Grüne Vaterlandsliebe für die Ukraine?

Nachdem Selensky trotzig auf seiner Haltung gegenüber dem "Terroristen" und "Diktator" Putin, mit dem es keinen Frieden geben könne, beharrt hatte, kam es heute zur Eskalation mit Trump. Gute linksliberale Europäer und Amerikaner, die sonst mit Vaterlandsliebe notorisch wenig anfangen können, überschlagen sich seitdem mit patriotischen Solidaritätskundgebungen für die Ukraine. Der bunte, woke „No Border, No Nation“-Westen will bis zum letzten Mann für die Verteidigung der ukrainischen Grenzen kämpfen. Allerdings nur bis zum letzten ukrainischen Mann. Hoffentlich durchschauen das die Ukrainer rechtzeitig.

Obwohl man von Nationen und Grenzen sonst nicht allzuviel hält, sind die Grenzen einer ehemaligen Sowjet-Republik auf einmal heilig. Sobald die Ukrainer wirklich bei der EU wären, würde man sie allerdings genauso herablassend wie andere ehemalige Ostblock-Nationen behandeln. Die heutige Ukraine ist wie die meisten anderen ehemaligen Ostblockstaaten politisch-kulturell Putins Russland viel ähnlicher als dem woken Westen. Die Ukrainer sind wie die Russen konservative Nationalisten, die wie die Polen und die Ungarn innerhalb der globalistischen, woken EU wohl genauso schwer anecken würden.

Tatsächlich geht es zwischen Russland und Ukraine auf beiden Seiten um eine klassische nationale Sache. Nämlich um ein Gebiet, das von beiden Nationen beansprucht wird. Für die Ukraine spricht, dass der Donbas und die Krim nun einmal der Ukraine zugeschlagen wurden. Für Russland spricht die mehrheitliche Russisch-Sprachigkeit der Bevölkerung jener Regionen des neu entstandenen Nachbarlandes. Ich habe Verständnis für die nationale Sache der Ukrainer, sowie ich Verständnis für die nationale Sache der Russen habe. Aber ich bin ja auch ein böser Verfechter des Nationalstaats.

Was ich von Putins Angriff auf die Ukraine halte, habe ich von Anfang an dargelegt. Es gibt jedoch eine Vorgeschichte für Putins (indiskutables) Verhalten, das auch für den Westen kein Ruhmesblatt ist. Der Westen hat wiederholt historisch mit Russland verbündete Regime angegriffen (siehe Irak, siehe Syrien), neue Grenzen gezogen (siehe Jugoslawien) und bis in die allerjüngste Vergangenheit Revolutionen gegen gewählte prorussische Regierungen vor der Nase Russlands angezettelt (siehe Ukraine, siehe Georgien), die man wohl als böse "Insurrections" bezeichnet und verfolgt hätte, wenn sie gegen einen selbst gerichtet gewesen wären.

(Belgrad, 1999)

(Bagdad, 2003)

(Kiev, 2014)

(Tiflis, 2024)

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UnderCover

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philip.blake

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