Hat sich "Österreicher" selbst als Österreicher gesehen?

Obwohl der Attentäter von München in Österreich geboren wurde, trug er den bosnischen bzw. türkischen Namen Emrah. Wenn ein in Österreich geborenes Kind wirklich Österreicher werden soll, würde ein österreichischer Name wohl helfen. Wären Emrahs Eltern Chinesen gewesen und hätten sie ihren Sohn Michael genannt, wäre er trotz seines viel unterschiedlicheren Aussehens mutmaßlich ein Österreicher, der sich auch selbst als solcher bezeichnen würde.

Wenn ein hier geborenes Kind Emrah oder Mohamed genannt wird, wird es im Regelfall höchstens in seinem Pass ein "Österreicher". Natürlich gibt es Ausnahmen und Menschen, die hier nicht einmal geboren wurden, aber sich trotzdem binnen weniger Jahre als patriotische Deutsche, Schweizer, Österreicher fühlen wie ein Imad Karim, Kian Kermenshahi, Irfan Peci, Feroz Khan, Ali Utlu, Ahmad Mansour. Mein Facebook-Freund Emrah Erken, der in der Türkei geboren wurde, ist ein richtiger Schweizer.

Er ist jedoch die Ausnahme und nicht die Regel. Und wenn er oder ein Feroz Khan oder ein Ahmed Mansour hier einen Sohn haben sollten, wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht Mohamed oder Ali, sondern eher Julian oder David heißen. Wer ein Deutscher und nicht nur ein Pass-"Deutscher" werden will, soll sich zwar nicht selbst verleugnen, muss aber bereit sein, auch selbst etwas dafür zu geben bzw. aufzugeben.

Diese Frage hatte auch Theodor Herzl beschäftigt. Viele Juden der Hasburger Monarchie, die den Aufstieg ins Bürgertum geschafft hatten, wollten Deutsche werden, wurden aber von den Deutschen nicht akzeptiert, weswegen Herzl den Zionismus und die jüdische Nation als Ausweg fand. Das Judentum war immer mehr nur eine Relgion, sondern stets auch ein Volk.

In Vielvölkerstaaten wie der KK-Monarchie, dem Osmanischen Reich, der UdSSR, Tito-Jugoslawien war ein Nebeneinander der Völker möglich. Eine Demokratie funktioniert jedoch nur, wenn es eine souveräne Nation gibt. Die Amerikaner empfinden sich trotz unterschiedlicher Abstammung als eine starke souveräne Nation. Wenn dieses gemeinsame Nationalgefühl fehlt, ist nur das Nebeneindander der Völker und Konfessionen unter einem großen Sultan, Kaiser, Diktator möglich, der über seine Untertanen bzw. Völker herrscht.

Wir bewegen uns in Europa und den USA auf so etwas wie einen globalen westlichen Vielvölkerstaat ohne "Borders" und ohne "Nation" hin, der allerdings keine Demokratie sein kann und an den eigenen Widersprüchen wohl rasch zerbrechen bzw. wie eine bunte Seifenblase zerplatzen wird.

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