Auch wenn Katar ein Weltmeister der Doppelzüngigkeit ist und normalerweise stets darauf achtet, auf Englisch etwas völlig Anderes als auf Arabisch zu erzählen, konnten gewisse Tatsachen nicht verschleiert werden. Katar ist nun einmal ein Scharia-Staat. Gemäß der Scharia ist praktizierte Homosexualität als "Unzucht" mit dem Tod zu bestrafen, was sich nicht so toll mit dem Rainbow-Virtue-Signalling im Fußball-Zirkus verträgt. Auch das Klima-Virtue-Signalling beißt sich mit der Tatsache, dass Katar pro Kopf der größte CO2-Sünder der Welt ist.
Die von den linken Fans angeprangerte Behandlung von Gastarbeitern ist allerdings in Katar vermutlich besser als in den meisten anderen nicht-westlichen Staaten. Wäre die Behandlung wirklich so schlecht, wären die Arbeiter wohl nicht freiwillig dort. Das wirklich Problematische am Emir sind nicht die Arbeitsbedingungen für seine Wüsten-WM, sondern sein Bündnis mit dem politischen Islam. Katar war nicht nur der wichtigste Förderer der Jihadisten in Syrien und der Taliban in Afghanistan, sondern der superreiche Emir finanziert die auch im Westen überaus einflussreichen Muslimbrüder. Gerade die Muslimbrüder werden von linken Westlern jedoch oft für gute „Genoss*innen“ gehalten, weil sie sich nach außen scheinbar an den linken wokistischen Zeitgeist anpassen und vorbildlich gendern und sogar Regenbogen-Fahnen schwenken.
Die meisten Herrscher in islamischen Ländern sehen den politischen Islam hingegen zu Recht als Bedrohung an, egal ob es sich um säkulare Diktatoren oder absolutistische Monarchen (Katars Staatsform) handelt.
Warum hat Katar anders als alle anderen arabischen Diktatoren und Monarchen keine Angst vor den Muslimbrüdern?
Katar ist ein Land ohne eigenes Staatsvolk. Lediglich 300.000 der 3.000.000 Einwohner Katars haben die eigene Staatsbürgerschaft. Der Emir achtet penibel darauf, keine Araber als potenzielle Bürger ins Land zu lassen. Die WM-Stadien lässt sich der Emir von Indern oder Nepalesen errichten. Statt durch Asyl und Jobs auf seinen Baustellen unterstützt er seine syrischen Brüder lieber durch die Schaffung islamistischer Infrastruktur im westlichen Asyl-Mekka.
Während Katars Staatssender Al-Jazeera vom Westen die Aufnahme islamischer Flüchtlinge einfordert, hat das eigene Emirat selbst so gut wie keine syrischen Flüchtlinge aufgenommen, obwohl die Integration aufgrund der gemeinsamen Sprache und Religion im superreichen Emirat kein Problem gewesen wäre.
Ohne muslimische Araber im eigenen Emirat kann es sich der Emir erlauben, die mächtigste Organisation des politischen Islam zu fördern und zur Ausweitung der eigenen Macht zu nützen, ohne selbst dadurch gefährdet zu sein.
Katar hat mit 300.000 etwa gleich viele Staatsbürger wie Luxemburg. Bei Luxemburg sind dies immerhin 50% der Staatsbevölkerung, bei Katar nur rund 10%. Wie Herr Juncker bei der EU stellt sich der Emir des kleinen Katars auf die Schultern der riesigen Muslimbruderschaft, wodurch aus dem Bevölkerungszwerg auf einmal ein politischer Riese wird.