Zwar wird im Moment lediglich der Gaza-Streifen offiziell von Muslimbrüdern regiert, trotzdem halte ich die Muslimbruderschaft für die mächtigste politische Organisation der islamischen Welt. Muslimbrüder präsentieren sich als dezent verschleierte „gemäßigte“ Islamisten, die auch gerne den Demokratie-Zug benützen, um an ihre Ziele zu gelangen.
Auch Mohammed musste sich in seiner Zeit in Mekka von seiner angenehmeren Seite zeigen. Hätte er sich gleich wie später in Medina benommen, wäre er wohl mit einem nassen Fetzen aus der Stadt gejagt worden. Solange man sich nicht in einer offenen kriegerischen Konfrontation wie in Syrien befindet, bietet der Mekka-Modus den Muslimbrüdern wesentliche Vorteile.
Man kann im Mekka-Modus Bündnisse mit europäischen Linken schließen und deren sozialdemokratische Parteien problemlos unterwandern. Überhaupt ist der dezente Schleier viel besser geeignet, die Aufnahmegesellschaften nicht wie bei der grotesken Burka gleich in Panik zu versetzen.
In Syrien waren die Muslimbrüder zwar militärisch nicht erfolgreich, sie hatten allerdings die westliche Berichterstattung über den Bürgerkrieg entscheidend gelenkt. Und zwar nicht über ihren aus Katar mit Milliarden betriebenen Propaganda-Sender Al-Jazeera, sondern über eine sogenannte „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“, die von einem Kleiderverkäufer aus Coventry betrieben wird:
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR), eines der wichtigsten Propagandamedien der terroristischen Muslimbruderschaft, leidet an Imageverlust:
Die angebliche Beobachtungsstelle verteilt weitum an Medien Berichte über den Krieg im Mittleren Osten. Schon länger war aufgefallen, dass diese Berichte sehr einseitig zugunsten der Terroristen des Islamischen Staates und der Jabhat al-Nusra ausfielen. Angeblich würden das syrische Regime und die US-geführte Allianz hauptsächlich Frauen und Kinder treffen, während die islamischen Freiheitskämpfer nur gegnerische Soldaten bestraften.
Wikipedia
(Osama Ali Suleiman – Betreiber der „Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte“)
Einem Osama mit Dschihadisten-Bart hätten westliche Journalisten wohl kaum alles unkritisch nachgeplappert, der Muslimbruder Osama Ali Suleiman wirkte hingegen offenbar sehr vertrauenerweckend.
Muslimbrüder distanzieren sich zwar vom „unislamischen IS“, faktisch ergreifen sie jedoch stets Partei für ihre Brüder im Kampf-Modus, die nach der Narrative der Muslimbrüder immer das Opfer „westlicher Angriffe gegen Muslime“ seien. Genauso wird auch die Burka von den dezent verschleierten Schwestern stets verteidigt.
Trotz aller Unterschiede gibt es nämlich nur einen Islam. Mohammed hat sich in Mekka zwar anders als in Medina benommen, trotzdem gab es nur einen Propheten. Auch wenn sich Muslimbrüder und Dschihadisten äußerlich nicht gleichen, gehören sie fest zusammen.
Egal wie lange Islamisten im gemäßigten Mekka-Modus bleiben, so endet der Koran immer in Medina. In der Türkei findet gerade der Übergang vom Mekka-Islam zum Medina-Islam statt, und auch in Ägypten wäre die Demokratie für die Muslimbrüder lediglich eine Station am Weg zum islamischen Staat gewesen.