern ausgerechnet Konkurrenten der Saudis wie Al-Qaida und den IS (und oft sogar auch Erdogan) als ihre politischen Führer ansehen.
Weil sich die Islamisten für das Köngshaus oft nicht als eigene „Soldaten“ entpuppt haben und die Dawa daher nicht dem eigenen Vorteil diente, ist eine Abkehr von der Förderung des Islamismus durchaus glaubhaft.
Was die Saudis daheim mit ihren Gegnern anstellen, ist natürlich wie überall in der islamischen Welt barbarisch. Wenn wir barbarisches Verhalten in der islamischen Welt als Ausschlussgrund für Dialog sehen, müssten wir auch mit allen anderen Barbaren von Nigeria bis Indonesien das Gespräch beenden.
Gerade diejenigen, die sich bei Saddam, Gaddafi, Assad (nicht ganz zu Unrecht) über mangelnden Realismus beim westlichen Demokratie- und Menschenrechte-Universalismus beklagt haben und selbst die Mullahs und die Taliban als Partner für den Frieden ansehen, verlangen im Umgang mit den Saudis Heiligkeit.
Je mehr der saudische Prinz sich von der islamischen idelogie lösen will, desto heftiger wird ihm von seinen islamischen Gegnern und ihren westlichen Freunden die barbarische Identität vorgehalten.
Auch der Schah von Persien wurde von den linken Meinungsmachern im Westen als barbarischer Despot portraitiert, obwohl er durch die Weiße Revolution versucht hatte, die traditionelle Barbarei im Iran hinter sich zu lassen.
Der Sturz des Schah wurde erst durch das negative Bild, das die Islamisten mit Hilfe ihrer linken Freunde in den Weltmedien zeichnen konnten, ermöglicht.
Wieder stehen den Islamisten, die im Iran nach wie vor herrschen und auch in der sunnitischen Welt mit den Muslimbrüdern nach der Macht streben, willfährige westliche Medien zur Verfügung, um einen westlich orientierten Barbaren zu dämonisieren.