Obwohl Frau Bierlein sämtliche politischen Gesetzes-Pläne der rechten Regierung wie das Kopftuchverbot in der Grundschule kritisiert hatte und sich gleich einen roten Kollegen als Vize geholt hat, ist nicht nur die linke Opposition mit der neuen Kanzlerin hochzufrieden, sondern auch die FPÖ.
Van der Bellen hat geschickt gewählt, weil die FPÖ Frau Bierlein für ihre eigene Kandidatin hält. Verblüffenderweise galt Bierlein bereits als VfGH-Präsidentin als FPÖ-Kandidatin. Um als rechte Kandidatin durchzugehen, reicht es offenbar schon aus, kein rotes Parteibuch zu haben. Eine echte Rechte hätte sowieso nie eine Chance gehabt.
Bierlein zeigt ein Paradoxon auf: trotz des politischen Rechts-Rutsches ist die Gesellschaft insgesamt (inkl. ÖVP und sogar auch FPÖ) links-liberaler geworden (was ursprünglich ganz meinen eigenen Wünschen entsprach).
Neben dem Journalismus ist die Justiz der Bereich, wo der Marsch durch die Institutionen besonders erfolgreich war. Jus gilt zwar im Vergleich zu den anderen linken Geisteswissenschaften immer noch als rechtes Studium. Die Rechteren gehen dann jedoch in der Regel in die Privatwirtschaft, während die Linkeren das öffentliche Recht beackern und besonders gerne Richter werden. Selbst Richter, die ursprünglich nicht aus dem linken Lager kommen, werden durch die Gruppe geprägt.
Österreich ist zwar heute wesentlich toleranter, liberaler und ausländerfreundlicher als vor 30 Jahren, was jedoch nicht heißt, dass man eine unbeschränkte Massenzuwanderung befürwortet und die Islamisierung unkritisch sieht. Kurz und Strache wurden nicht gewählt, weil die Ösis heute so rechts und ausländerfeindlich wären, sondern weil die Wähler aus legitimen Motiven keine Massenzuwanderung und Islamisierung wollten.
In Deutschland gab es so eine Wahlmöglichkeit in der entscheidenden Migrationsfrage nicht, da dort der gesellschaftliche Sieg der links-liberalen Einstellung, die in Medien und Kultur fast schon totalitäre Ausmaße angenommen hat, vom gesamten politischen Spektrum auch in der Migrations-Frage übernommen wurde.
Obwohl die deutschen Bürger wohl ähnliche Bedenken wie die Ösis zu Islam und Massenzuwanderung haben, hatten sie keine normale Partei zur Wahl, sondern hätten eine vom Establishment als „Nazis“ gebrandmarkte Partei wählen müssen.
Österreich droht nun eine ähnliche Enwicklung wie in Deutschland. Im Ernstfall würde sich Frau Bierlein nicht am Willen der Bevölkerung, sondern am Willen des Establishments orientieren.
Doch auch Kurz dürfte offenbar in der Migrations-Frage wieder die links-liberale Position des Establishments übernehmen. Die FPÖ wird wohl wie die AfD zur Pariah-Nazi-Partei werden und die Kluft zwischen Willen der Bevölkerung in der Migrations-Frage und dem, was politisch erlaubt ist, wird wie in Deutschland wachsen.